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Zürich West
15.04.2024
15.04.2024 09:13 Uhr

Flohmi belebt den Bullingerhof

Von März bis Oktober ist Flohmarkt-Zeit: Der Andrang am Flohmi Bullingerhof im Kreis 4 war wohl auch wegen Ostern überschaubar.
Von März bis Oktober ist Flohmarkt-Zeit: Der Andrang am Flohmi Bullingerhof im Kreis 4 war wohl auch wegen Ostern überschaubar. Bild: Jeannette Gerber
Ein eher unaufgeregter Flohmarkt, vom Quartier für das Quartier: Der Flohmi Bullingerhof im Kreis 4 hat Tradition und ist eine gute Gelegenheit, um die Nachbarschaft kennenzulernen und einen Schwatz zu halten. Hier gibt es fast alles, was das Flohmarkt-Herz begehrt.

Jeannette Gerber

An jedem letzten Samstag im Monat, von März bis Oktober, organisiert der Verein Lebendiger Bullingerhof von 8 bis 16 Uhr den Flohmarkt in dieser schönen Parkanlage in Aussersihl. Diesmal fiel der Eröffnungstag auf Ostersamstag, nicht unbedingt eine super Voraussetzung für eine grosse Beteiligung. Bekanntlich reist Familie Zürcher traditionsgemäss am Osterwochenende ins «sonnige» Tessin oder noch weiter südwärts, um garantiert in den Genuss des Staus vor dem Gotthard zu kommen – auf der Hin- und der Rückfahrt.

«Seit 1977 fand dieser Flohmi, bis 2004 organisiert durch den Quartierverein Aussersihl, statt. 2005 gründeten elf engagierte Bürgerinnen und Bürger den Verein Lebendiger Bullingerhof», erzählte ­Doris Albertin, Vorstandsmitglied und Kassierin des Vereins. Diese ausgesprochen prächtige Grünanlage inmitten der Wohnkolonie Bullingerhof, umrahmt von riesigen Platanen, ist prädestiniert für die Nutzung als Abenteuerspielplatz und als geselliger Treffpunkt.

Kosten für Stände in Kritik

Auch die Infrastruktur stimmt: Das ehemalige Garderobengebäude für Sport­anlässe inklusive WC-Anlage dient dem Flohmarkt ab 12 Uhr als Café. Hier gibt es Kaffee und Kuchen, Wienerli mit Brot und diverse Getränke zu sehr moderaten Preisen. Ein Kaffee kostet beispielsweise 3 Franken, ein Mineral 4 Franken. «Momentan bieten jeweils 30 bis 50 Stände ihre Ware an», sagte Albertin. Das Kaufverhalten der Zürcherinnen und Zürcher habe sich in den letzten Jahren jedoch verändert. Und von den Händlerinnen und Händlern seien schon mal Klagen über die Preise für die Stände zu hören.

«Sämtliche Flohmärkte auf städtischem Boden haben die gleichen Bedingungen: Die Miete beläuft sich auf 28 Franken für 2 mal 2 Meter und 42 Franken für 3 mal 3 Meter», erklärte sie. «Wir haben uns schon vermehrt an die Zuständigen der Stadt gewandt und kommuniziert, dass unser Flohmarkt eine Aufwertung für das Quartier ist und wir im Aussenquartier nicht die gleichen Bedingungen wie die Flohmärkte in der Innenstadt haben sollten», sagte Albertin. Obwohl das Garderobengebäude leer stehe, müsse der Verein pro Samstag 100 Franken Miete bezahlen. Kassierin Albertin und Präsidentin Isabelle Rebierre sind sich einig, dass jüngere Mitglieder für den Verein unabdingbar sind, und wünschen sich eine nachfolgende Generation von freiwillig Engagierten. Beim Rundgang durch die an diesem Tag leider etwas spärlich aufgebauten Stände sprachen wir mit ein paar Marktteilnehmenden. Die reizenden Eheleute Heidi und Felix Goropevsek aus Horgen (seit 40 Jahren verheiratet) sind Vereinsmitglieder seit der Gründung und stellen am Markt seit über 30 Jahren ihre Preziosen aus. Was sie denn heute schon verkauft hätten? «Eine Lampe, Schallplatten, Gartenwerkzeug, einen Kinderspielteppich, Puzzles und Kleider», sagte Goropevsek. Also für die beiden heute ein eher lukrativer Tag.

Dann war da ein älterer, grauhaariger Mann, der an jedem Stand irgendetwas zu reklamieren hatte anstatt zu kaufen fand. Auch Albertin war mit einem Stand vertreten. An diesem Tag habe sie hauptsächlich Bücher verkauft. Isabelle Rebierre hat ebenfalls einen Stand, an dem sie unter anderem viel Modeschmuck und alte Puzzles verkauft. Die Krux bei diesen antiken Puzzles ist jedoch, dass man bei den angepriesenen 500 Teilen nicht weiss, ob noch alle vorhanden sind. Übrigens führt Rebierre seit Jahren den Secondhandladen «Find it» in Schlieren.

Kinder verkauften ihre Spielsachen

Ein Stand, der farblich besonders ins Auge fiel, war derjenige der Familie Masera. Die beiden Mädchen Mila (10) und Selma (7) präsentierten ihre Spielzeugschätze auf einer pinken Unterlage. Voller Stolz gaben sie Auskunft über das, was sie aktuell schon alles verkauft hatten. «Ein Müslispiel, Bauklötzli, einen Stoffrucksack, Spielzeugautos, ein Notizbuch, Pixibüechli, Figürli, Broschen und Armbändli», zählten die zwei im Chor auf. Papa Lionel Masera schien ziemlich beeindruckt. Wobei noch zu erwähnen ist: Wenn Kinder ihre eigenen Spielsachen verkaufen, ist die Standmiete gratis.

Ansonsten wurden allgemein un­zählige alte Klamotten, ausgelatschte Schuhe, Geschirr, Besteck, Glas und vieles mehr angeboten – halt das Übliche an Flohmärkten. Vielleicht sollte die eine oder der andere das präsentierte Sortiment nochmals überdenken, dann würde eventuell auch der Umsatz stimmen. Wie heisst es doch? Das Angebot bestimmt die Nachfrage und umgekehrt.

Jeannette Gerber/Zürich24