Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Zürich Nord
14.03.2024
27.03.2024 15:24 Uhr

Sie wollen eine leistungsorientierte Alternative ab dem 7. Schuljahr bieten

Die Co-Schulleiterinnen Daniela Kunz-Fenner (l.) und Doris Graf wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. «Viadukt Schule» heisst ihr Projekt in Zürich-Stettbach.
Die Co-Schulleiterinnen Daniela Kunz-Fenner (l.) und Doris Graf wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. «Viadukt Schule» heisst ihr Projekt in Zürich-Stettbach. Bild: Lorenz Steinmann/ Zürich24
Gut 180 Privatschulen gibt es im Kanton Zürich. Nun lancieren Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf eine weitere. Mit ihrer Viadukt Schule fürs 7. bis 9. Schuljahr wollen sie Jugendliche beim Übertritt ins Berufsleben oder ins Gymi unterstützen.

Das Schulgeld ist nicht ohne. Knapp 2500 Franken pro Monat kostet künftig der Schulbesuch in der Viadukt Schule in Zürich-Stettbach. «Künftig» darum, weil das neuartige Projekt erst im August startet. Doch für das Schulgeld erhalten die Schülerinnen und Schüler viel geboten. «Bedeutend mehr als in den öffentlichen Schulen», sind die beiden Gründerinnen Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf überzeugt. Sie brennen für ihre Idee, sind voll im Flow, wie ein Besuch zeigt. Treffpunkt ist die «Waldkantine», ein trendiges Restaurant auf der Stadtgrenze von Zürich und Dübendorf. «Hier können sich unsere Schülerinnen und Schüler verpflegen, das ist unsere ‹Mensa›», erzählen die Frauen, die sich die Schulleitung teilen. Vom Restaurant gelangt man direkt in die hellen Räumlichkeiten, wo zurzeit noch gehämmert und gesägt wird. Bis vor kurzem waren hier Büros der Credit Suisse, bald wird Schulbetrieb herrschen.

«Man fühlt sich oft verloren»

Doch was ist denn speziell an dieser Viadukt Schule? Immerhin gibt es schon heute gut 180 Privatschulen im Kanton Zürich. «Wir sind an den jungen Menschen interessiert und wollen sie bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen», sagt Daniela Kunz. Die Zeit quasi «vom Kind zum Teenager» sei enorm anspruchsvoll. «Man fühlt sich oft verloren in jener Lebensphase», so Kunz, die seit 20 Jahren als Sekundarlehrerin am Freien Gymnasium im Zürcher Seefeld unterrichtet. «Bei uns trainiert man die eigene Kommunikationskompetenz, die Vernetzungsfähigkeiten, Kreativität, aber auch das eigene kritische Denken», ergänzt Doris Graf. Sie hat selber die Sekundarschule und dann das KV gemacht, bildet mit Daniela Kunz-Fenner mit ihrer Hochschulkarriere also ein breit abgestütztes Duo. 

Die Schülerinnen und Schüler sollen an der Viadukt Schule neben den beschriebenen Fähigkeiten vor allem in der deutschen Sprache und in der Mathematik sattelfest werden. Doch die Viadukt Schule will keine «Gymi-Produktionsstätte» sein. Das kommt auch aus den abwechslungsreichen Unterrichtsformen hervor. Stichworte sind Projektunterricht, der Einsatz von digitalen Mitteln, ein Makerspace mit 3D-Druckern, Lasercutter und Plotter, ein Medienraum, intensive Berufswahlkunde in der 2. Oberstufe und eine Lernstube. In der Lernstube arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Anwesenheit der Lehrerinnen und Lehrern. Ebenso sind die Prüfungsvorbereitung für den Übertritt ins Kurzgymnasium, an eine Fach-, Handels-, Informatikmittelschule oder Berufsmittelschule fester Bestandteil des Schulprogrammes. 

Entlastung für Eltern

Dazu kommt, dass die Klassengrösse mit maximal 16 bis 18 Schülerinnen und Schülern überschaubar bleibt. «Die Lernstube entlastet zudem die Eltern, weil weniger zu Hause gelernt und geübt werden muss», betont Daniela Kunz-Fenner. In der Lernstube lernen die Schülerinnen und Schüler, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Kurzum: Die Eltern sollen Eltern bleiben und nicht zu Hilfslehrerinnen und -lehrern für die eigenen Kinder mutieren. 

Wichtig ist Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf zudem, dass Schule wieder vermehrt als das wahrgenommen wird, was es ist: ein Privileg! «Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mehr wie in einem Start-up fühlen, in dem sie ihre eigene Zukunft als Unternehmerinnen und Unternehmer gestalten», sagt Doris Graf.

Wer nun die Viadukt Schule primär als Vorbereitung für höhere Schulen sucht, kommt in der sogenannten «Turboklasse» in der 3. Sek auf seine Rechnung. Hier hat es maximal 12 bis 14 Schülerinnen und Schüler, der Schwerpunkt liegt noch mehr auf Deutsch und Mathematik, es gibt spezielle Standortbestimmungen sowie Aufarbeitungen der Lücken plus gezieltes Training und Coaching für Übertrittsprüfungen. 

Lehre als valable Alternative

Wichtig ist, dass es dabei auch einen geordneten Plan B gibt. Sprich, wer die Prüfung nicht schafft, steht nicht vor dem Nichts. «Eine Lehre ist mehr als eine valable Alternative. Dank unserem durchlässigen dualen Bildungssystem stehen nahezu alle Wege offen», betont Doris Graf. Nun bleiben den beiden noch gut fünf Monate Zeit, bis das erste Schulsemester startet. Bis jetzt sind die Klassen zur Hälfte besetzt. «Wir nehmen an, dass nach den eben abgeschlossenen Gymiprüfungen das Interesse nochmals anzieht», sind Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf optimistisch. Energie schöpfen sie von ihren Familien. «Ihr Feedback und ihre Unterstützung hilft uns weiter und tut uns gut», sagen Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf, bevor sie sich wieder in die Arbeit stürzen. 

www.viadukt-schule.ch

Co-Schulleiterin Daniela Kunz-Fenner: «Ich bin seit 20 Jahren Sekundarlehrerin im Seefeld»

Daniela Kunz-Fenner kam schon viel herum auf der Welt. Der Vater war beruflich viel unterwegs, und so lebte Daniela Kunz in Singapur, in den USA und später in Zumikon. Ganz der Familientradition entsprechend machte sie die Matura am Freien Gymnasium Zürich im Seefeld (Zürich) und ging wie früher üblich ein Jahr ans Seminar für Pädagogische Grundausbildung, Dann folgte das Studium in Phil. I, also breit gefächert viele sprachliche Fächer, aber auch Musik und Bewegungslehre. «Das war mir immer ein Anliegen, keine fixe Festlegung wie viele Gymnasiallehrer», so Kunz (51). Mit ihrer Tätigkeit seit gut 20 Jahren am Freien Gymnasium Zürich weiss sie sehr gut Bescheid über die Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Schulen und im Besonderen über die Mittelschulen. 

Co-Schulleiterin Doris Graf: «Nach dem KV formierte ich bei McKinsey Teams»

«Learning by doing», so kann man Doris Grafs Werdegang beschreiben. Die 51-Jährige ist in Rapperswil aufgewachsen und hat ganz klassisch eine KV-Lehre bei Geberit gemacht. Nachdem sie für ein Jahr in der Verkaufsgesellschaft in Paris tätig gewesen war und nach einem Sprachaufenthalt in San Francisco stieg sie beim Beratungsunternehmen McKinsey & Company ein. Später arbeitete sie bei Accenture, ehemals Andersen Consulting. Schnell war sie weltweit unterwegs und stellte schlagkräftige Projektteams zusammen. «Dann hatte ich das Privileg, für meine zwei Kinder da sein zu können», erzählt sie. In dieser Zeit engagierte sie sich in verschiedenen Vereinen und von 2018 bis 2022 als Schulpflegerin. In diesen vier Jahren wuchs auch die Idee, eine eigene Schule zu gründen.

Lorenz Steinmann/Zürich24