Pascal Turin
Die Stadt Zürich ist Eigentümerin von 12 Landwirtschaftsbetrieben. 11 davon sind verpachtet, der Gutsbetrieb Juchhof in Altstetten wird durch Mitarbeitende von Grün Stadt Zürich bewirtschaftet. Einer der verpachteten Bauernhöfe ist der Schipferhof in Wollishofen. Hier hält Landwirt Christian Sierts 20 Mutterkühe mit ihren Kälbern und rund 50 Hühner. Zudem pflegt er Hochstamm-Obstbäume. Seine Ehefrau Barbara Braun betreibt den Bio-Hofladen. Doch Ende 2026 ist damit Schluss. Dann will die Familie Sierts Braun nach über 30 Jahren auf dem Schipferhof in Pension gehen.
Die Stadt gleist darum die Nachfolge auf. Viel ist möglich und offen – darunter, ob es weiterhin Kühe gibt. «Wir wollen die Bevölkerung möglichst früh einbeziehen und ihre Ideen sowie Wünsche abholen», sagt Markus Wittmer, Projektleiter Landwirtschaft bei Grün Stadt Zürich. Die Dienstabteilung ist für die Verpachtung der 11 stadteigenen Höfe zuständig.
Am 18. November findet eine Mitwirkungsveranstaltung mit Workshops statt. Es ist das erste Mal, dass Grün Stadt Zürich für die Verpachtung eines Hofs die Bevölkerung in dieser Form einbezieht.
In Schwamendingen gab es Kritik
Die offensive Kommunikation der Stadt hat ihren Grund: Seit im Landwirtschaftsbericht 2016 zu lesen war, dass der Schipferhof das Potenzial für einen Quartierhof biete, ist der Bauernhof immer mal wieder Thema in den Medien. Ein Teil der Wollishoferinnen und Wollishofer rief zum Widerstand auf. Sie befürchteten, dass die traditionell-bäuerliche Bewirtschaftung durch eine Art Erlebnishof abgelöst wird, ähnlich wie der «Wynegg»-Quartierhof in Riesbach. Dieser Hof wird von einem Verein geführt. Die Bevölkerung hilft zum Beispiel bei der Apfel-Ernte mit oder kümmert sich um die Schafe. Der Quartierverein Wollishofen schrieb dem Stadtrat damals sogar einen Brief. Der grundsätzliche Tenor: Der Schipferhof soll in seiner heutigen Form weitergeführt werden.
Ausserdem gab es am Anfang in Schwamendingen Kritik, als bekannt wurde, dass beim Huebhof ein Pächterwechsel anstand. Seit diesem Jahr werden von einer Pächtergemeinschaft Gemüse nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft angebaut. Wer will, kann ein Gemüse-Abo buchen, muss aber ein paar Stunden pro Jahr mitarbeiten. Die beliebten Hochlandrinder gibt es hingegen nicht mehr. Dafür weidet auf dem Land eine kleine Herde rätischer Grauvieh-Kühe. Hintergrund für den Pächterwechsel auf dem Huebhof war, dass das langjährige Pächterpaar Claudia und Thomas Ryffel in Pension ging. Die Situation ist also ähnlich wie in Wollishofen.