Pia Meier
Das markante Kirchgemeindehaus Wipkingen ist in die Jahre gekommen. Es wurde 1930 bis 1932 als kirchliches Volkshaus konzipiert und als erstes Hochhaus der Stadt Zürich vom Architekturbüro Vogelsanger und Maurer erbaut. Seit 2008 stehen sowohl der Bau als auch Teile des Innenraums sowie die Oberflächengestaltung im Inventar der Denkmalpflege.
Das Gebäude soll bis 2027 renoviert werden und künftig der reformierten Kirche als sogenanntes «Haus der Diakonie» dienen. Diakonie bedeutet in diesem Zusammenhang das soziale Handeln für die Benachteiligten in der Gesellschaft. «Das Kirchgemeindehaus wird aufgewertet, für die Öffentlichkeit zugänglich sein und gerade dem Quartier und den Anwohnenden vielfältige Angebote und Dienstleistungen präsentieren», ist die reformierte Kirche Zürich überzeugt.
Kostenpunkt: 50 Millionen Franken
Der Baustart wird bereits 2025 erfolgen, sofern die reformierte Stimmbevölkerung der Stadt Zürich dem Kredit zur Sanierung zustimmt. Dieser beläuft sich auf 50,2 Millionen Franken. Rund zwei Drittel der Kosten betreffen als gebundene Ausgaben die reine Instandsetzung des Gebäudes, und rund ein Drittel der Kosten soll für die spezifische neue Nutzung als sogenanntes «Haus der Diakonie» aufgewertet werden. Die reformierte Kirche informiert die Quartierbevölkerung mittels einer Ausstellung.
«Das Kirchgemeindehaus Wipkingen wurde ursprünglich als Volkshaus für das Quartier und die Stadt konzipiert. Die ursprünglichen Nutzungen wie Bäder, Samariterverein, Bibliothek, Mütterberatungsstelle, Arbeiterhilfswerk waren ebenfalls öffentlich-diakonisch», hält die reformierte Kirche Zürich fest. «Das Konzept ‹Haus der Diakonie› schliesst an diesen Grundauftrag an und aktualisiert ihn für die heutige Zeit.»
Trotzdem brauchte es Jahre, bis dieser Entscheid gefällt wurde. «Bei der Fusion der Kirchgemeinde Zürich im Jahr 2019 wurde deutlich, dass für das Haus mittelfristig eine neue Nutzung gefunden werden soll.» Eine Machbarkeitsanalyse im Jahr 2019 habe deutlich gemacht, dass eine umfassende Instandstellung des Gebäudes unabdingbar sei. «Infolgedessen wurden anschliessend Konzept und Projekt auf- und ausgearbeitet und im Rahmen der politischen Bewilligungsprozesse der Kirchgemeinde Zürich beraten. Es wurde frühzeitig ein Echoraum und Beirat konstituiert, in dem auch Vertretende der Stadt Zürich mitwirken.» Dem «Haus der Diakonie» werde eine hohe kirchliche quartier- und stadtpolitische Bedeutung beigemessen.
Das Kirchgemeindehaus soll zu einem Haus der Gastfreundschaft, Wertschätzung und Gestaltung werden und einen Mehrwert für alle bieten. Die Sanierung sieht vor, dass das historische Foyer zum zentralen Dreh- und Angelpunkt und damit neu auch direkt von der Rosengartenstrasse erschlossen wird.
Geplant sind begleitetes Wohnen, Co-Working und Kinderbetreuung, Saal mit 600 Plätzen und Foyer, Arbeitsintegration, Büro und Gastronomie. Ein zusätzlicher Multifunktionsraum beim Eingang Rosengartenstrasse kann von über 300 Personen genutzt werden. Die Uhr am Turm als stadtbekanntes Wahrzeichen am Eingang zu Wipkingen bleibt erhalten.
Ein Wermutstropfen ist, dass die Terrasse auf dem Dach des Kirchgemeindehauses nicht mehr zugänglich sein wird. «Aufgrund der Brandschutzauflagen kann die Terrasse leider nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden», bedauert die Kirche. «Es ist jedoch geplant, mindestens eines der obersten Stockwerke der Turmgeschosse, die ebenfalls eine fantastische Aussicht bieten, für Gruppen nutzbar zu machen.»
Die Kirchenpflege hat die Institution Streetchurch mit der Entwicklung der angestrebten Nutzung beauftragt und sieht sie als zukünftige Betreiberin. Deren diakonische Angebote stehen allen Menschen offen. Die Veranstaltungsräume sollen der Öffentlichkeit und verschiedenen Anbieterinnen zur Verfügung stehen können, sodass wie zum Beispiel in der Kirche auf der Egg in Wollishofen eine breite Palette an Veranstaltungen möglich wird.
Terrasse miteinbeziehen
Gleich neben dem Kirchgemeindehaus ist die ehemalige, zurzeit besetzte Post. Die Terrasse gehört auch dem Bundesbetrieb. «Mittelfristig und spätestens mit der Eröffnung des Hauses der Diakonie soll die Terrasse belebt und als attraktiver Aussenraum für die Öffentlichkeit zugänglich werden», hält die Kirche Zürich fest. Die Streetchurch der reformierten Kirche und das Gastrokollektiv «Sidefiin» hätten im letzten Sommer bewiesen, wie eine Belebung der Terrasse aussehen könnte. Weitere solche und ähnliche Zwischennutzungen seien geplant.
Zurzeit sind Terrasse und Treppe via Post kein schöner Anblick. Es liegen Abfall und Kleidungsstücke herum.