Pia Meier
Die Bauwände vor dem Neubau neben dem reformierten Glaubtenzentrum sind weg. Viele Affoltemerinnen und Affoltemer fragen, wann die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen. «Das wird noch eine Weile dauern», hält Walter von Arburg, Mediensprecher des Sozialwerks Pfarrer Sieber, fest. «Wir zügeln gestaffelt, das heisst Ende Mai zieht die Geschäftsstelle ein, Anfang Juni das Fachspital Sune-Egge und die Pflegeabteilung Sunegarte sowie im Juli der ‹Schärme›, das heisst das betreute Wohnen.»
Pfäffikon wird integriert
Quartierbewohnende waren allerdings der Meinung, dass auch Brothuuse, domiziliert an der Mühlackerstrasse, dort einzieht. So wurde das verschiedentlich auch kommuniziert. «Nein, Brothuuse bleibt bestehen, der Vertrag konnte verlängert werden», erläutert von Arburg. Langzeitbewohnende von Brothuuse würden allerdings in den Schärme ziehen. «Vor allem Kurzzeitbewohnende bleiben in Brothuuse.» Da das Urdörfli in Pfäffikon, ebenfalls eine Einrichtung des Sozialwerks Pfarrer Sieber, schliesst, würde auch ein Teil dieser Bewohnenden in den Schärme kommen.
Konradstrasse geht zu
Das Fachspital für Suchtkranke Sune-Egge ist jetzt an der Konradstrasse im Zürcher Kreis 5 domiziliert, das Pflegeheim Sunegarte in Egg. Die Gesamtadministration des Sozialwerks Pfarrer Sieber ist zurzeit an der Hohlstrasse im Kreis 4. «Für das Sozialwerk Pfarrer Sieber bringt der Neubau eine dringend benötigte Lösung: Die dezentralen Standorte verursachen hohe Kosten und der Zustand des heutigen Fachspitals ist eine grosse Belastung für Patienten und Mitarbeitende», fasst von Arburg zusammen.
42 Spitalplätze
Im Fachspital und in der Langzeitpflege gibt es je 21 Plätze. Und im Schärme finden 35 Personen Platz. Das Fachspital ist auf die sozial-medizinische Akut- und Langzeitpflege von Suchtkranken ausgelegt. Die Behandlung fokussiert auf innere Medizin, Wundbehandlung und psychotherapeutische Behandlungen. Der Zugang zum Fachspital ist ausschliesslich über den ständig besetzten Empfangsbereich durch den Haupteingang an der Riedenhaldenstrasse möglich. «Es ist das erste Mal, dass wir ein richtiges Spital für Suchtkranke haben, das wir zweckdienlich und zeitgemäss einrichten können», so von Arburg. Dies sei eine grosse Erleichterung für die Mitarbeitenden, aber auch für die Patienten und Patientinnen. «Ich möchte betonen, dass wir kein Notfallspital sind und auch kein Ambulatorium.» Sie seien auch keine Auffangstation. Die Notschlafstelle Nemo, das Gassencafé Sunestube,der Pfuusbus und alle anderen zumeist niederschwelligen Angebote würden an ihren heutigen Standorten, die meisten in der Innenstadt, bleiben.
Betreutes Wohnen
Alle Wohnplätze in der Glaubten seien betreut. «Mit unseren Betreuungskonzepten haben wir Erfolg», betont von Arburg. Die Patienten und Bewohnerinnen des Neubaus seien Menschen ohne Obdach und ohne soziales Netz. Fremde Besucher seien folglich kaum zu erwarten. Die Menschen im betreuten Wohnen können sich frei bewegen. Es sind zu drei Vierteln Männer und zu einem Viertel Frauen. Wo sie sich tagsüber aufhalten, werde sich zeigen, so von Arburg. Viele würden in die City und ins Gassenkafi gehen. Andere würden sich in den hauseigenen Ateliers oder vielleicht auch draussen in der Glaubten-Umgebung aufhalten. Neu gibt es in Affoltern Patrouillen mit leuchtenden Westen. «Wir patrouillieren im Umfeld unserer Einrichtungen und sorgen in Zusammenarbeit mit Polizei und SIP für Sicherheit», erläutert von Arburg.
Weiter gebe es ein Info-Telefon: 044 537 57 00. Und wann soll man anrufen? «Melden Sie sich, wenn sie etwas beobachten oder wissen wollen, ob dies mit der Sieber-Stiftung eine Verbindung hat.» Allgemein sollte man anrufen, wenn man sich unsicher fühle. Oft sei das ein Bauchgefühl. «Angst muss man aber nicht haben», betont von Arburg. Die Menschen im betreuten Wohnen hätten eine Tagesstruktur. Sie würden Ersatzmedikamente für Drogen erhalten.
Und wie sieht es im nahen Hürstwald aus? «Dieser ist wohl nicht der Ort, wo sich diese Menschen aufhalten. Aber wir haben auch ihn auf dem Radar.» Die wichtigsten Informationen zum Sicherheitskonzept werden mittels Handzettel in der näheren Nachbarschaft verteilt. Nicht zuletzt ist ein runder Tisch mit involvierten Personen der Kirchen und aus dem Quartier geplant. Der Neubau in Glaubten wurde für 40 Millionen Franken erstellt. Davon übernahm die Reformierte Kirchgemeinde Zürich 27 Millionen für den Rohbau. Dank eines Legats konnte das Sozialwerk Pfarrer Sieber den Innenausbau seiner Hausteile über 13 Millionen Franken ohne einen einzigen Spendenfranken finanzieren. Die reformierte Kirche schliesst mit allen Mietern Rohbaumietverträge ab. Den Architekturwettbewerb haben Schneider Studer Primas Architekten GmbH gewonnen. Der Innenhof ist nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. In Richtung Sägertenbach gibt es einen bewachsenen Zaun, vorne an der Wehntalerstrasse befindet sich ein Gewerberiegel. Fünf von sechs Gewerbeflächen sind bereits vermietet. «Wir haben viel Wert auf gemischte Nutzungen von der Kinderbetreuung bis zum Karateklub gelegt», hält Margot Hausammann, Kirchenkreiskommissionspräsidentin, fest. Sie hätte noch eine Arztpraxis gewünscht. Konkret ziehen ein: Karate Dojo, ProMente Sana, FUGU Kinderkrippe und Kompass Personalbüro. Hausammann freut sich, wenn der Neubau bezogen ist. «Ich bin überzeugt, dass das Sozialwerk Pfarrer Sieber und die übrigen Mietenden den Ort beleben und sich daraus auch Synergien entwickeln.»
Am 9. Juni ist ein Einweihungsfest für die Bevölkerung geplant.