Die Stimmung im vollen Saal der Pfarrei Guthirt in Wipkingen war bestens. Die mehrheitlich älteren Frauen begrüssten sich gegenseitig freudig. Unter ihnen waren nur ganz wenige Männer. Bedient wurden die Frauen aber vom Männerverein. «Schön, dass wir das 100-Jahr-Jubiläum zusammen feiern dürfen», begrüsste Marianne Federer, seit 21 Jahren Präsidentin des katholischen Frauen- und Müttervereins Guthirt, die Anwesenden zur 100. Generalversammlung. Der Verein sei nach wie vor sehr aktiv und passe sich den verschiedenen Bedürfnissen der Frauen an. Vor allem werden zahlreiche Ausflüge durchgeführt. Von diesen wurden den Anwesenden zahlreiche Fotos gezeigt.
Sehr aktiver Frauentreff
Olgi Schmid vom Frauentreff, einer Untergruppe des Frauen- und Müttervereins, erzählte von dessen Aktivitäten. Die kleine Gruppe älterer Frauen trifft sich jeweils im Gesundheitszentrum für das Alter Trotte. Anschliessend liess Ruth Uhler vom Müettereclub das Jahr 2023 Revue passieren. Die zahlreich durchgeführten Ausflüge liessen die Anwesenden staunen.
Im Vorstand sind neben Marianne Federer Jeannine Erismann, Judith Hüser und Sonja Nietlispach. Die Rechnung des Vereins weist ein Defizit von rund 1000 Franken auf.
Unter den Gästen waren Vertreterinnen anderer Frauenvereine. Carmela Meier vom katholischen Frauenbund Zürich überbrachte eine Geburtstagstorte. Die Anwesenden sangen begeistert «Happy Birthday». Auch Sarah Paciarelli vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund überbrachte Grussworte. Unter den Anwesenden war zudem die frühere Präsidentin Emmy Schönbächler. Nicht anwesend sein konnte das älteste Mitglied des Vereins, die 102-jährige Agatha Scherrer.
Historische Fotos vom Verein gibt es nicht. Zum 100-Jahr-Jubiläum lagen aber ein altes Kassabuch, Protokolle und einige Fotos auf, zudem wurde eine Jubiläumsbroschüre kreiert.
Anschliessend gab es ein Menü mit Dessert für alle und einen Auftritt von Hackbrettmusiker Nicolas Senn. Er ist bekannt von TV-Auftritten und als Gewinner des Grand Prix der Volksmusik sowie des Prix Walo. Es gelang ihm bestens, die Frauen in sein Programm miteinzubeziehen.
Laufende Anpassungen
Der katholische Frauen- und Mütterverein Guthirt wurde am 7. Oktober 1923 gegründet. Dass ein Verein sein 100-Jahr-Jubiläum feiern kann, ist nicht selbstverständlich. «Wir hatten das Glück, immer einen aktiven, initiativen Vorstand und treue Mitglieder zu haben. Es besteht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl», hält Marianne Federer fest. Doch so einfach ist es nicht. «Bei der Gründung waren es 67, nach 50 Jahren waren es 346 und heute zählt der Verein 134 Mitglieder.» In diesem Jahr konnten 12 neue Mitglieder begrüsst werden. Sie alle erhielten an der Generalversammlung eine Blume.
Schwierige Nachwuchssuche
Vorstandsmitglieder findet der Verein nur schwer, so Federer. «Bis Januar 2023 bestand der Vorstand aus 6 Mitgliedern. Nun sind wir 4. Davon sind 3 schon seit 21 Jahren dabei.» Der Verein sei aber offen für alle Religionen, obwohl er in der katholische Kirche Guthirt domiziliert sei. «In unserem Verein gibt es auch eine muslimische Frau», betont Federer.
Zu den jährlichen Aktivitäten gehören: Generalversammlung mit Attraktion und Essen, 3 Car-Ausflüge, 2 Vorträge in Zusammenarbeit mit der ev.-ref. Kirche, Geburtstagsfeier für die 80-, 85- ,90-, 95- und 100-jährigen Mitglieder, monatliche Frauenmesse mit anschliessendem Kafitassli sowie persönliche Geburtstagskarte für jedes Mitglied.
Sporadisch durchgeführt werden geführte Stadtrundgänge, Filmabend, Weinweg Höngg, Grillabend mit dem Männerverein und Mithilfe bei Anlässen in der Pfarrei. Die beiden Untergruppen des Vereins, der Frauentreff und der Mütterclub, haben separate Programme. Das Angebot des Vereins hat sich im Laufe der Zeit geändert. Früher organisierte der Frauenverein noch alleine den Bazar und setzte sich immer für Arme und Bedürftige ein. «Durch die Berufstätigkeit des Vorstandes und der Mitglieder sowie das höhere Alter der ehemals aktiven Frauen konnten manche Angebote nicht mehr durchgeführt werden», erläutert Federer.
Zürichweit noch fünf Vereine
Viele Frauenvereine haben sich im Laufe der Zeit aufgelöst. In der Stadt Zürich gibt es noch fünf katholische Frauenvereine. «Ein solcher Verein ist überhaupt nicht verstaubt», bekräftigt Federer. «Der Frauenverein pflegt die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. In der heutigen individualistischen Zeit sind diese Werte immer noch wichtig.» Die jüngsten Frauen seien um die 50 Jahre alt. «Noch jüngere Frauen sind mit Familie und Beruf ausgelastet und setzen andere Prioritäten.» Ledige Frauen und Fräuleins durften übrigens erst ab 1972 Mitglied des Vereins werden.