Das Schulgeld ist nicht ohne. Knapp 2500 Franken pro Monat kostet künftig der Schulbesuch in der Viadukt Schule in Zürich-Stettbach. «Künftig» darum, weil das neuartige Projekt erst im August startet. Doch für das Schulgeld erhalten die Schülerinnen und Schüler viel geboten. «Bedeutend mehr als in den öffentlichen Schulen», sind die beiden Gründerinnen Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf überzeugt. Sie brennen für ihre Idee, sind voll im Flow, wie ein Besuch zeigt. Treffpunkt ist die «Waldkantine», ein trendiges Restaurant auf der Stadtgrenze von Zürich und Dübendorf. «Hier können sich unsere Schülerinnen und Schüler verpflegen, das ist unsere ‹Mensa›», erzählen die Frauen, die sich die Schulleitung teilen. Vom Restaurant gelangt man direkt in die hellen Räumlichkeiten, wo zurzeit noch gehämmert und gesägt wird. Bis vor kurzem waren hier Büros der Credit Suisse, bald wird Schulbetrieb herrschen.
«Man fühlt sich oft verloren»
Doch was ist denn speziell an dieser Viadukt Schule? Immerhin gibt es schon heute gut 180 Privatschulen im Kanton Zürich. «Wir sind an den jungen Menschen interessiert und wollen sie bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen», sagt Daniela Kunz. Die Zeit quasi «vom Kind zum Teenager» sei enorm anspruchsvoll. «Man fühlt sich oft verloren in jener Lebensphase», so Kunz, die seit 20 Jahren als Sekundarlehrerin am Freien Gymnasium im Zürcher Seefeld unterrichtet. «Bei uns trainiert man die eigene Kommunikationskompetenz, die Vernetzungsfähigkeiten, Kreativität, aber auch das eigene kritische Denken», ergänzt Doris Graf. Sie hat selber die Sekundarschule und dann das KV gemacht, bildet mit Daniela Kunz-Fenner mit ihrer Hochschulkarriere also ein breit abgestütztes Duo.
Die Schülerinnen und Schüler sollen an der Viadukt Schule neben den beschriebenen Fähigkeiten vor allem in der deutschen Sprache und in der Mathematik sattelfest werden. Doch die Viadukt Schule will keine «Gymi-Produktionsstätte» sein. Das kommt auch aus den abwechslungsreichen Unterrichtsformen hervor. Stichworte sind Projektunterricht, der Einsatz von digitalen Mitteln, ein Makerspace mit 3D-Druckern, Lasercutter und Plotter, ein Medienraum, intensive Berufswahlkunde in der 2. Oberstufe und eine Lernstube. In der Lernstube arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Anwesenheit der Lehrerinnen und Lehrern. Ebenso sind die Prüfungsvorbereitung für den Übertritt ins Kurzgymnasium, an eine Fach-, Handels-, Informatikmittelschule oder Berufsmittelschule fester Bestandteil des Schulprogrammes.
Entlastung für Eltern
Dazu kommt, dass die Klassengrösse mit maximal 16 bis 18 Schülerinnen und Schülern überschaubar bleibt. «Die Lernstube entlastet zudem die Eltern, weil weniger zu Hause gelernt und geübt werden muss», betont Daniela Kunz-Fenner. In der Lernstube lernen die Schülerinnen und Schüler, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Kurzum: Die Eltern sollen Eltern bleiben und nicht zu Hilfslehrerinnen und -lehrern für die eigenen Kinder mutieren.
Wichtig ist Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf zudem, dass Schule wieder vermehrt als das wahrgenommen wird, was es ist: ein Privileg! «Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mehr wie in einem Start-up fühlen, in dem sie ihre eigene Zukunft als Unternehmerinnen und Unternehmer gestalten», sagt Doris Graf.
Wer nun die Viadukt Schule primär als Vorbereitung für höhere Schulen sucht, kommt in der sogenannten «Turboklasse» in der 3. Sek auf seine Rechnung. Hier hat es maximal 12 bis 14 Schülerinnen und Schüler, der Schwerpunkt liegt noch mehr auf Deutsch und Mathematik, es gibt spezielle Standortbestimmungen sowie Aufarbeitungen der Lücken plus gezieltes Training und Coaching für Übertrittsprüfungen.
Lehre als valable Alternative
Wichtig ist, dass es dabei auch einen geordneten Plan B gibt. Sprich, wer die Prüfung nicht schafft, steht nicht vor dem Nichts. «Eine Lehre ist mehr als eine valable Alternative. Dank unserem durchlässigen dualen Bildungssystem stehen nahezu alle Wege offen», betont Doris Graf. Nun bleiben den beiden noch gut fünf Monate Zeit, bis das erste Schulsemester startet. Bis jetzt sind die Klassen zur Hälfte besetzt. «Wir nehmen an, dass nach den eben abgeschlossenen Gymiprüfungen das Interesse nochmals anzieht», sind Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf optimistisch. Energie schöpfen sie von ihren Familien. «Ihr Feedback und ihre Unterstützung hilft uns weiter und tut uns gut», sagen Daniela Kunz-Fenner und Doris Graf, bevor sie sich wieder in die Arbeit stürzen.