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Zürich 2
24.11.2023
27.11.2023 09:17 Uhr

Dieses Theater sucht ein neues Zuhause

Die Kinder haben eine eigene Eingangstür. Claudia Seeberger und Johannes Hardmeier haben das Theater Purpur gegründet.
Die Kinder haben eine eigene Eingangstür. Claudia Seeberger und Johannes Hardmeier haben das Theater Purpur gegründet. Bild: Karin Steiner
Im Theater Purpur in der Enge können Kinder seit 20 Jahren ihre Fantasie ausleben, Theater geniessen oder selber spielen, forschen und eigene Projekte verwirklichen. Nun werden neue, grössere Räume gesucht – idealerweise im Kreis 2.

Karin Steiner

Langsam füllt sich der Vorraum des Theaterhauses. Die Kinder benutzen die kleine, grüne Tür als Eingang, die Erwachsenen die grosse Tür und wechseln an der Kasse mit Claudia Seeberger und Johannes Hardmeier, dem Gründer- und Leiterteam des Theaters Purpur, ein paar Worte. Man kennt sich, man ist häufig Gast in dieser Kulturstätte für Gross und Klein. Gespannt warten die Kinder, bis Olivia Stauffer, Theaterpädagogin im Purpur, den roten Vorhang öffnet und das Publikum hereinbittet.

Die Kinder kennen den Betrieb – sie haben ihre Schuhe ausgezogen, um es sich auf den Matten bei den Bänken so richtig gemütlich zu machen. Gespielt wird heute «Frau Kägis Nachtmusik», ein Ein-Frau-Stück des Vorstadttheaters Basel. Während Schauspielerin Gina Durler alias Johanna Kägi, eine liebenswerte, etwas chaotische Musiklehrerin, von den Freuden und Nöten ihres Alltags mit Worten, Tönen und Gesang erzählt, herrscht absolute Ruhe im kleinen Saal, einzig hin und wieder durch Gelächter unterbrochen. Im Anschluss an die Vorstellung trifft man sich im angrenzenden gemütlichen Bistro, um etwas zu trinken und sich über das Stück auszutauschen.

Theater für alle Generationen

Auf der Bühne des Purpur wird regelmässig professionelles Theater von Gast-Ensembles geboten. Ein wichtiger Teil ist aber auch das regelmässige partizipative Programm. Dieses wird vom siebenköpfigen Purpur-Team und internen oder externen Fachexperten entwickelt und gemeinsam mit Kindern, Eltern und Grosseltern umgesetzt. So bauen Kinder und Erwachsene beispielsweise im Projekt Wandelhaus das Purpur während mehrerer Tage mit den verschiedensten Materialien zu etwas Neuem um.

Auch im Kunstlabor ist alles möglich, hier wird gespielt und gebastelt, gemalt und kreiert. Zwischen den Schulferien gibt es Projekte wie die Theaterreise oder den Spieltag. Dabei wird improvisiert, werden Geschichten erfunden, im Kostümfundus gestöbert und fantasiert.

Derzeit wird zum Beispiel mit dem «uantuzten theaterkollektiv zürich» am Stück «Best Worst Case» gearbeitet. Dieses hat mit einer Projektwoche gestartet und wird nun an verschiedenen Sonntagen weiter gestaltet. Dabei werden die Kinder Teil des Projektteams und lassen ihre Fragen und Ideen einfliessen. Das Stück wird am 26. Mai 2024 uraufgeführt werden.

20 Jahre Kinderkultur

Damit Kinder ihre grenzenlose Fantasie und ihren Forscherdrang ausleben, aber auch Kultur kennenlernen können, mietete das Gründer-Team vom Purpur vor 20 Jahren die leerstehenden Räume einer ehemaligen Druckerei an der Grütlistrasse in der Enge und eröffnete darin das Kindertheater Purpur. «Es gibt kaum professionelle Kindertheater, in denen Kinder regelmässig altersgerechtes Theater sehen, aber auch selber spielen können», sagt Claudia Seeberger.

Im Lauf der Jahre ist das Theater unter der Trägerschaft des gemeinnützigen Vereins Theater Purpur stetig gewachsen. Viele Stiftungen, aber auch die Stadt Zürich unterstützen und fördern das Theater seitdem.

Doch seit längerer Zeit ist das Purpur auf der Suche nach grösseren Räumlichkeiten. Die bestehenden sind längst zu eng geworden und zudem befinden sie sich in einem privaten, alten Gebäude, dessen Zukunft offen ist. «Wir können hier nicht mehrere Angebote gleichzeitig durchführen», so Claudia Seeberger. «Entweder wird die Bühne gebraucht für das Theater, oder dann werden die Räume für die anderen Angebote genutzt. Wir müssen alles hintereinander statt miteinander durchführen, und das widerspricht unserem Grundsatz der Teilhabe und Partizipation.»

Das Purpur-Team wünscht sich schön gelegene, zahlbare Räumlichkeiten, die gut erreichbar sind. «Es wäre natürlich ideal, wenn wir im Kreis 2 bleiben könnten, aber die Auswahl ist sehr beschränkt. Auch eine Zwischennutzung käme für uns in Frage, wenn sie längerfristig ist.»

Das Theater Purpur ist ein Drei-Generationen-Projekt mit Angeboten für Kinder, Eltern und Grosseltern. Am liebsten wäre es an einem Ort, der wuselt und lebt. Ein Ort, an dem man Synergien nutzen, sich treffen und austauschen kann. Denn das Purpur ist eine Art Gegenentwurf zur heutigen Digitalisierung und Zeitnot. «Die Stadt Zürich ist offen für Kinderkultur, wir tragen unseren Teil dazu bei», sagt Claudia Seeberger. «Wir haben noch so viele Ideen, die wir umsetzen möchten, wenn wir mehr Platz zur Verfügung haben. Das Purpur-Herz schlägt für die Fantasie der Kinder.»

Karin Steiner/Zürich24