Robin Walz
Seit mehreren Monaten wird bei der Glatt im Altried intensiv gearbeitet. Eine Strecke von rund 700 Metern, die sich von der alten Brücke an der Winterthurerstrasse bis gegenüber dem Gebäude der Abwasserreinigungsanlage Neugut durchzieht, soll «revitalisiert» werden. Revitalisierung bezieht sich gemäss dem Bundesamt für Umwelt Bafu auf die «Wiederherstellung von naturnahen Bächen, Flüssen und Seen mit ihren charakteristischen Tier- und Pflanzenarten».
Die Revitalisierungsarbeiten des Glatt-Abschnitts sind inzwischen weitgehend abgeschlossen. Auf dem vormals kanalisierten und begradigten Abschnitt ist ein vielfältiger, artenreicher Lebensraum entstanden. Der Fluss mäandriert wieder wie einst. Mit der offiziellen Einweihung hat die Baudirektion des Kanton Zürichs kürzlich einen grossen Meilenstein erreicht.
Tiere und Pflanzen profitieren
Gemäss der Baudirektion dient die Revitalisierung der Glatt im Altried zwei übergeordneten Zielen. Einerseits soll der zuvor kanalisierte Abschnitt zu einem wertvollen Lebensraum für standorttypische Tiere und Pflanzen umgewandelt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden mehrere Massnahmen getroffen.
Die alten, harten Uferverbauungen wurden durch natürliche Materialien, wie Baumstämme oder Steine, ersetzt, die im Wasser als Verstecke für Fische und an Land als sonnige Plätzchen für Zauneidechsen dienen sollen. Ein neuer Teich wurde angelegt, bei welchem sich beispielsweise Eisvögel oder Prachtlibellen wohlfühlen können.
Zudem werden die beiden Seitenbäche der Glatt – der Sagentobelbach und der Hirzenbach – im Mündungsbereich so umgestaltet, dass der Durchgang für die Fische erleichtert wird. Über den beiden Mündungen wurden Brücken gebaut, damit darunter schattige und kühle Wasserplätze entstehen, von welchem besonders kleinere Fische profitieren. Zu den Tierarten, die im Glatt-Abschnitt künftig ein neues Zuhause finden sollen, gehört unter anderem auch der Biber. An den Bäumen sind erste Frassspuren zu finden. Das zeigt: Die Baumassnahmen wirken bereits.
Neuer Erholungsraum entsteht
Neben vielfältigen Tieren und Pflanzen hat die Revitalisierung der Glatt im Altried ein weiteres Ziel: Es soll auch ein Gebiet werden, in welchem Menschen sich erholen und die Natur geniessen können. Zu diesem Zweck wurde der Uferweg auf der linken Glattseite verbreitert und von einer begradigten zu einer kurvenreichen Form umgestaltet, mal näher, mal weiter vom Wasser entfernt. Diese abwechslungsreiche Gestaltung soll Velofahrern und Spaziergänger zugutekommen, die aufgrund der Verbreiterung auch genügend Platz haben.
Ausserdem verbesserte man an mehreren Stellen, besonders am linken Ufer, den Zugang zur Glatt. Neu gebaute Treppen, Plattformen und Sitzelemente erlauben es, am Fluss zu verweilen und die Natur zu beobachten. Obwohl das rechte bewaldete Glattufer für die Natur und nicht die grosse Masse vorgesehen ist, gibt es auch dort Möglichkeiten für Naturliebhaber. Dank dem Bau eines Trampelpfads bleibt der Durchgang durch einen Teil der Waldstelle möglich.
Beide Glattufer wurden mit Bäumen, Sträuchern und Blumenwiesen bepflanzt. Auch dies soll dazu beitragen, dass sich Erholungssuchende und Naturfreunde im revitalisierten Glatt-Abschnitt zu Hause fühlen. Die Massnahmen tragen schon erste Früchte: Mehrere Spaziergänger benutzen bereits den Uferweg. Und ein Hund beschnüffelt unter Begleitung seines Herrchens die neuen Düfte, die dank der Revitalisierung entstanden sind.