Bereits von weitem hören die Waldspaziergängerinnen und -gänger laute Musik von der Hürstwiese. Es wird gefeiert. Vor Ort ist eine grössere Gruppe von Menschen, die sich um mit Esswaren belegte Tische schart. Die Kinder spielen Fussball auf der Wiese. Im Holzunterstand hält sich eine weitere Gruppe auf. Im neuen Brunnen wird das Bier gekühlt. Eine alltägliche Situation auf der Hürstwiese. An schönen Tagen halten sich in diesem Naherholungsgebiet zahlreiche grössere und kleinere Gruppen auf. Dass es nun einen Brunnen hat mit Frischwasser wird sehr geschätzt. Die Kinder füllen immer wieder ihre Behälter mit Wasser.
Zwar gibt es seit 1983 einen Pumpbrunnen auf der Wiese mitten im Wald, doch der trägt das Hinweisschild «Kein Trinkwasser». Diese Grundwasserpumpanlage steht dort ohne Anschluss ans städtische Trinkwassernetz, weshalb die Wasserqualität den heutigen Standards nicht genügt.
Was lange währt
Der neue Brunnen aus Holz wurde im letzten Winter von Grün Stadt Zürich eingerichtet. Zwei Wölfe dominieren ihn. Begonnen hat alles aber viel früher. Schon seit längerer Zeit wünschten Besuchende der Hürstwiese einen Frischwasserbrunnen. Anlässlich eines Festes auf der Hürstwiese wurde eine Unterschriftensammlung für einen neuen Brunnen vom Quartierverein Affoltern und vom Verschönerungsverein Zürich gestartet. Die zirka 400 Unterschriften wurden dem damals zuständigen Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) übergeben. Zudem wurde im Gemeinderat 2018 ein Postulat eingereicht, welches praktisch einstimmig überwiesen wurde. Doch niemand dachte, dass es 2023 werden könnte, bis der Brunnen endlich steht. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Nicht wenige wollten mitreden
Der Hürstwald gehört zum grossen Teil der Holzkorporation Affoltern. Es handelt sich also um einen Privatwald. Zudem wurden Bedenken geäussert, dass der neue Brunnen schnell Opfer von Vandalen würde.
Viele Einheimische
Auch wurde 2021 ein Monitoring durchgeführt betreffend Nutzung vom Hürstwald. Dabei wurden Fragen gestellt wie: «Wo in diesen Wäldern halten sich die Erholungssuchenden auf?», «Auf welchen Wegen an welche Orte bewegen sich die Erholungssuchenden im Wald?» sowie «Wie werden bestimmte Erholungsorte im Wald mit den verschiedenen Sinnen wahrgenommen?». Bei dieser Studie wurde auch herausgefunden, dass um die 66 Prozent der Besuchenden der Hürstwiese aus dem Quartier Affoltern sind. «Wir haben immer daran geglaubt, dass es auf der dort einmal einen Frischwasserbrunnen gibt. Aber es brauchte viel Geduld», meint Pia Meier, Präsidentin Quartierverein Affoltern. Sie habe unzählige Male bei der Stadt nachgefragt. Meier hofft, dass der neue Brunnen die Besucherinnen und Besucher der Hürstwiese lange Zeit erfreuen wird. Ein Wermutstropfen bleibt. Ein Züri-WC, wie in der Unterschriftensammlung und im Postulat gefordert, gibt es nicht vor Ort, aber immerhin ein Kompotoi gleich neben dem Unterstand.