Im Vorstand der krisengeschüttelten Baugenossenschaft Frohheim (BGF) fehlt derzeit eine wichtige Figur: der Delegierte der Stadt Zürich, wie der Tages-Anzeiger meldet. Bei den gut 80 Baugenossenschaften, denen die Stadt Baurechte oder andere Unterstützung gewährt, hat die Stadt jeweils mit einer Person Einsitz im Vorstand. Dieser soll die städtischen Interessen wahren, dem Vorstand auf die Finger schauen. Denn die Verlockung ist nicht klein, dass den Genossenschaften die Verantwortung über den Kopf wächst. Doch wegen der akuten Wohnungsnot sind sie stets am längeren Hebel.
Das kann durchaus in den Kopf steigen. Die Genossenschaft Frohheim mit über 1100 Mietwohnungen machte eben Schlagzeilen, als der Tages-Anzeiger die fristlose Entlassung des Geschäftsführers meldete. Dort untersucht ein Rechtsanwalt nun «finanzielle Unregelmässigkeiten». Doch es kommt noch schlimmer. Der städtische Delegierte bekam eine Mitwohnung in der Genossenschaft, die er eigentlich von Amtes beaufsichtigen sollte. Erst als das Finanzdepartement Wind davon bekam, musste er seinen Posten räumen. Ob er noch bei der Stadt arbeitet, ist unbekannt.
Es ist nicht der erste Fall, wo die Stadt keine besonders gute Figur als Aufsichtsinstanz macht. Auch bei der Baugenossenschaft Letten, in der es vor drei Jahren zu einem Betrugsverdacht kam, war der städtische Delegierte nicht eingeschritten, wie der Tages-Anzeiger anführt. «Als Vorstand mutmasslich illegale Machenschaften zu bemerken, ist schwierig», betonte Mediensprecherin Claudia Naegeli vom Finanzdepartement gegenüber dem «Tagi».
Doch Zürich24 weiss, dass bei der Lettenbaugenossenschaft die Misswirtschaft jahrelang ein offenes Geheimnis war. So wurde an der Generalversammlung fast kein Votum geduldet. Anträge mussten Monate im Voraus schriftlich eingereicht werden. Zudem griff der Vorstand bei den Generalversammlungen zu einem Knff. Zuerst gab es das Nachtessen mit Weinbegleitung, dann wurden die Traktanden in kaum einer halben Stunde durchgepeitscht. Der Städtische Delegierte sass jeweils auf dem Vorstands-Podium – und sagte nichts. Noch heute, gut 30 Monate nach der Anzeige bei der Polizei wegen den Machenschaften des Geschäftsführer, laufen die Ermittlungen wegen Verdachts auf Vermögensdelikte. Es geht um einen Millionenbetrug, alles auf Kosten erhöhter Mieten.