Pia Meier
Das schweizweit bekannte Autobahnstück in Schwamendingen gehört zur A1. Wer Auto fährt, kennt den berühmt-berüchtigten Teil bestens. Die vergangenen Jahre wurde hier jeden Tag und viele Nächte gebaut. Das hat bald ein Ende, in einigen Tagen erfolgt der Deckbelag auf den sechs Autospuren.
Die neue Einhausung Schwamendingen erstreckt sich auf einer Länge von 940 Metern zwischen dem Autobahnkreuz Zürich-Ost und dem Schöneichtunnel. Sie umhüllt auf diesem Abschnitt die Autobahn mit einem im Tagbau-Verfahren erstellten Tunnel. Die vom Bundesamt für Strassen in Zusammenarbeit mit Kanton und Stadt Zürich realisierte Einhausung Schwamendingen verbessert die heutige Situation nachhaltig und verhilft Schwamendingen zu neuer Wohn- und Lebensqualität. Sie wirkt heute von aussen wie fertiggestellt. Aber die Arbeiten im Innern sind gemäss Bundesamt für Strassen Astra voll in Gang.
«Die derzeitigen Arbeiten konzentrieren sich auf mehrere Bereiche», hält das Bundesamt auf Anfrage fest. «Im Tunnelinneren wird an der Montage der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung (BSA) gearbeitet. Da dazu eine Vollsperrung des Tunnels notwendig ist, finden diese in der Nacht statt.»
Ab Mitte Januar, also schon in einigen Tagen, erfolgen mit der neuen Bauphase, parallel zu den Umgebungsarbeiten neben und auf der Einhausung, die Abschlussarbeiten. «Darin enthalten sind der Einbau der Deckbeläge, die Fertigstellung der Bankette, die Montage und die Überprüfung der BSA.» Die zwei Verkehrsphasen während der voraussichtlich je vier Wochen seien für die Automobilistin /den Automobilisten sehr herausfordernd. «Während dieser Zeit werden zwar weiterhin zwei Fahrspuren stadtein- und auswärts bereitgestellt, wobei der Verkehr im Tunnel sowohl auf einer Spur im Gegenverkehr als auch teilweise übers städtische Strassennetz geführt wird.»
Aktuell würden die Vorzeichen gut stehen, dass der gesetzte Zeitplan eingehalten werden kann und die definitive Inbetriebnahme des Tunnels Ende Mai/ Anfang Juni 2024 erfolgen wird.
Park mit viel Grün
«Zudem laufen die Umgebungsarbeiten auf der Stadtebene, wie zum Beispiel das Anlegen der Fugenwege oder die Erstellung der Aufgänge auf den Ueberlandpark», erläutert das Astra. Der Ueberlandpark soll voraussichtlich im Mai 2025 der Bevölkerung übergeben werden. Grün Stadt Zürich bestätigt: «Die gärtnerischen Arbeiten auf dem Dach der Einhausung haben im Sommer 2023 gestartet. Nach Abschluss der Betonarbeiten wurde das Dach mit Epoxidharz (sog. Hessesiegel), PBD-Bahnen (Polymermodifiziertem Bitumen) und Gussasphalt abgedichtet.» Das sei quasi der Übergang des Hochbaus zum Gartenbau. Darauf würden Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser erstellt und danach die Abschlüsse der Ränder und nötige Fundamente. Auf der Pflanzfläche würden in der Folge die Substrate und Böden angelegt sowie die Kieswege erstellt.
«Sowohl die Schüttarbeiten als auch die Pflanzungen von Bäumen und Sträuchern haben begonnen. Seit wenigen Tagen werden Wiesenflächen angesät.» Dann folgen Spielplätze, Brunnen und Ausstattungen wie Bänke und – ganz wichtig – Schattendächer. Von der örtlichen Abfolge werde erst der Teil zwischen Saatlen und Aubrugg, danach dieser zwischen Saatlen und Schöneich ausgeführt. «Zur geplanten Eröffnung im Mai 2025 soll der Ueberlandpark komplett fertiggestellt und nutzbar sein. Es kann sein, dass punktuell gewisse Ansaatflächen zum Schutz zum Beispiel noch mit einer Kordel abgesperrt sind.» Die Bepflanzungen der Seitenwände geschehe ebenfalls etappiert. «Erste Pflanzungen erfolgen bereits diesen Winter 2023/24, im Mai 2025 sind alle Bepflanzungen abgeschlossen», betont Grün Stadt Zürich. «Danach braucht es mehrere Jahre Zeit für das weitere Wachstum der Pflanzen.»
Die Quartierbevölkerung freut sich auf die Eröffnung. «Ja, vor allem ist es ein Gewinn, da nun das Saatlenquartier mit Schwamendingen Mitte «vereint» ist», sagt Alfons Nievergelt, Präsident Quartierverein Schwamendingen. Es gibt allerdings auch Bedenken. «Der Park wird zusammen mit dem Pavillon eine Bereicherung für Schwamendingen sein. Es gibt natürlich auch Befürchtungen, dass dort eine Szene entsteht.» Wie es mit dem Lärm der Besucherinnen und Besucher des Parks und dem Littering stehe, werde man sehen. Zudem verschwinde mit den Neubauten entlang der Einhausung billiger Wohnraum, denn die Mieten würden sicherlich steigen.
Ansprüche stiegen immer mehr
Die Baugenossenschaften erneuern in den nächsten Jahren viele ihrer Bauten. «Die Neubautätigkeit auch entlang der Wallisellenstrasse (neues Hochhaus usw.) wird sicherlich noch lange diesen Teil von Schwamendingen prägen. Da dieser aber nicht mehr verkehrsrelevant ist, werden die Bautätigkeiten nicht ins Gewicht fallen», bemerkt Nievergelt.
Die Gestaltung des Ueberlandparks war nicht von Anfang an so geplant. Wegen der langen Dauer des Prozesses änderten sich auch die Ansprüche an die Gestaltung des Deckels. 2006 sah das Projekt nur eine Basisbegrünung und eine minimale Oberflächengestaltung der Einhausung vor. Dieses hat sich auch infolge der Klimadebatte markant verändert. So sollen durch zusätzliche Bäume und Sträucher sowie Schattendächer weitere Aufenthaltsflächen entstehen, die die Bevölkerung auch an heissen Tagen nutzen kann.
Mehr Bäume, mehr Schatten, mehr Erholung lautete die Devise. Durch diese Projekterweiterungen war der ursprüngliche Zweck einer einfachen Dachbegrünung mit Verbindungswegen nicht mehr gegeben. Bei der städtischen Abstimmung am 7. März 2021 wurde die Erhöhung des Kredits von 64,8 Millionen Franken um 11,4 Millionen Franken auf insgesamt 83,8 Millionen Franken (inkl. Teuerung) von 84,6 Prozent der Stimmberechtigten angenommen. Auf dem Dach der Einhausung soll mit dem Ueberlandpark ein durchgehender Grün- und Freiraum für die Quartierbevölkerung entstehen. Die Stadt konnte die Bevölkerung in die Planung der Spielbereiche und der zentralen Saatlen-Terrasse mit Pavillon und Züri-WC einbeziehen.
Fazit: Bald hat die Stadt Zürich den schweizweit teuersten Strassen-Lärmschutzbau. Immerhin wird er je länger, je grüner.