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Zürich Nord
26.04.2024
28.04.2024 15:49 Uhr

Mini-Tierpark Waidberg droht das Aus

Der kleine Tierpark hat durchaus einen Namen in Zürich. Doch seine Zukunft ist ungewiss. Die Stadt will aber erst im Oktober informieren, ob und wie sie Unterstützung bietet.
Der kleine Tierpark hat durchaus einen Namen in Zürich. Doch seine Zukunft ist ungewiss. Die Stadt will aber erst im Oktober informieren, ob und wie sie Unterstützung bietet. Bild: zvg
Der Tierpark Waidberg in Höngg mit den Damhirschen erfreut sich besonders bei Familien durchaus grosser Beliebtheit. Doch die Zukunft ist offen. Es fehlt bald an ausgebildetem Personal, und die Stadt Zürich will auch über die Bücher gehen. Eine Option ist die Schliessung des Parks.

Pia Meier

Im Gehege zwischen Emil-Klöti-Strasse und Restaurant Waid tummeln sich seit Jahrzehnten Damhirsche. Jedes Jahr sind mehrere Jungtiere darunter. Im Frühling 2022 kam ein junges Hirschtier dazu. Aber auch das Panorama auf die Stadt Zürich ist vom Gehege faszinierend. Allerdings stellt sich der Förderverein Tierpark Waidberg schon seit ein paar Jahren dieselbe Frage: Wie weiter?

Die Gründe sind vielfältig: Überalterung des Vorstandes, Schwierigkeiten, einen Tierpfleger zu finden, sinkende Zahl der Mitglieder, steigende Kosten aufgrund von umstürzenden Bäumen, Reparaturen von Schäden an Zaun und Futterhaus, Zufütterung der Tiere und anderes. Neue Bäume wurden gepflanzt, und vor ein paar Jahren wurde eine Aussichtstreppe erstellt. Trotz Sponsoren sorgt dies für ein jährliches Defizit, das heisst, irgendwann hat der Verein kein Geld mehr, wie Präsident Ernst Tschannen erläuterte. Zurzeit hat der Verein etwa 120 Mitglieder.

Stabile Lösung wird noch gesucht

Der Vorstand des Fördervereins Tierpark Waidberg hat eine Auslegeordnung gemacht und mit der Stadt Gespräche geführt. An der Generalversammlung legte er den Anwesenden die vier Optionen dar: Leistungsauftrag mit Grün Stadt Zürich mit Entschädigung, Übernahme des Tierparks durch die Stadt, Stadt erteilt Auftrag an Dritte mit Entschädigung sowie Schliessung, das heisst Aufhebung des Tierparks.

Wie geht es weiter? Die Diskussionen im Vorstand und mit der Stadt haben stattgefunden. Grün Stadt Zürich habe ihnen gesagt, dass alles seine Zeit habe. Zudem befinde sich das Gehege in einer Freihaltezone. «Die Stadt betont, dass sie den Tierpark nicht zurücknähmen», hielten Ernst Tschannen und An­dres Türler, Vorstandsmitglied, fest. Auf Anfrage teilt das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement mit: «Wir führen zurzeit Gespräche. Über den Ausgang können wir noch nicht informieren.» Am 2. Oktober um 18 Uhr ist gemäss Förderverein Tierpark Waidberg ein Infoanlass geplant.

Der Vorstand zumindest will weitermachen, bis Klarheit herrscht, wie er ­anlässlich der Generalversammlung betonte. Allerdings bleibt die Unsicherheit der Tierpflege. Hans Nikles, der diese ­Aufgabe zurzeit ausführt, wird in naher Zukunft altershalber zurücktreten. Eine Nachfolge zu finden, ist aufgrund der ­Auflagen wie spezieller Ausbildung schwierig. «Eine solche Ausbildung ist teuer und kostet um die 10  000 Franken», bekräftigte Tschannen.

Bislang ohne Subventionen

Der Tierpark mit den Damhirschen gehörte früher tatsächlich der Stadt. Er wurde 1974 unter der Leitung des dama­ligen Stadtforstmeisters Carlo Oldani im Auftrag der Stadt Zürich gegründet. Der Park bildet eine Ergänzung zum beliebten Naherholungsgebiet Käferberg-Waidberg. 1998 drohte die Schliessung des Tierparks aus finanziellen Gründen. Der damalige Wirt, Alex Meier, des Restaurants Neue Waid gleich nebenan gründete den Förderverein Tierpark Waidberg und pachtete mit dem Verein den Park. Mit den Mitgliederbeiträgen und den grosszügigen Sponsoren werden die Unterhalts- und Betreuungskosten bestritten. Der Tierpark bekommt von keiner Institution Subventionen.

Vereinspräsident und ehemals Grün-Stadt-Zürich-Direktor Ernst Tschannen (rechts) zusammen mit Vorstandsmitglied und Altstadtrat Andres Türler. Bild: Pia Meier

Damhirsche sind keine einheimischen Tiere

Damhirsche (Dama dama) sind vielerorts in Parks in der Schweiz zu sehen. Frei lebend sind sie selten. Das Geweih (richtiger Name: Stange) ist das Hauptmerkmal des Damhirsches, es unterscheidet sich durch die schaufelartige Aus­bildung des Stangenendes von dem ­Rot- und dem Sikahirsch-Damwild. Der ­Damhirsch ist ein Mischäser, er weidet Gräser, Kräuter, Eicheln, Buchecken, Kastanien, selten Triebe von Waldbäumen. Die Decke (Fell) ist im Sommer rötlich braun mit hellen Flecken, im Winter dunkel, die grau-braunen Flecken sind kaum zu erkennen. Die Brunft ist im Oktober und im November. Die Tragzeit beträgt 32 bis 33 Wochen.

Pia Meier/Zürich24