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Zürich West
24.04.2024

Hier wurden Alternativen zu Fast Fashion aufgezeigt

Woher kommt meine Kleidung und wie wird sie produziert? Eine Ausstellung informiert.
Woher kommt meine Kleidung und wie wird sie produziert? Eine Ausstellung informiert. Bild: Karin Steiner
Im Rahmen einer Fashion-Revolution-Aktionswoche in den beiden GZ Bachwiesen und Witikon erhielten die Besuchenden viele Anregungen für einen nachhaltigen Umgang mit Kleidung und Mode. In verschiedenen Workshops wurde mit Naturfarben gefärbt und aus Altem Neues gemacht.

Karin Steiner

Im grossen Saal des GZ Bachwiesen haben sich bereits einige Mädchen eingefunden. In einer Schachtel liegen alte Fixleintücher bereit, aus denen T-Shirts entstehen sollen. Freiwillige der Fashion-Revolution-Bewegung und Mitarbeiterinnen des Gemeinschaftszentrums erklärten den jungen Schneiderinnen, wie sie die Schnittmuster auf dem Trikot befestigen, den Stoff zuschneiden und mit der Nähmaschine die Teile richtig zusammen­fügen.

Eine Woche lang zeigten die beiden GZ Bachwiesen und Witikon im Rahmen von verschiedenen Aktionen auf, welche sinnvollen Alternativen es zum gängigen Modekonsum gibt. Upcycling-, Flick- und Nähworkshops, Färben mit Naturfarben und ein Kleidertausch für Frauen sowie ein Spaziergang zu einer Reparaturwerkstatt für Outdoorkleidung standen in Altstetten auf dem Programm. Vor dem GZ Bachwiesen stand ein T-Shirt-Automat von Public Eye. Hier erfuhr man unter anderem, dass die Fabrikarbeiterinnen für ein T-Shirt, das im Laden 15 Franken kostet, gerade mal 50 Rappen bekommen.

Schattenseiten der Modeindustrie

Ein grosses Transparent mit der Aufschrift «Was du trägst, zählt» fasste die gesamte Thematik der Fashion Week zusammen. Eine Ausstellung in der Cafeteria gab Einblick in die Schattenseiten der Modeindustrie. An der Wand hingen Beispiele, was man aus alten Kleidern Neues machen kann – zum Beispiel einen Rucksack aus nicht mehr gebrauchten Jeansresten.

Daneben erfuhr man jedoch, dass Jeans aus ökologischer Sicht nicht ganz unbedenklich sind, benötigt es doch 3781 Liter Wasser für den Baumwollanbau und den typischen Farblook mit bis zu 20 Waschungen, 13 Quadratmeter Land für den Baumwollanbau, 3 Kilo Chemikalien und 50 000 Kilometer Reise vom Anbau bis in den Laden. Zudem gefährden das Sandstrahlen und Bleichen für den Used-Look die Gesundheit der Arbeitenden.

Deshalb der Tipp der Fashion-Revolution-Bewegung: Jeans länger tragen, flicken statt wegwerfen, sparsam waschen, noch brauchbare Teile upcyclen und fair produzierte Mode kaufen.

Ein Unglück als Auslöser

Fashion Revolution wurde 2013 als Reaktion auf den tragischen Fabrikeinsturz von Rana Plaza in Bangladesch gegründet, als über 1100 Arbeiterinnen starben und über 2500 Personen verletzt wurden. Viele der dort produzierenden Marken wussten nicht einmal, dass sie an der Tragödie beteiligt waren, was verdeutlicht, wie intransparent die Lieferkette ist.

Deshalb sind die Fragen «Wo kommen meine Kleider her?», «Wer hat sie produziert?» und «Unter welchen Bedingungen wurden sie produziert?» zentrale Themen der Bewegung. Der Hashtag #whomademyclothes verlangt Transparenz und stellt die Herstellerinnen und Hersteller der Kleidung in den Fokus. #whomademyclothes machte Fashion Revolution im Nu bekannt und stellt Unternehmen auch heute noch vor grosse Herausforderungen, zumal immer Menschen wissen wollen, wer ihre Kleider herstellt.

Eine internationale Bewegung

Fashion Revolution ist eine internationale Bewegung mit Sitz in London, die mittlerweile in über 100 Ländern aktiv ist. Den Schweizer Ableger gibt es seit 2016, seit 2017 als Verein. Fashion Revolution ist eine ganzjährige Bewegung, Höhepunkt der Aktivitäten ist in allen Ländern die Fashion Revolution Week, welche rund um den Jahrestag von Rana Plaza Ende April stattfindet.

Fashion Revolution Schweiz organisiert in der ganzen Schweiz Anlässe verschiedenster Art. Dabei informieren und sensibilisieren die Freiwilligen über die Herstellungsbedingungen von Mode, zeigen Alternativen für einen nachhaltigen Umgang mit Kleidern auf und stellen faire und ökologische Initiativen und Labels vor. Ziel ist es, Konsumentinnen und Konsumenten zu ermutigen, das Konsum- und Kaufverhalten zu ändern.

Die Mitarbeiterinnen des GZ Bachwiesen ziehen am Ende der Woche eine positive Bilanz. «Die Workshops waren gut besucht und auch der Kleidertausch war ein Erfolg», sagt Nina Johannes, im GZ für Quartierarbeit zuständig.

Konzentriert arbeitet das Mädchen an der Nähmaschine. Aus einem alten Fixleintuch soll ein T-Shirt entstehen. Bild: Karin Steiner
Karin Steiner/Zürich24