Mit 1,39 Millionen Franken Verlust hat das Schauspielhaus Zürich das Geschäftsjahr 2022/23 abgeschlossen. Dies geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den das Haus am Dienstag anlässlich der Generalversammlung veröffentlichte.
Das Publikumsaufkommen entsprach über die ganze Spielzeit hinweg «nicht den Erwartungen», wie das Schauspielhaus in einer Medienmitteilung eher beschönigend schrieb. Denn mit rund 3 Millionen Einnahmen aus dem Ticketverkauf wurde das Budgetziel um mehr als 2 Millionen sehr deutlich verfehlt. In Zürich besuchten 94’577 Zuschauerinnen und Zuschauer eine der 477 Vorstellungen.
Besonders die beiden grossen Spielstätten Pfauen und Schiffbau-Halle seien mit 48 Prozent und 54 Prozent ungenügend ausgelastet gewesen. Mit Abstand am meisten Eintritte verzeichnete mit 12’048 Tickets das Familienstück Pinocchio, inszeniert von Wu Tsang.
Schlusslicht mit 13,6, respektive 10 Prozent Auslastung
Am Schluss der Rangliste mit den Eintritten lag im Pfauen die Theaterpremiere «Das Haus von Bernada». In den 19 Vorstellungen verloren sich im Schnitt lediglich 79 Nasen in den Vorstellungen (=13,6 Prozent Auslastung). Dabei greift das Schauspielhaus noch zu einem Kniff. Eigentlich würde der Saal bis zu 750 Plätze fassen. Aktuell werden jedoch nur 580 Plätze genutzt. Somit wäre die Bilanz eigentlich noch viel trister, mit einer Auslastung von kaum mehr als 10 Prozent.
«Boudoir» als Flop
Im Schiffbau hatte das Gastspiel «Boudoir» einen ganz schweren Stand. Das Theater Vidy aus Lausanne musste ihre 9 Aufführungen vor durchschnittlich 29 Zuschauerinnen und Zuschauern absolvieren. Bei total 259 Eintritten ergibt das eine Auslastung von 14,5 Prozent. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass das Stück in Englisch und Französisch aufgeführt wurde.
Einstellungsstopp
Auch beim Sponsoring und Fundraising lief es nicht gut fürs Schauspielhaus. Mit Einnahmen von rund 1,45 Millionen lagen diese unter den Erwartungen, wie es in der Mitteilung weiter hiess. Um den sich abzeichnenden Verlust zu mindern, ergriff das Schauspielhaus in der ersten Hälfte der Spielzeit bereits Sparmassnahmen – unter anderem einen Einstellungsstopp.
Braucht es zwei Aufführungsorte?
Nun gibt es kritische Stimmen, die gar die beiden Spielstätten in Frage stellen. Denn neben dem Stammhaus Pfauen am Heimplatz mit 750 Plätzen betreibt das Schauspielhaus seit über 20 Jahren auch noch den Schiffbau mit 400 bis 600 Plätzen. Dazu kommt dort noch die Schiffbaubox mit 200 Plätzen. Die Stadt Zürich finanziert die beiden Spielstätten mit 38 Millionen Franken pro Jahr. Eine gewünschte Erhöhung der Subventionen um 1,4 Millionen Franken fürs 2024 wurde kürzlich abgelehnt.