Hans Frick. Der eben gestorbene Alt-Stadtrat gehörte dem Landesring der Unabhängigen (LdU) an, einer Art Grünliberale, die ihre politischen Höhepunkte in den 1970er und 1980er Jahren hatte.
Frick verstarb am 6. Dezember im Alter von 93 Jahren im Alterszentrum Burstwiese, wie der Stadtrat mitteilte. Frick war von 1970 bis 1990 Mitglied des Stadtrats von Zürich und Vorsteher des damaligen Polizeiamts, dem heutigen Sicherheitsdepartement.
Nachgang der Globuskrawalle
1970 trat Hans Frick als Vertreter des LdU sein Amt als Vorsteher des damaligen Polizeiamts an. Während seiner 20-jährigen Amtszeit erlebte er von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägte Jahre, die den gesamten Stadtrat forderten. Sein Amtsantritt fiel in die Zeit des Nachgangs zu den Globuskrawallen von 1968, die grosse Personalwechsel im Polizeikorps zur Folge gehabt hatten. Mitte seiner Amtszeit stellten die Jugendunruhen Anfang der 1980er-Jahre eine Bewährungsprobe dar, die grosses Durchhaltevermögen und ständige Präsenz des Polizeivorstands erforderten.
Live: Talkrunde mit viel Zunder
Noch heute unvergessen ist die TV-Sendung von SRF «CH-Magazin» vom 15. Juli 1980. Hans Frick war ebenfalls in der Talk-Runde, in der mit Anna und Hans Müller (auch Herr und Frau Müller) zwei Aktivisten der Zürcher Jugendunruhen unter Pseudonym auftraten. Die Episode gilt noch heute als einer der grössten TV-Skandale in der Deutschschweiz.
Die beiden Aktivisten trafen in der Talkshow zudem auf die damalige Stadträtin Emilie Lieberherr (SP), den Polizeikommandanten der Stadt Zürich sowie den Stadtzürcher SP-Präsidenten. Statt sich für die Ziele der Aktivisten einzusetzen, spielten die beiden die Rolle besorgter Bürger und forderten wider Erwarten repressivere Massnahmen gegen die Aktivisten. Diese laut Wikipedia-Eintrag «paradoxe Intervention» von Herrn und Frau Müller führte in der Sendung zur Eskalation. Die anwesende Stadträtin drohte, die Livesendung zu verlassen. Bürgerliche Kreise reagierten im Nachgang zur Sendung mit grosser Empörung.
Dann kam die Drogenmisere
Für Hans Frick war mit den 80er-Jahr-Unruhen noch nicht der Höhepunkt der Probleme erreicht. Denn das Ende seiner Amtszeit war laut einer Mitteilung des Stadtrats «geprägt von der offenen Drogenszene, die sich Mitte der 1980er-Jahre auf dem Platzspitz neben dem Landesmuseum ansiedelte». Zürich war während Jahren im medialen Brennpunkt der Welt, wenn es um den (illegalen) Drogenkonsum ging. Besonders negativ: Der Staat verbot damals die Herausgabe von sterilen Spritzen, was Krankheiten Tür und Tor öffnete.
Mehr Patrouillen, tiefere Tempi
Zum Positiven: Während seiner Amtszeit setzte sich Hans Frick für eine zeitgemässe Ausrüstung und moderne Einsatzdoktrin der Stadtpolizei sowie für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden ein. Mit innovativen Konzepten wie der «Dörflipatrouille» wurde der Fokus der Stadtpolizei unter seiner Vorsteherschaft auf die Präsenz auf den Strassen und in den Quartieren gelegt. Laut dem Stadtrat leistete er als Vorsteher des Polizeiamts «mit Massnahmen wie der Herabsetzung von Geschwindigkeitslimiten auch wichtige Beiträge zur Unfallverhütung.»
Während seiner Amtszeit reduzierte sich die Zahl der Verletzten im Stadtverkehr um die Hälfte und die Zahl der Todesopfer um drei Viertel. Mit der Schaffung eines «Stabs zur Förderung des öffentlichen Verkehrs» setzte er auch umweltpolitische Akzente. In seiner zweitletzten Legislaturperiode setzte er mit neuen Führungskräften schliesslich auf eine verjüngte Polizeileitung. In seine Zuständigkeit gehörten neben der Stadtpolizei auch die Einwohnerkontrolle, die Feuerwehr, der Zivilschutz, die Quartierämter und die Kreiskommandos. Hans Fricks Umgang mit seinen Mitarbeitenden war geprägt von Respekt und Wertschätzung. 1990 zog er sich mit seinem freiwilligen Rücktritt aus dem Stadtrat aus der Politik zurück.
Die Trauerfeier findet am Montag, 18. Dezember, um 14.30 Uhr in der Thomaskirche (Burststrasse 44, 8055 Zürich) statt.