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Zürich 2
02.04.2024
02.04.2024 14:27 Uhr

Sie soll Zürcher Wohnbaugenossenschaft auf die Finger schauen

Gina Balsiger. Die Leiterin des GZ Wollishofen ist nun auch Delegierte in der Wohnbaugenossenschaft Frohheim.
Gina Balsiger. Die Leiterin des GZ Wollishofen ist nun auch Delegierte in der Wohnbaugenossenschaft Frohheim. Bild: zvg.
Gina Balsiger heisst die neue Delegierte der Stadt Zürich, die ab sofort für Ordnung in der Baugenossenschaft Frohheim sorgen soll. Ihr Vorgänger nahm die Gefälligkeit einer Mietwohnung in der Genossenschaft an und liess den mittlerweile entlassenen Präsidenten schalten und walten.

Die krisengeschüttelte Baugenossenschaft Frohheim entliess den Geschäftsführer fristlos. Laut dem Tages-Anzeiger nahm der ebenfalls im Vorstand sitzende Delegierte der Stadt Zürich «Gefälligkeiten» an. Nun übernimmt mit Gina Balsiger jemand Neues die Vertretung der Stadt. 

Doch der Reihe nach: Im Vorstand der Baugenossenschaft Frohheim (BGF) soll wieder mehr Ruhe einkehren. Die Position der  Delegierten der Stadt Zürich wurde mit Gina Balsiger neu besetzt. Vorangegangen war die fristlose Entlassung des Geschäftsführers, wie der «Tages-Anzeiger» meldete. Dort untersucht aktuell ein Rechtsanwalt nun «finanzielle Unregelmässigkeiten». Doch es kam noch schlimmer. Der städtische Delegierte bekam eine Mietwohnung in der Genossenschaft, die er eigentlich von Amtes wegen beaufsichtigen sollte. Erst als das Finanzdepartement Wind davon bekam, musste er seinen Posten räumen. Ob er noch bei der Stadt arbeitet, ist unbekannt.

«Mediale Aufmerksamkeit erlangt»

Nun ist einem Stadtratbeschluss zu entnehmen, dass mit Gina Balsiger eine neue «Abordnung eines Mitglieds in den Vorstand für den Rest der Amtsdauer 2022–2026» beschlossen wurde. Dies gelte, «solange die städtischen Wohnbauförderungsvorschriften aufgrund der ausgerichteten Unterstützungsleistungen anwendbar» seien. Und weiter: «Gina Balsiger, Betriebsleiterin GZ Wollishofen, Stiftung Zürcher Gemeinschaftszentren (ZGZ), soll diese Funktion per sofort übernehmen.»

Gina Balsiger hat den Master of Advanced Studies (MAS) in interdisziplinärer Konfliktanalyse und Konfliktbewältigung (Mediation) an der Universität Basel und zusätzlich ein Certificate of Advanced Studies (CAS) in Leadership Advanced am Institut für angewandte Psychologie (IAP) absolviert und ist seit Oktober 2019 auch städtische Vertreterin bei der Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich.

Gemäss dem Stadtratsbeschluss seien in der Wohnbaugenossenschaft Frohheim vor Kurzem Missstände aufgedeckt worden, «die auch mediale Aufmerksamkeit erlangt haben, und die diverse organisatorische Massnahmen nach sich ziehen werden». Auf Grund ihrer Erfahrung in der Führung, im Konfliktmanagement und als städtische Vertreterin in einer anderen Trägerschaft sowie ihres breiten Fachwissens eignet sich laut dem Stadtrat Gina Balsiger «besonders für diese Aufgabe». 

Nicht der erste Fall

Doch zurück zur Funktion eines städtischen Delegierten. Es ist nicht der erste Fall, bei dem die Stadt keine besonders gute Figur als Aufsichtsinstanz macht. Auch bei der Baugenossenschaft Letten, in der es vor drei Jahren zu einem Betrugsverdacht kam, war der städtische Delegierte nicht eingeschritten, wie der «Tages-Anzeiger» anführt. «Als Vorstand mutmasslich illegale Machenschaften zu bemerken, ist schwierig», betonte Mediensprecherin Claudia Naegeli vom Finanzdepartement gegenüber dem «Tagi».

Misswirtschaft war offenes Geheimnis

Doch Zürich24 weiss, dass bei der Lettenbaugenossenschaft die Misswirtschaft jahrelang ein offenes Geheimnis war. So wurde an der Generalversammlung fast kein Votum geduldet. Anträge mussten Monate im Voraus schriftlich eingereicht werden. Zudem griff der Vorstand bei den Generalversammlungen zu einem Kniff. Zuerst gab es das Nachtessen mit Weinbegleitung, dann wurden die Traktanden in kaum einer halben Stunde durchgepeitscht. Der städtische Delegierte sass jeweils auf dem Vorstands-Podium – und sagte nichts.

Noch heute, gut 30 Monate nach der Anzeige bei der Polizei wegen der Machenschaften des Geschäftsführers, laufen die Ermittlungen wegen Verdachts auf Vermögensdelikte. Es geht um einen Millionenbetrug, alles auf Kosten erhöhter Mieten.

pd/ls/Zürich24