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Kultur
22.02.2024
06.03.2024 09:59 Uhr

Sie reden mit Ausgestossenen

Hinter dem Mikrofon (v. l.): Kommunikationsberater David Guggenbühl, Lehrerin Aileen Guggenbühl und Journalist Lorenz Steinmann.
Hinter dem Mikrofon (v. l.): Kommunikationsberater David Guggenbühl, Lehrerin Aileen Guggenbühl und Journalist Lorenz Steinmann. Bild: Pascal Turin
Menschen eine Stimme geben, die von der Gesellschaft ausgegrenzt oder sogar «gecancelt» wurden: Der neue Podcast «Achtung Ächtung» spricht offen mit in Ungnade gefallenen Personen. Dahinter stecken drei Zürcherinnen und Zürcher. In der ersten Folge ging es gleich um einen Millionenbetrug.

Pascal Turin

Manchmal hilft es, wenn man sich die Probleme von der Seele redet. Doch in Zürich leben auch Menschen, die niemanden zum Reden haben. Personen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt oder sogar «gecancelt» werden. Vielleicht, weil sie ein Verbrechen begannen haben, oder einfach nur deshalb, weil sie obdachlos oder drogensüchtig sind.

Diesen Menschen wollen David Guggenbühl (64), Aileen Guggenbühl (30) und Lorenz Steinmann (58) eine Stimme geben. «Heutzutage wird viel geredet, aber es werden auch viele Themen tabuisiert», sagt Aileen Guggenbühl, die als Primarlehrerin arbeitet. Zusammen mit ihrem Vater und Kommunikationsberater David Guggenbühl und dem Journalisten Lorenz Steinmann hat sie darum den Podcast «Achtung Ächtung» geschaffen. Die drei reden mit den Ausgestossenen, Verstossenen, Ausgelöschten, Unsichtbaren und Unhörbaren. «Es müssen keine Prominenten sein, aber Personen, die spannend sind», sagt David Guggenbühl.

Es gibt kein Gut und Böse

In der ersten Folge ging es gleich um einen Millionenbetrug. Über 15 Jahre lang unterschlug der Betrüger Geld, indem er als Buchhalter seine Zugriffe auf Bankkonten von Arbeitgeber und Verein ausnutzte. Immer ausgeklügelter wurden die Buchhaltungstricks. Am Ende waren es über zwei Millionen Franken. Und bis zuletzt hoffte der Betrüger, dass er das Geld irgendwann doch würde zurückzahlen können.

Die Podcast-Macherin und -Macher gingen umsichtig und mit journalistischem Gespür an das Thema heran. «Mir ist es wichtig, dass wir die journalistischen Grundsätze auch in unserem Podcast pflegen», sagt Lorenz Steinmann, der bei der Lokalinfo AG arbeitet, dem Verlag, der Zürich24 betreibt. «Wir wollen zum Beispiel keine Plattform für die Verbreitung von Lügen werden», betont der Journalist. Die Gästewahl wird darum sicher immer wieder zu intensiven Diskussionen zwischen Podcast-Macherin und -Machern führen. Für David Guggenbühl ist klar, dass es keine ideologische Ausgrenzung geben soll. «Wir reden offen, ehrlich, direkt, ganz ohne Gut und Böse», sagt der Kommunikationsberater. Dass das eine Gratwanderung werden wird, ist den dreien bewusst. «Wir werden sorgfältig abwägen», verspricht Lehrerin Aileen Guggenbühl.

Jeden Monat eine Folge

Geld einspielen soll «Achtung Ächtung» keines. Das Ziel ist es, Spass zu haben und interessante Menschen kennenzulernen – eben jene, welchen man sonst nie begegnet und die man im Alltag links liegen lässt. Läuft alles nach Plan, wird von nun an jeden Monat eine Folge erscheinen. Vorläufig ist der Podcast auf Spotify und auf www.achtung-aechtung.ch zu hören, später sollen weitere Anbieter dazukommen.

Weitere Informationen zum Podcast: www.achtung-aechtung.ch

Drei Podcast-Tipps

David Guggenbühl, Aileen Guggenbühl und Lorenz Steinmann hören gern Podcast. Hier sind ihre Tipps:

  • «Armchair Expert» mit den amerikanischen Schauspielern Dax Shepard und Monica Padman (Englisch).
  • Der deutschsprachige Interview-Podcast «Alles gesagt?» von der Zeitung «Die Zeit».
  • Der SRF-Talk «Zivadiliring» mit Yvonne Eisenring, Gülsha Adilji und Maja Zivadinovic.
Pascal Turin/Zürich24