Jeannette Gerber
Wir treffen die 35 Jahre junge Präsidentin der FDP Zürich 2, Ivette Djonova, bei klirrender Kälte auf dem Wollishoferplatz, der trotz seinen im Sommer schattenspendenden Platanen und den einladenden Bänken von der Bevölkerung kaum genutzt wird.
Um den Platz zu beleben, hatten drei Quartierbewohnerinnen die Initiative ergriffen und den Anlass «Märli und Gschichte» organisiert (wir berichteten). Dieser fand kürzlich zum zweiten Mal statt. Djonova, die reformierte Pfarrerin Galina Angelova und Isabelle Messerli von der Interessengemeinschaft Wollishofen bilden das Organisationskomitee für diese Märchenstunde.
Tram schränkt Nutzung ein
Auch an diesem Januartag lauschte Jung und Alt den wundersamen Geschichten. Es ist kaum vorstellbar, dass das im Hochsommer auch der Fall sein könnte. Der zart verschneite Wollishoferplatz mit seinen momentan blätterlosen Platanen bildet die ideale visuelle Kulisse für Wintermärchen.
Aber wieso wird dieser schöne Platz so wenig genutzt? «Das Tram wendet hier, umkreist den Platz und schränkt damit die Nutzung beträchtlich ein», sucht Djonova nach einer Erklärung. Doch sicher werden den drei Damen auch Ideen für ein Frühlings-, ein Sommer- oder ein Herbstformat einfallen.
Das ist nur eines der vielen Engagements dieser überzeugenden Persönlichkeit mit ihrem einnehmenden Wesen. Man hört ihr gerne beim Erzählen zu, und das ist wohl eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Politikerin. Djonova ist aufgewachsen in Bern, wo sie das Studium der Rechtswissenschaften mit dem Bachelor absolvierte und an der Universität Zürich mit dem Master beendete. Nachdem sie nach Thalwil gezogen war, gründete sie 2014 die Jungfreisinnige Partei Bezirk Horgen und ist seither der FDP in mehreren Ämtern treu geblieben.
Sie fordert mehr Sachpolitik
Später zog sie nach Wollishofen, und heute lebt sie mit ihrem Partner in der Enge. Seit 2020 ist sie Präsidentin der FDP Zürich 2 und setzt sich speziell für lokale Anliegen ein, aber nicht nur.
Ein grosses Anliegen ist ihr zum Beispiel die Gesprächskultur in der Politik. «Es kann doch nicht sein, dass im Umgang bei politischen Auseinandersetzungen jeder Anstand verloren geht», echauffiert sie sich. Sie hatte zu diesem Thema im September 2022 einen Artikel im Magazin «Schweizer Monat» veröffentlicht. Darin schrieb sie: «In der Politik geht es um die Sache. Wir brauchen weniger Polemik und mehr Sachpolitik.» Und gleichzeitig appelliert sie an den gegenseitigen Respekt, der wie manch anderer Wert – nicht nur in der Politik, sondern ganz allgemein in den zwischenmenschlichen Beziehungen – verloren geht.
Dass ihr auch die Jugend am Herzen liegt, bewies sie mit ihrer Petition «Fussballplätze für unsere Kinder in Wollishofen», mit welcher eine angemessene Infrastruktur von Fussballplätzen in Wollishofen gefordert wurde. Da wegen Platzmangels für Fussballplätze in Wollishofen ein Aufnahmestopp verhängt werden musste – der FC Wollishofen zählte bereits 800 jugendliche Mitglieder –, entschied sich Djonova als Präsidentin in einem parteiübergreifenden Komitee von FDP, SVP, GLP und SP, diese Petition 2023 einzureichen.
«Die Petition mit 2436 Unterschriften war erfolgreich: Im Verlauf von 2024 wird voraussichtlich ein Kunstrasen auf dem Fussballplatz Sonnau an der Grenze zu Adliswil installiert, der ermöglicht, dass das ganze Jahr durchgehend gespielt werden kann», sagt Djonova stolz. Die Hauptforderung sei entweder ein zusätzlicher Platz oder wenigstens Kunstrasen mit Beleuchtung gewesen.
Im Namen der FDP setzt sie sich auch für eine angemessene Umsetzung des Verkehrskonzeptes Brunau ein. Die zuständige Projektgruppe der Stadt präsentierte ihr Konzept der Hauptverkehrsstrecke Wollishofen, Enge, Brunau bis zur Seestrasse als ausgewogen in einer öffentlichen Infoveranstaltung. Djonova war anwesend. «Wer Einwände wegen Verkehrseinschränkungen vorbringen wollte, der wurde überhaupt nicht angehört.» Man habe den Eindruck gehabt, dass politische Ideologien durchgedrückt werden sollten, anstatt auf die Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen.
«Genau dasselbe kann bei der geplanten Velovorzugsroute in Wollishofen beobachtet werden», so Djonova. Hier habe das Tiefbauamt am 12. Januar auf die zahllosen Einwände als Antwort per E-Mail allen eine pauschale Absage erteilt, ohne auf die einzelnen Punkte einzugehen. Womit diese zwei Themen für die engagierte Politikerin Ivette Djonova natürlich nicht erledigt sind.
Dann setzt sie sich ganz dem Slogan der FDP getreu für «die gelebte Vielfalt» ein. Die Unterschiede betreffend Alter, Hintergrund, Nationalität, Religion, Gender sollten überbrückbar sein. «Offen für das Unbekannte zu sein, gilt im Unternehmertum genauso wie in der Politik. Nur gemeinsam erzielt man gute Resultate», sagt sie.
Apropos Unternehmertum: Bis letzten November leitete Djonova die Abteilung Recht und Politik beim Digitalisierungsverband Swico. Nun ist sie als Geschäftsführerin für Pro Cinema in Bern tätig. Zur Ausübung ihrer Tätigkeit pendelt sie zwischen Zürich und Bern, arbeitet jedoch teilweise von anderen Städten aus. «Letzte Woche war ich beispielsweise an den Filmfesttagen in Solothurn.»
Zum Thema Kino fällt einem spontan das Ende des renommierten Kinos Uto bei der Kalkbreite ein. «Die Schliessung dieses Kinos ist ein Verlust. Doch die Stadt Zürich muss ihre Rolle im Bereich der Kino- und Filmkultur erkennen und wahrnehmen. Kinos sollten bei der staatlichen Finanzierungspolitik nicht anders behandelt werden als etwa Theater oder Museen», sagt Djonova.
Nächster Halt: Bundesbern
Es gäbe noch vieles über Ivette Djonova zu erzählen. Sie kandidierte übrigens im vergangen Jahr für den Nationalrat. Der Einzug ins Parlament in Bundesbern ist zwar nicht gelungen, doch das schreckt nicht von einer weiteren Kandidatur bei den nächsten Wahlen 2027 ab.
Wer mehr wissen will über Politik, über Vorlagen oder Abstimmungen, kann sich mit Ivette Djonova jeweils am letzten Freitag im Monat um 10 Uhr zum 45-minütigen digitalen Kaffee treffen. Die politische Ausrichtung spielt keine Rolle. Über ihre Website www.ivette-djonova.ch kann man sich anmelden.