Tobias Hoffmann
Ein Schelm ist, wer zuerst ans Rotlichtviertel denkt. Was ganz sicher auffällt: Die Strassenzüge dies- und jenseits der Langstrasse machen punkto Strassenraumgestaltung nicht viel her. In jenem Bereich im Kreis 4, der durch die Militär-/Schöneggstrasse im Norden, die Feldstrasse im Westen, die Hohlstrasse im Süden und die Kanonengasse im Osten begrenzt wird, wirkt der öffentliche Raum lieblos. Nicht gerade verwahrlost, aber vernachlässigt.
Dieser Eindruck akzentuiert sich, wenn man hier morgens durch die Strassen schlendert, die dann noch ziemlich ausgestorben sind. Da und dort mag eine Frau auf den ersten oder den letzten Kunden warten, eine Anwohnerin hier, ein Anwohner dort geht seinen Besorgungen nach. Auch hier wird das eine oder andere Haus renoviert. Auch hier gibt es keineswegs nur Nachtclubs und dunkle Bars und Sexshops, sondern ganz normale Geschäfte – zumindest oberflächlich betrachtet. Aber man mag kreuz und quer alle Strassen und Gassen ablaufen, so lange man will: Kein einziger Baum grüsst einen des Wegs. Wie mag es hier im Sommer sein? Der Schelm in einem fragt sich also: Sind denn die Leute aus dem Milieu der Stadt keine Hitzeminderung wert? Oder ganz anders gefragt: Hier lebt ein Teil der treusten links-grünen Wählerschaft. Warum kümmert sich die politisch links-grün dominierte Stadt nicht um sie?
Immer der knappe Platz
Zürich24 behielt diese Fragen für sich und wollte von der Stadt ganz generell die Gründe für die Baumlosigkeit erfahren. Eine erste Anfrage bei Grün Stadt Zürich (GSZ) führte nicht weiter, da man dort nur für die Pflege und den Ersatz von Strassenbäumen zuständig ist. Und da es ja hier nichts zu pflegen und zu ersetzen gibt … Immerhin kann Tanja Huber von GSZ auf einige Baumpflanzungen in unmittelbarer Nähe hinweisen: zwölf Bäume in der Molkenstrasse und sechs Bäume in der Hohlstrasse im Sinne des Alleenkonzepts, ausserdem zwei Bäume auf dem Helvetiaplatz. Und sogar die Langstrasse erhielt im Abschnitt Stauffacher- bis Hohlstrasse sechs neue Bäume. Untätig ist die Stadt also keineswegs.