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Zürich West
02.12.2023
30.11.2023 13:20 Uhr

Chancengerechtigkeit für hochbegabte Kinder

Katrin Wüthrich (links) und Joëlle Huser stellten sich den Fragen aus dem Publikum.
Katrin Wüthrich (links) und Joëlle Huser stellten sich den Fragen aus dem Publikum. Bild: Roland Schaller
Was haben Chancengerechtigkeit und Hochbegabung miteinander zu tun? Diese Frage wurde an einer Veranstaltung der Kreisschulbehörde Limmattal von der Expertin Joëlle Huser beantwortet.

Gut achtzig Lehrerinnen und Lehrer, Betreuungsmitarbeitende, Eltern und Behördenmitglieder nahmen kürzlich an der Veranstaltung in der Alten Kaserne teil. Das Referat ist Teil einer Reihe von Anlässen, bei welchen sich die Kreisschulbehörde Limmattal mit dem Thema Chancengerechtigkeit befasst.

Auf Einladung von Schulkreispräsidentin Katrin Wüthrich referierte Joëlle Huser, Autorin des renommierten Wegweisers «Lichtblick für helle Köpfe», über «Hochbegabung oder hochsensitiv». Dass fehlende Aufmerksamkeit oder Hyper­aktivität auch ein Merkmal von Hochbegabung sein kann, war einer der neuen Aspekte für einige Veranstaltungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Hochbegabte Kinder sind nicht nur intellektuell hochbegabt, sondern auch emotional, so die Referentin. Diese Kinder sind immer auf Draht und besitzen eine intensive Gefühlswelt. Huser verwendet so auch vorwiegend den Begriff «Hochsensitivität» oder «overexcitability» statt «Hochbegabung». Ein «Ich weiss nicht ...» zeugt beispielsweise nicht zwingend von Nicht-Wissen – Hochbegabte weisen oft perfektionistische Züge auf, haben Angst vor Fehlern und können sich deshalb nur schwer entscheiden. Sie meiden sogar anspruchsvolle Aufgaben. Auch glauben sie, nur Leistung verdiene Liebe.

«Fehler sind Lernchancen» oder «kritische Rückmeldungen helfen, besser zu werden» sind nur zwei der «gesunden Sätze», welche heilsam gegen perfektionistische Selbstzerfleischung wirken können, sofern konsequent eingesetzt.

Doch nicht nur Perfektionismus, auch Unterforderung und emotionale Hochsensitivität können auf Dauer krank machen. Für die Kinder ist es deshalb entscheidend, dass Lehrpersonen wie Erziehungsberechtigte auch für Hochbegabung respektive Hochsensibilität sensibilisieren werden. Auch Kindern mit hohem Potenzial soll ein begabungsgerechter Unterricht zuteil werden. Ein erster Schritt dabei ist, die Merkmale von Hochbegabung richtig zu lesen, um angemessen auf diese Kinder eingehen zu können.

«Die Schulen haben sich begabungs­gerechten Unterricht auf die Fahne geschrieben. Hierbei liefert das Referat von Joëlle Huser einen wichtigen Beitrag, ein Bewusstsein auch für hohes kognitives Potenzial bei Kindern zu schaffen», konstatierte Katrin Wüthrich zum Abschluss des inspirierenden Abends.

Vier Regeln für begabungs­gerechten Unterricht

  • Interessen/Begabungen abholen
  • Sensibilität berücksichtigen
  • Ersatzaufgaben statt Zusatzaufgaben
  • Eigene Projekte nach Wahl
José Wolf, Kreisschulbehörde Limmattal