Lorenz Steinmann, Pascal Turin
Ein Mann kurvt einsam übers Eis. Mit dem Eishockeystock schlägt er etwas lustlos ein paar Pucks. Am Abend zuvor war es hier auf der Kunsteisbahn Küsnacht (KEK) richtig laut gewesen. Die zahlreich angereisten Fans des EHC Olten sorgten für die Saisonrekordkulisse und viel Stimmung in der sonst eher ruhigen Halle. Gespräche auf der Tribüne konnte man vergessen. Am Tag danach hört man dafür jedes Wort bis in die hinterste Ecke, bis plötzlich das Dröhnen der Eisreinigungsmaschine die fast unangenehme Stille durchbricht.
Das Spiel am Tag davor hatten die GCK Lions knapp mit 2:3 verloren. Die Enttäuschung hat Nicolas Baechler schnell verdaut. «Gleich nach dem Spiel ist es schwierig, aber man muss lernen, mit Niederlagen umzugehen», sagt der 20-Jährige, der für das Gespräch entspannt auf der Tribüne Platz genommen hat.
Baechler ist die eishockeyuntypische Atmosphäre auf der KEK gewöhnt. Bei den Heimspielen sind normalerweise jeweils nur knapp 200 bis 300 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion. Der 20-Jährige ist Stürmer und spielt zum Zeitpunkt unseres Gesprächs in den Playoffs für die GCK Lions in der zweithöchsten Liga, der Swiss League. Die Junglöwen sind das Farmteam der ZSC Lions, die in der obersten Liga, der National League, spielen. Die Idee dahinter: Spieler sollen auf Profi-Niveau Einsatzzeit erhalten und Erfahrungen sammeln können, statt auf der Tribüne zu sitzen, wenn sie nicht eingesetzt werden. Dazu pflegen die GCK Lions eine erfolgreiche Kombination von Nachwuchs- und erfahrenen Spielern.
Die erfolgreiche(re) Schwester
Vergangenes Jahr erhielt Baechler einen Profi-Vertrag. Aktuell setzt der Stürmer, dessen Karriere beim EHC Illnau-Effretikon begonnen hat, alles auf die Karte Eishockey. Ganz so erfolgreich wie seine Schwester Alessia Baechler ist er allerdings noch nicht. Die Verteidigerin konnte mit den ZSC Lions Frauen schon zweimal den Meistertitel feiern. «Sie ist wirklich mega talentiert», sagt ihr Bruder sichtlich stolz. Nicolas Baechler hingegen muss noch auf einen Meistertitel warten. Vergangene Saison war er die grosse Entdeckung des Trainers Marc Crawford in den Playoffs, schied mit den ZSC Lions aber trotzdem in den Halbfinals aus. Der «Tages-Anzeiger» gab ihm zwar eher kritisch die Note 4-5, lobte ihn aber auch. «Ein guter Stürmer für die dritte oder die vierte Linie. Auf ihn müssen die Zürcher setzen», schrieb das Blatt nach Saisonende.
Doch wer mit Baechler spricht, merkt schnell, dass ihm die dritte oder die vierte Linie nicht genug sind. Wie fast alle jungen Eishockeyspieler träumt auch er von der nordamerikanischen National Hockey League. Die NHL gilt als beste Eishockeyliga der Welt. Könnte er ein Team wählen, wäre es Tampa Bay Lightning aus Tampa in Florida. «Mit ungefähr 11 Jahren war ich mit meiner Familie dort in den Ferien und habe ein Spiel von Tampa Bay im Stadion gesehen. Das hat mich total fasziniert.»