Balz Bürgisser, was bedeutet für Sie als Quartiervereinspräsident von Witikon der Rückzug der Swisscanto mit ihrem Plan für die Bebauung des Areals Harsplen?
Nach meinen Informationen hält die Swisscanto an der Überbauung Harsplen fest. Sie will lediglich die Erschliessung des Areals für den Individualverkehr neu planen.
Fehlen nun nicht einfach die 350 geplanten Wohnungen?
Die circa 370 Wohnungen werden entstehen – allerdings mit gewisser Verzögerung. Ich befürchte, dass teure Wohnungen entstehen werden, die sich der Mittelstand nicht leisten kann. Witikon braucht dringend neue preisgünstige Wohnungen. So können Witikerinnen und Witiker, deren Wohnung wegen Sanierung oder Ersatzneubau gekündigt wird, im Quartier bleiben. Das ist insbesondere für Familien mit Kindern und für ältere Menschen existenziell wichtig.
Was würden Sie sich dort wünschen?
Neben den preisgünstigen Wohnungen sollten auf dem Areal Harsplen auch öffentliche Nutzungen entstehen, beispielsweise ein Restaurant. In den letzten Jahren wurden in Witikon fünf Restaurants geschlossen. Jetzt gibt es im Quartier praktisch kein Restaurant mehr, das am Abend offen ist. Auch ein öffentlicher Spielplatz oder ein Pumptrack für Kinder und Jugendliche könnten auf dem Areal Harsplen realisiert werden. Bewegungsräume und Begegnungsorte für Kinder und Jugendliche fehlen in Witikon weitgehend.
Themenwechsel zur Schulraumpolitik: Die Stadt hat kürzlich verkündet, dass sie nun doch keine Schule als Zwischennutzung will im ehemaligen Meteo-Schweiz-Gebäude. Freut Sie das?
Der Stadtrat hat seine Weisung in letzter Minute vor der Behandlung im Gemeinderat zurückgezogen. Geplant war eine temporäre Sekundarschule an der Krähbühlstrasse 58. Dazugehörig war eine temporäre Sporthalle auf dem Areal der Hochschulsportanlage Fluntern vorgesehen. Im Moment ist unsicher, ob der Stadtrat an seiner Planung grundsätzlich festhält. Ich halte diese temporäre Sekundarschule an der Krähbühlstrasse für ungünstig: Es ist eine teure Zürichberg-Lösung.
Kommen hier nun die dringend benötigten Wohnungen?
Ich würde es sehr begrüssen, wenn an der Krähbühlstrasse 58 baldmöglichst gemeinnützige Wohnungen entstünden. Davon hat es im Quartier Fluntern zu wenige. Der benötigte Raum für die vier zusätzlichen Sekundarklassen im Schulkreis Zürichberg könnte an einem anderen Ort in einem Schulraumprovisorium oder einem «Züri-Modular»-Pavillon zur Verfügung gestellt werden. Und ab 2031 (gemäss jetziger Planung) steht genug neuer Schulraum zur Verfügung – dank dem Erweiterungsbau auf dem Areal Langmatt in Witikon.
Wäre es aus Ihrer Sicht möglich, Altes und Neues zu verbinden, anstatt alles abzureissen?
Es wird an der Krähbühlstrasse 58 nichts abgerissen. Das Haus steht unter Denkmalschutz. Gemäss der Planung werden die Räume im Innern für die Schulnutzung umgebaut, und 10 Jahre später wird nochmals umgebaut – für die Wohnnutzung. Anstatt zweimal umzubauen, ist es sinnvoll, die Räume direkt für die Wohnnutzung bereitzustellen.
Wie sehen Sie den Zeithorizont dieses Projekts?
Da die Projektierung bereits erfolgt ist, würde der Schulraum im August 2025 bereitstehen. Der Bezug der preisgünstigen Wohnungen wäre erst ca. 2027 möglich, da dieses Projekt noch nicht begonnen ist.
Und noch ein Themenwechsel: Wie sieht es finanziell aus beim Quartierverein nach dem Unterschlagungsfall (der im März 2023 verstorbene Finanzverantwortliche des Quartiervereins hatte 100'000 Franken abgezweigt, die Red.)?
Der Quartierverein erholt sich von seiner finanziellen Krise. Die Vorstandsmitglieder arbeiten motiviert. Die Spendenaktion endete mit einem sehr guten Ergebnis.