Dominique Rais
Zur Jahrhundertwende galt er als Zürcher Stadtoriginal: der Bildhauer, Tierfreund und Menagerie-Betreiber Urs Eggenschwyler (1849–1923). Seine Werke zeigen das Faible des Künstlers für Raubkatzen – insbesondere für Löwen. Seine imposanten Statuen von Zürichs Wappentier, dem Löwen, haben in der Limmatstadt bis heute Bestand.
Mit der 1894 geschaffenen «Zürileu»-Skulptur, die noch heute auf dem Hafendamm Enge thront, hat Eggenschwyler der Stadt ein unverkennbares Denkmal geschaffen. Und auch anderenorts in der Stadt finden sich seine Werke – etwa bei der Stauffacherbrücke. Im Jahr 1899 erbaut, wachen auf den Pylonen seither vier sitzende Bronzelöwen hoch über der Sihl.
Aufgrund der Vielzahl an Löwenstatuen, die Eggenschwyler damals erschuf, kam es nicht von ungefähr, dass ihn sein Freund und Gönner, der Zürcher Schriftsteller Gottfried Keller (1819–1890), dereinst als den «Leuenmacher» von Zürich betitelte.
Das «Züri-Leuli» und sein Ziehvater
Auch mit Albert Heim (1849–1937), damals Professor für Geologie an der ETH Zürich, verband Eggenschwyler eine langjährige Freundschaft. Darüber hinaus stand ihm Heim auch als Gönner und Förderer zur Seite. Über seinen Freund Eggenschwyler sagte er einst: «Er modellierte Tiere nicht, um sich als Künstler zu zeigen, vielmehr, um das Tier und seine Schönheit zu zeigen und festzulegen. Er hatte Künstlerbewusstsein ohne Künstlerhochmut.»
Nebst seiner Arbeit als Bildhauer und Maler war er auch als Gestalter künstlicher Felsanlagen in Zoos und Tierparks im In- und Ausland tätigt – etwa für den St. Galler Wildpark Peter und Paul, den Basler Zolli sowie den Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Eggenschwyler, der mit Tieren aufgewachsen und aufgrund einer Scharlacherkrankung seit seiner Kindheit schwerhörig war, fühlte sich schon damals mehr den Tieren als den Menschen verbunden.