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Stadt Zürich
26.04.2024
14.05.2024 12:41 Uhr

Als die «Landi 39» vor 85 Jahren mit ihrer Seilbahn Weltrekord-Geschichte schrieb

Eigens für die Schweizerische Landesausstellung «Landi 39» gebaut: Mit dieser Seilbahn wurde erstmals das linke mit dem rechten Zürichseeufer verbunden.
Eigens für die Schweizerische Landesausstellung «Landi 39» gebaut: Mit dieser Seilbahn wurde erstmals das linke mit dem rechten Zürichseeufer verbunden. Bild: Fotomontage: Zürich24/rad, Bilder: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Baugeschichtliches Archiv Stadt Zürich
ZEITREISE – Die Schweizerische Landesausstellung von 1939, kurz «Landi 39», gilt bis heute als eine der erfolgreichsten. Insbesondere die vor 85 Jahren eigens für die Leistungsschau in Zürich gebaute Luftseilbahn stiess auf grosse Beliebtheit, dennoch wurde sie kurze Zeit später wieder abgebrochen.

Dominique Rais

Die «Landi 39» gilt bis heute als eine der erfolgreichsten Landesausstellungen in der Schweizer Geschichte. Der Andrang war damals enorm. Als am 6. Mai 1939 die vierte Landes­ausstellung in der Limmat­stadt eröffnet wurde, herrschte in Europa eine politisch an­gespannte Stimmung. Dementsprechend stand die «Landi 39» ganz im Zeichen der Geistigen Landes­verteidigung.

Noch im September des gleichen Jahres brach damals der Zweite Weltkrieg aus. Auf die Durchführung der Landi hatte dies damals allerdings keine Aus­wirkungen. Und so pilgerten bis zum Ende der sechs Monate an­dauerndenLandesausstellung, die am 29. Oktober 1939 ihren Abschluss fand, insgesamt über 10,5 Millionen Besucherinnen und Be­sucher in die Stadt Zürich.

  • Das Areal der «Landi 39» erstreckte sich entlang des linken und des rechten Zürichseeufers. Nebst dem «Landidörfli» zog auch die Landi-Seilbahn auf dem Zürichhorn ganze Scharen von Besuchern an. Bild: Baugeschichtliches Archiv Stadt Zürich
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  • Eigens für die Schweizerische Landesausstellung «Landi 39» gebaut: Mit dieser Seilbahn wurde erstmals das linke mit dem rechten Zürichseeufer verbunden. Bild: Baugeschichtliches Archiv Stadt Zürich
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  • Vom 75 Meter hohen Turm aus, der im Seefeld aufgestellt worden war, ging die dreiminütige Seilbahnfahrt zur gegenüberliegenden Seeseite nach Wollishofen. Bild: Baugeschichtliches Archiv Stadt Zürich
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  • Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 22 km/h konnten in den zwei Seilbahnkabinen pro Fahrt jeweils 20 Passagiere befördert werden. Stündlich konnten so bis zu 600 Personen das Seebecken zwischen dem Kreis 2 und dem Seefeld queren. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv
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  • Bundesrat Marcel Pilet-Golaz, Bundespräsident Philipp Etter und Bundesrat Giuseppe Motta (v.l.n.r.) beim Festumzug zur Eröffnung der Landesausstellung im Jahr 1939. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv
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Während am rechten Zürichseeufer die traditionelle Schweiz etwa mit dem «Landidöfli» am Zürichhorn in Szene gesetzt wurde und das Trachtenwesen sowie die Land-und Milch­wirtschaft in den Fokus gerückt wurden, repräsentierte die linke Uferseite mit Ausstellungsthemen wie Technik, Mode und Wehrwesen die moderne Schweiz.

Zweifellos eine der Hauptattraktionen, welche die beiden Ausstellungsareale links und rechts des Zürichseeufers miteinander verband, war die eigens für die Leistungsschau der damaligen Schweizer Wirtschaft errichtete Schwebeseilbahn mit ihren beiden 75 Meter hohen Türmen. Für die Stadt Zürich war die Landi-Seilbahn, die von einem in einer Aktien­gesellschaft zusammengeschlossenen Konsortium von Schweizer Firmen realisiert wurde, ein absolutes Novum.

Die erste Seilbahn der Stadt Zürich

Mit der von der Sihltalbahn – heute Sihltal Zürich Uetliberg Bahn – betriebenen Landi-­Seilbahn war es Fahrgästen erstmals überhaupt möglich, während einer etwa drei­minütigen Fahrt auf direktem Weg vom Kreis 2 am linken See­ufer zum rechts des Zürichsees gelegenen Riesbach zu gelangen.

Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 22 km/h konnten in den zwei Seilbahnkabinen pro Fahrt jeweils 20 Passagiere befördert werden. Stündlich konnten so bis zu 600 Personen das Seebecken zwischen dem Kreis 2 und dem Seefeld queren. Dabei mussten die Passagiere pro Fahrt 1.50 Franken berappen, das entsprach damals dem Stundenlohn eines Schlossers im dritten Lehrjahr.

Nicht zuletzt war eine Fahrt mit der Seilbahn auch Prestigesache, denn mit einer Spannweite von über 900 Metern markierte ihr Bau damals einen neuen Weltrekord. Obschon die Seilbahn zum Wahrzeichen der Veranstaltung wurde und sich grosser Beliebtheit erfreute, war sie nicht von Dauer. Und so wurde sie nur ein Jahr später wieder abgebrochen. 20 Jahre nach der Landi verkehrten im Zuge der ersten Schweizerischen Garten­bauausstellung 1959 während mehrerer Jahre abermals Gondeln über dem See.

Schwebebahn bleibt in der Schwebe

Die Realisierung einer Seilbahn, welche die beiden Seeufer dauerhaft miteinander verbindet, blieb jedoch aus. Zuletzt wollte die Zürcher Kantonalbank anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums eine 1,4 Kilometer lange Seilbahn, welche die Landi­wiese mit dem Zürichhorn verbindet, errichten lassen.

Doch das Vor­haben, mit Hilfe von 14 Gondeln stündlich bis zu 2000 Passagiere über den See zu befördern, traf auf starken Gegenwind aus der Bevölkerung und wurde im Frühjahr 2022 vom Zürcher Verwaltungsgericht abgeschmettert. Die Idee einer städtischen Seilbahn über den See bleibt somit vorerst eine vertrackte Vision.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

Haben Sie historisches Bildmaterial? Dann senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff «Zeitreise» und Ihren Fotos an: dominique.rais@lokalinfo.ch

Dominique Rais