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Stadt Zürich
19.04.2024
20.04.2024 18:30 Uhr

Schutz vor Hochwasser: Zürcher Platzspitzwehr wird ersetzt

Das heutige Platzspitzwehr stammt aus dem Jahr 1951.
Das heutige Platzspitzwehr stammt aus dem Jahr 1951. Bild: Pascal Turin
Es ist ein wichtiges Puzzlestück beim Hochwasserschutz: Das Platzspitzwehr muss nach über 70 Jahren erneuert werden. Zum symbolischen Bauauftakt verschönerten Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) und Stadträtin Simone Brander (SP) eine Bauwand mit der Spraydose.

Pascal Turin

1910 standen weite Teile von Zürich unter Wasser: Damals traten Sihl und Limmat über die Ufer und richteten in der Stadt grossen Schaden an. Seit dem Jahrhundert-Hochwasser wurde so viel gebaut, dass eine solche Überschwemmung für das Sihltal, die Stadt und das Limmattal heute eine Katastrophe wäre. Bei den starken Unwettern von 2005 wurde Zürich zum Glück knapp verschont.

Ein Bauwerk, welches hilft, die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen, ist das Platzspitzwehr. Es befindet sich dort, wo Limmat und Sihl zusammenfliessen. Gleich in der Nähe ist das Jugendkulturhaus Dynamo. Doch das Platzspitzwehr ist am Ende seiner Lebensdauer angelangt – ausserdem nimmt laut Kanton mit jedem weiteren Betriebsjahr die Zuverlässigkeit des Wehrs ab. Das Platzspitzwehr wird darum ersetzt. Am Freitag war offizieller Baustart, die Arbeiten sollen bis Mitte 2028 dauern.

Mattensteg wird verschoben

Das Wehr stammt aus dem Jahr 1951 und dient neben der Stromproduktion im Kraftwerk Letten zur Regulierung des Zürichseepegels. Es ist damit ein wichtiges Puzzlestück beim Hochwasserschutz. Das heisst: Wasser aus dem Zürichsee kann dank des Wehrs wenn nötig zurückgehalten werden, wenn der Wasserpegel in der Sihl zu schnell steigt. Denn die Sihl ist ein Wildfluss und fliesst bei Unwetter deutlich stürmischer als die Limmat. «Die Sihl kann sehr viel Wasser bringen», sagte Christoph Zemp, Chef des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft, an einer Medienkonferenz. Das neue Wehr werde sich dem alten «optisch und akustisch sehr ähneln». Die Technik dahinter ist jedoch eine andere (siehe Video). Dadurch soll die Steuerung bei Hochwasser flexibler werden. 

Ausserdem muss der Mattensteg, eine Fussgänger- und Velofahrerbrücke, die vom Sihlquai auf den Platzspitz führt, ebenfalls saniert werden. Er wird abgebaut, erneuert und dann 80 Meter flussaufwärts wieder aufgebaut. Die Stahlbrücke wurde gemäss Andreas Thoma vom städtischen Tiefbauamt ursprünglich für die Schweizerische Landesausstellung 1883 gebaut und ist denkmalgeschützt.

Dort wo aktuell der Mattensteg steht, wird eine neue und breitere Brücke für Fussgängerinnen und Velofahrer erstellt. Sie dient während der Bauphase als Zufahrt zur Baustelle. Das hat den Vorteil, dass die Baumaschinen nicht durch den Park fahren müssen, was die Wurzeln des alten Baumbestands schützt. Die neue Platzspitzbrücke soll «schlicht» wirken und nachts beleuchtet sein.

«Es gibt für Velofahrende und Fussgänger eigentlich keine Einschränkungen während der Bauzeit», sagte Thoma. Damit diese ohne Umweg vom Sihlquai zum Jugendkulturhaus Dynamo kommen, wird eine temporäre Hilfsbrücke gebaut.

Kostenpunkt: 38,7 Millionen

Doch Kanton und Stadt haben nicht nur an die Menschen gedacht. Auch die Natur soll vom Projekt profitieren. So ist ein neuer Fischaufstieg im Damm zwischen Limmat und Lettenkanal geplant, damit die Fische in den Zürichsee zurückschwimmen können.

Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf 38,7 Millionen Franken. Die Stadt übernimmt knapp 6,4 Millionen Franken der Kanton 32,3 Millionen. Allerdings wird sich auch der Bund an den Kosten beteiligen.

Auch das neue Wehr soll wieder 70 bis 80 Jahre halten.

Neukom und Brander griffen zur Spraydose

Um den Baubeginn medienwirksam zu inszenieren, vollendeten Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) und Stadträtin Simone Brander (SP) ein Kunstwerk des Graffiti-Künstlers Adrian Scherrer. Beide schienen sichtlich Spass zu haben, auch wenn sie bei den ersten Versuchen mit der Spraydose noch etwas zögerlich vorgingen. Das Bild ziert nun eine Bauwand.

  • Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) sagte, dass das Platzspitzwehr ein wichtiges Element für den Hochwasserschutz sei. Bild: Pascal Turin
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  • Stadträtin Simone Brander (SP) griff zur Spraydose und half dabei, das Graffiti-Kunstwerk von Adrian Scherrer zu vollenden. Bild: Pascal Turin
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  • Graffiti-Künstler Adrian Scherrer betrachtet seine Arbeit. Er bietet auch Graffiti-Workshops an. Bild: Pascal Turin
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  • Der Mattensteg wird abgebaut, erneuert und dann 80 Meter flussaufwärts (näher beim Hauptbahnhof) wieder aufgebaut. Bild: Pascal Turin
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  • Für das Bauprojekt mussten auch Bäume gefällt werden. Bild: Pascal Turin
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  • Der Vorläufer des Platzspitzwehrs war ein sogenanntes Nadelwehr. Hier in einer Aufnahme von 1901. Bild: Baugeschichtliches Archiv
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  • Das Nadelwehr ist zu Beginn der 1950er-Jahre ersetzt worden. Die Aufnahme stammt von 1934. Bild: Baugeschichtliches Archiv
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  • Das Flussbad Oberer Letten befindet sich am schmalen Damm, der den Lettenkanal von der Limmat trennt. Bild: Baugeschichtliches Archiv
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  • Guter Blick auf den Lettenkanal, das Platzspitzwehr, die Limmat und die Sihl. Bild: Pascal Turin
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  • In Luzern gibt es noch ein Nadelwehr. Es ist heute eine Sehenswürdigkeit. Dieses Foto stammt von 1995. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Roger Huber
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Gut zu wissen

  • Der Mattensteg, eine Fussgänger- und Velofahrerbrücke, die vom Sihlquai auf den Platzspitz führt, muss ebenfalls saniert werden. Er wird abgebaut, erneuert und dann 80 Meter flussaufwärts wieder aufgebaut.
  • Dort wo aktuell der Mattensteg steht, wird eine neue und breitere Brücke erstellt, die auch von Baumaschinen befahren werden kann.
  • Damit Fussgänger und Velofahrerinnen auch während der Bauzeit vom Sihlquai zum Jugendkulturhaus Dynamo kommen, wird eine temporäre Hilfsbrücke aufgebaut.
  • Das neue Platzspitzwehr soll sich optisch kaum vom alten Wehr unterscheiden.
  • Auch die Fische haben etwas vom Projekt: Es ist ein neuer Fischaufstieg geplant, damit sie in den Zürichsee zurückschwimmen können.
Pascal Turin/Zürich24