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Zürich West
11.01.2024
13.01.2024 23:16 Uhr

Darum fährt der Zweier bei Fussballspielen nicht

Gut zwei Stunden fährt der 2er an Matchtagen nicht. Das sorgt für Missmut im Quartier.
Gut zwei Stunden fährt der 2er an Matchtagen nicht. Das sorgt für Missmut im Quartier. Bild: ls.
Wer in Altstetten oder in Albisrieden wohnt, muss zwangsläufig den Spielplan des FC Zürich konsultieren, auch als Fussball-Muffel. Denn seit gut zwei Jahren fährt das 2er Tram nicht, wenn gespielt wird. Grund sind aggressive Fans, die Trampiloten bedrohen und VBZ-Fahrzeuge zerstören. Lösung ist keine In Sicht, wie der «Tages-Anzeiger» heute meldet.

Seit Februar 2022 fahren sie bei Fussballspielen im Letzigrund grösstenteils nicht mehr, die Trams und Busse der Linien 2, 3 und 31. «Temporär», hiess es damals. Seither sind knapp zwei Jahre vergangen. Doch für die Quartierbevölkerung habe sich seither kaum etwas verbessert, sagt die im Kreis 9 wohnhafte GLP-Gemeinderätin Christine Huber gegenüber dem «Tages-Anzeiger». «Im Gegenteil. Die Situation hat sich verschlechtert.» Weil die VBZ zu wenig Fahrpersonal hat, fahren am Abend die Trams in der ganzen Stadt nur noch alle 15 Minuten. «Wir haben also Ausfälle nach den Spielen und hinterher fahren die Trams noch seltener», so Huber zum «Tagi».

Ausfall bis zu zwei Stunden

Die Linien 2 und 3 sind für Albisrieden und Altstetten zentrale Verkehrsanschlüsse. Fahren die Trams nicht, sind die Quartiere laut dem Artikel nur über grosse Umwege zu erreichen. Entsprechend sei der Ärger gross in der Bevölkerung, sagt Huber. Teilweise würden die Trams bis zu zwei Stunden ausfallen.

Seit Februar 2022 hat nur teilweise etwas geändert. So verkehrt laut den VBZ die Linie 31 grundsätzlich wieder regulär, die Linie 3 fährt zügiger wieder bis nach Albisrieden und die Bevölkerung wird besser über die Ausfälle informiert. Dies sagte Stadtrat Michael Baumer zum «Tages-Anzeiger». Er stellte aber auch klar: Ohne neue Lösungen bleibe das Problem «bedauerlicherweise mehr oder weniger bestehen».

Mit Tod bedroht

Eine Lösung scheint in weiter Ferne. So sei im Herbst 2022 ein Bus, der YB-Fans ins Stadion hätte fahren sollen, beinahe komplett demoliert und der Fahrer mit dem Tod bedroht worden. 

Duri Beer von der Gewerkschaft VPOD ortet die Probleme vielschichtig. «Die Eskalation beim YB-Spiel zum Beispiel war das Resultat einer Verkettung von Fehlentscheidungen», so Beer zum «Tages-Anzeiger». Sie hätte verhindert werden können, wenn die Stadtpolizei die YB-Fans – wie üblich – vom Bahnhof Altstetten in den Letzigrund hätte marschieren lassen. Beer betont, er habe für die Sicherheitsbedenken Verständnis, bezeichnet die Betriebseinstellung der Tram- und Buslinien gleichzeitig aber als «Sündenbock-Politik», welche die Quartierbevölkerung und Fans präventiv bestrafe.

Baumer nervt sich

Michael Baumer (FDP) hat an der kürzlich erfolgten Regionalen Verkehrskonferenz die Fussballklubs in ungewohnter Schärfe kritisiert. Es werde «kaum Hand geboten für eine Verbesserung der Situation», steht im Protokoll.

FCZ-Sprecher Michael Fritschi wehrt sich im Artikel: «Es ist nun mal Fakt, dass ausserhalb des Stadions die Behörden zuständig sind.» Doch wird da die Verantwortung nicht einfach abgeschoben? Im Hinblick auf das neue Stadion auf der Hardturm-Brache, das immer noch in der Planungsphase ist, sind das nicht unbedingt positive Nachrichten.

Lorenz Steinmann