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Zürich Nord
23.12.2023
28.12.2023 13:42 Uhr

Heute ist er, der beschwerliche Kilimandscharo-Gipfelsturm

Ziel errungen: Klaus Homburg hat den Gipfel erreicht.
Ziel errungen: Klaus Homburg hat den Gipfel erreicht. Bild: zvg.
Gemeinsam mit fünf weiteren Abenteuerlustigen bestieg Klaus Homburg den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo. Begleitet wurde die Gruppe von einem Kamerateam, das aus den Erlebnissen einen Dokumentarfilm drehte. Zu sehen ist der Dreiteiler am 28. Dezember auf SRF 1.

Karin Steiner

«Die Reise war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung», zieht Klaus Homburg drei Monate nach der Rückkehr Bilanz. «Ich habe wunderschöne Landschaften gesehen, tolle Menschen kennengelernt und Freunde fürs Leben gefunden. Auf einer solchen Reise kann man keine Fassade aufrechterhalten, man lernt sich selber intensiv kennen.» 

Angefangen hat alles damit, dass Klaus Homburgs Frau auf Facebook einen Aufruf sah, in dem das Schweizer Fernsehen Leute suchte, die gemeinsam das Abenteuer Kilimandscharo meistern wollten. «Sie ermunterte mich, mich anzumelden, weil ich doch so gerne in den Bergen wandere und Ski fahre. Erst zögerte ich, denn ich hatte mich eben erst selbstständig ­gemacht», sagt der Anästhesist, der sein Büro im Glattpark betreibt und in Zürich-Affoltern wohnt. Er habe sich jedoch trotzdem mit einer Beschreibung seiner Person beworben, aber nicht damit gerechnet, dass er ausgewählt würde. 

Doch dann wurde er zu einer Online-Sitzung mit unter anderem Regisseurin Michèle Sauvain eingeladen. «Das war sehr intensiv. Sie haben mich über Gott und die Welt ausgefragt. Ich war danach richtig erledigt.» Es folgte ein weiteres Treffen mit Produzent Frank Senn und dann stand fest, dass er ausgewählt worden war. Ende Mai kam die Zusage für das Abenteuer, das im August startete. «Es haben sich viele Leute angemeldet. Aber da man die Kosten von 5000 bis 8000 Franken selber tragen musste, haben sich wohl einige zurückgezogen.»

Erstes Treffen am Flughafen

Die anderen Teilnehmenden lernte er erst am Flughafen vor der Abreise in einem Café kennen. «Ich war aufgeregt. Was, wenn mir jemand nicht sympathisch wäre?» Doch die Sorgen waren unbegründet, die drei Frauen und drei Männer, die zusammengewürfelt worden waren und unterschiedlicher nicht hätten sein können, verstanden sich auf Anhieb gut und kamen schnell ins Gespräch. Das war eine optimale Voraussetzung, denn schliesslich ging es nicht nur darum, die 48 Kilometer auf den knapp 5895 Meter hohen Berg zu schaffen, sondern auch, sich als Team zu beweisen. 

Kurz darauf startete das Abenteuer. «Das Handy habe ich ausgeschaltet und erst wieder nach der Landung in Zürich eingeschaltet. Das war so mit meiner Familie abgemacht – keine Nachrichten sind gute Nachrichten», sagt der Vater zweier 18-jähriger Zwillingstöchter und eines 15-jährigen Sohnes. Der Flug nach Tansania dauerte einen Tag. «Der Anflug auf den Flughafen war eindrücklich, wir sahen den Berg und der Gedanke, dort ­hinauf zu wandern, war ganz speziell. Aber kaum in Afrika angekommen, war man in einer anderen Welt. Alles ist dort entschleunigt.»

Bald stiess die Schweizer Gruppe, die mit dem Filmteam aus 15 Leuten bestand, mit den sechs einheimischen Guides sowie 65 Gepäckträgern zusammen. «Es fiel mir anfangs schwer, dass jemand für mich das Gepäck tragen musste. Aber wir erfuhren, dass diese Jobs für die Leute sehr wichtig und gut bezahlt sind. Dadurch haben sie ein festes Einkommen und können ihre Kinder auf englische Schulen schicken. Und wir hätten die Ware ja auch nicht selber schleppen können. Die Zelte und Unterlagen, das Essen für die ersten Tage – das waren gewaltige Mengen. Wir selber waren nur für unseren Rucksack mit der nötigen Ausrüstung verantwortlich.» Während der zehntägigen Tour habe man mit den Guides einen guten Kontakt aufbauen können, der bis heute anhalte. «Sie sprechen gut Englisch, aber mit afrikanischem Akzent. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist die Unterhaltung kein Problem.»

  • Der Kilimandscharo, bestehend aus drei erloschenen Vulkanen, präsentiert sich im Licht der Abendsonne. Ihn zu besteigen war ein grosses Erlebnis für die Gruppe.  Bild: zvg.
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  • Das Filmteam begleitete die Gruppe ständig. Regelmässig gab es Besprechungen im Team. Bild: zvg.
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  • Gute Stimmung am Flughafen: Klaus Homburg (hinten rechts) hat die Gruppe erst kennengelernt. Bild: zvg.
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Ein riesiger Schutthaufen

Den Kilimandscharo beschreibt Klaus Homburg erst einmal als riesigen Schutthaufen, als Kiesgrube. «Im unteren Bereich gibt es Vegetation, dann folgt eine Dschungel-Landschaft und ab ungefähr 4000 Metern sieht der erloschene Vulkan aus wie eine Mondlandschaft. Das Gestein bildet manchmal ganz bizarre Formen.»

Was die benötigte Kondition betrifft, ist der Aufstieg für einen gesunden Menschen, der hin und wieder etwas Sport betreibt, gut machbar. «Wir mussten zuvor keine gesundheitlichen Checks machen. Aber ich habe mich im Vorfeld trotzdem etwas vorbereitet, indem ich mehrmals wöchentlich joggen ging.»

Den Berg bestieg die Gruppe auf der Lemosho-Route. Der Trip dauerte acht Tage. Die letzte Etappe auf den Gipfel ist mit 1395 Höhenmetern jedoch ziemlich anspruchsvoll. Probleme bereiten oft Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. «Auch in unserer Gruppe hatten ein paar Leute mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen», erzählt Klaus Homburg. «Das Base-Camp befindet sich auf 4700 Metern. Die letzte Etappe war happig, wir kamen nur sehr langsam voran, denn der Sauerstoffmangel war deutlich spürbar. Doch es war ein unglaubliches Gefühl, als wir oben ankamen. Wir haben es als Gruppe geschafft!»

Da er keinen Handy-Empfang hatte, nahm er abends jeweils Sprachnachrichten auf, in denen er seine Erlebnisse und Gefühle dokumentierte und die er am Ende der Reise der Familie schickte. Ausserdem sind unzählige Fotos entstanden, die an das Erlebte erinnern. 

Während der Reise ist die Gruppe intensiv zusammengewachsen. «Es sind Freundschaften entstanden, die ein Leben lang halten werden. Bereits haben wir uns zweimal getroffen und haben regen Kontakt.»

Das nächste Treffen der Gruppe und mit allen Angehörigen findet am 28. Dezember, am Tag der Übertragung des dreiteiligen Dokumentarfilms, der auf der Reise entstanden ist, im Fernsehstudio statt. «Wir haben den Film bisher nicht gesehen und sind natürlich sehr gespannt, was daraus geworden ist. Man hofft, dass man keine blöden Antworten gegeben hat und nicht in ungünstigen Szenen gefilmt worden ist. Aber ich habe Vertrauen zum Filmteam und bin überzeugt, dass es uns optimal dargestellt hat.»

«Abenteuer Kilimandscharo» auf SRF 1 am 28. Dezember

Das Kilimandscharo-Massiv besteht aus drei erloschenen Vulkanen, deren höchster mit 5895 Metern der Kibo ist. Es führen verschiedene Routen auf den Berg, wobei die Lemosho-Route mit 48 Kilometern als einfachste, aber längste Route gilt. 

Die dreiteilige Dok-Serie «Abenteuer Kilimandscharo» ist am 28. Dezember von 20.05 bis 23.15 Uhr auf SRF 1 zu sehen. 

Karin Steiner