Zürich ist nicht nur Bank-, Industrie- und Bildungsstadt, sondern auch eine Kulturstadt.
Es gibt die ganz grossen Institutionen wie Opernhaus, Tonhalle, Schauspielhaus, Kunsthaus, dazu unzählige kleine Theater, Museen, Orchester, Vereine, Galerien, Festivals. Sehr viel dieser kulturellen Institutionen sind auf die finanzielle Unterstützung der Stadt Zürich angewiesen, mehr als 70 bekommen Beiträge, gesamthaft sind dies weit über 100 Millionen Franken jährlich.
Trotzdem ist es für viele Institutionen nicht einfach, sich für diese Beiträge zu qualifizieren. Die Förderung kleinerer Tanz- und Theaterinstitutionen wurde mit einem Anforderungskatalog dieses Jahr neu aufgegleist. Es sollten Veränderungen im Kreis der Beitragsempfänger möglich sein. Nach Prüfung der eingereichten Konzepte entschied sich die Jury, die Gelder neu zu verteilen. Die von vielen geschätzten Kleintheater Keller62 und Stok mussten über die Klinge springen. Dies tat uns leid, doch weil es der aktuellen Konzeptförderung entspricht und wir uns für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Steuergeldern einsetzen, mussten wir dies akzeptieren. Immerhin bekommen die zwei Betroffenen in der Übergangszeit Unterstützung.
Letzten Mittwoch behandelte der Gemeinderat fast ein Dutzend Vorlagen (Weisungen) zu Beiträgen an Kulturinstitutionen in den kommenden Jahren 2024 bis 2027.
Richtig hitzig wurde die Debatte zum Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien. Dieses Institut fördert bei Kindern die Lesekompetenz. Ein Redner von der rechten Seite kritisierte, dass in vielen Bücher auf der Empfehlungsliste queere Menschen vorkommen und auch Themen wie Genderfragen, Rassismus, Flüchtlingspolitik, Klimawandel oder Fleischkonsum behandelt werden. Diese Kritik provozierte harsche Reaktionen auf der Gegenseite. Einerseits wurde gesagt, dass dies gesellschaftlich relevante Themen seien, mit denen sich auch Kinder und Jugendliche beschäftigen sollten, anderseits wurde dem Redner vorgeworfen, für Indoktrination einzustehen und eine Entwicklung zu Zensur und Bücherverbrennung wie im Dritten Reich anzustreben. Dieser starken Beschuldigung, die einer Diffamierung gleichkam, folgten wie im Gemeinderat üblich persönliche Erklärungen beider Seiten mit Schuldzuweisung an die andere Seite. Zum Ende der entgleisten Debatte gab es aber auch ein Votum, das zu Besonnenheit aufrief und das rüde Angehen anderer Votanten als inakzeptabel bezeichnete. Nach dieser hektischen Debatte stimmte der Rat mit grosser Mehrheit, inklusive Mitte/EVP-Fraktion, dem Beitrag zur Förderung des Lesens von Kindern und Jugendlichen zu.