Die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) schmieden grosse Pläne. Unter dem Titel «Netzentwicklungsstrategie 2040» wollen sie das ÖV-Angebot massiv ausbauen. Das kürzlich vorgestellte ÖV-Ringsystem schafft laut Stadtrat Michael Baumer (FDP) die Voraussetzungen, «damit wir auch für künftige Generationen eine umweltverträgliche und effiziente Mobilität gewährleisten können». Es brauche dazu deutlich mehr ÖV-Kapazitäten im stark wachsenden Norden und Westen der Stadt. Kostenpunkt: bis 2,5 Milliarden Franken (wir berichteten).
Gefühlt ewige Planung
Wie zähflüssig solche Planungen verlaufen, zeigt sich aktuell beim Tram Affoltern. Geplant wird schon seit gut 15 Jahren und vor 2030 ist nicht damit zu rechnen, dass das Tram fährt. Einer der Knackpunkte: die Idee, zusätzlich zur heutigen Strasse zwischen dem ehemaligen Radiostudio und Affoltern noch zwei Tramgleise hineinzuzwängen. Dass dafür etwa das Haus mit dem Restaurant Frieden um 20 Meter verschoben werden soll, zeigt die immensen Hürden dieser Idee. Erst jetzt übrigens liegen die Baupläne öffentlich auf.
Nachher folgt der politische Prozess
Sinnvoll ist es darum, bei solch langfristigen Prozessen die lokalen Entscheidungsträger frühzeitig zu informieren oder einzubinden – so wie es die Stadt beim Tram Affoltern auch getan hat. Bei der «Netzentwicklungsstrategie 2040» ist das allerdings noch nicht passiert. Bislang wurden die betroffenen Städte rund um Zürich nicht direkt in die Ausbaupläne einbezogen. Entsprechend nahmen sie die präsentierten Pläne mit einigem Staunen zur Kenntnis. Die dafür zuerst zuständige Stelle, die Zürcher Planungsgruppe Glattal (ZPG), zu der Kloten, Opfikon oder Wallisellen gehören, hatte laut deren Sekretär Adrian Schori zwar Kenntnis davon, dass die VBZ an der Netzstrategie arbeiten, «abgesprochen war das aber nicht». Gross kommentieren will er die VBZ-Vorhaben nicht: «Es gab bislang ja auch keine Vernehmlassung dazu.» Ebenfalls sei derzeit keine Aussage darüber möglich, wie realistisch die Absichten der VBZ seien, so Schori. «Die Ausbaupläne der VBZ bilden jetzt erst mal eine Basis für die künftige Planung in unserer Region.»
Stadt plant Infoveranstaltungen
Auf Anfrage tut sich die Stadt Zürich schwer mit einer Antwort darauf, warum sie die ZPG nicht einbezogen hat. Das muss ja nicht unbedingt mit einer offiziellen Vernehmlassung passieren. Aber warum nimmt der Chef nicht mal den Telefonhörer in die Hand und ruft seine politischen Kollegen in den Nachbarorten an? Erst auf Nachfrage heisst es konkreter, «aufgrund des VBZ-Marktgebietes» sei der Planungsdachverband Region Zürich und Umgebung (RZU) die zentrale Planungsgruppe für die VBZ. Mit anderen Worten: eine andere Flughöhe, die zumindest aktuell nicht auf Befindlichkeiten untergeordneter Planungsgruppen wie jener im Glattal Rücksicht nehmen kann oder will.
Immerhin bestehen bald Möglichkeiten, damit sich die Gemeinden im Glattal aus erster Hand informieren können. Denn die Stadt Zürich plant drei sogenannte «Walk-ins zur Netzentwicklungsstrategie». Dort wird dieses Generationenprojekt vorgestellt. Die Veranstaltungsorte liegen in Altstetten, im Kreis 5 und in Unterstrass. Für die ZPG mit Sitz in Dübendorf liegen die gewählten Orte aber nicht gerade um die Ecke. Mit dabei ist neben Stadtrat Baumer auch Marco Lüthi, Direktor der VBZ. Sie stehen zusammen mit Fachleuten Rede und Antwort zum geplanten Generationenprojekt. Eine Vernehmlassung auf Volksebene sozusagen.