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Zürich West
28.05.2024

ÖV-Frust: Limmattalbahn fällt aus

Normalerweise fährt die Limmattalbahn zwischen Killwangen–Spreitenbach und Altstetten.
Normalerweise fährt die Limmattalbahn zwischen Killwangen–Spreitenbach und Altstetten. Bild: Pascal Turin
Die Limmattalbahn fährt bis mindestens Ende Juni nicht mehr von Schlieren nach Altstetten. Zwei Fahrzeuge wurden bei Unfällen derart stark beschädigt, dass die Reparatur länger dauert. Ersatztrams sind keine verfügbar.

Pascal Turin

Hiobsbotschaft für Pendlerinnen und Pendler aus dem Limmattal: Zwei der acht für den Betrieb der Limmattalbahn verwendeten Fahrzeuge wurden in den letzten Wochen bei Unfällen mit Strassenfahrzeugen stark beschädigt. Gemäss ­einer Mitteilung der Betreiberin Aargau Verkehr AG (AVA) kann deshalb der reguläre Fahrplan nicht mehr mit allen Kursen aufrechterhalten werden – obwohl noch sechs Fahrzeuge verfügbar sind.

Bis mindestens Ende Juni verkehrt die Linie 20 von Montag bis Freitag nur zwischen Killwangen, Bahnhof und Schlieren, Geissweid. Normalerweise fährt die Limmattalbahn zwischen den Bahnhöfen Killwangen-Spreitenbach und Altstetten. Wer zum Limmattalspital oder ins Shoppi Tivoli möchte, muss vom Lindenplatz in Altstetten vorläufig das Tram 2 nach Schlieren nehmen und dort umsteigen.

Forchbahn braucht Fahrzeug selbst

Für den Betrieb im 15-Minuten-Takt setzt die AVA sechs Kursfahrzeuge ein. Zwei weitere Fahrzeuge stehen gewöhnlich als Reserve zur Verfügung – wenn sie nicht gerade kaputt sind. Temporär ein paar Trams bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) ausleihen kann die Limmattalbahn-Betreiberin nicht. Der Grund: Die Tramlink-Stadtbahn von Stadler ist ein so­genanntes Zweirichtungsfahrzeug. Im Gegensatz zu den VBZ-Trams haben Zweirichtungsfahrzeuge vorne und hinten einen Führerstand – und auf beiden Wagenseiten ­Türen. Dadurch brauchen sie keine Wendeschlaufe. An der Endhaltestelle angekommen, steigt die Tramchauffeurin einfach hinten aus und vorne wieder ein.

Auf Kantonsgebiet fahren zum Beispiel die Forchbahn oder die Bremgarten-Dietikon-Bahn mit Zweirichtungsfahrzeugen. Das Bremgarten-Bähnli wird ebenfalls von der AVA betrieben. Der Einsatz dieser Fahrzeuge ist aber technisch nicht umsetzbar, da die Limmattalbahn-Strecke unter anderem Fahrzeuge voraussetzt, die mit unterschiedlichen Stromsystemen umgehen können. «Die Forchbahn als externes Beispiel benötigt ihre Fahrzeuge selbst», sagt AVA-Mediensprecherin Aline Staeger. Ausserdem müssten die Kolleginnen und Kollegen auf das neue Fahrzeug geschult werden, was den Einsatz wiederum verzögern würde.

Mehr Barrieren geplant

Um zukünftig solche Situationen zu vermeiden, prüft die AVA verschiedene Anpassungen. (Beinahe-)Unfälle auf dem Netz der Limmattalbahn würden demnach schon seit längerem registriert und damit mögliche «Hotspots» evaluiert. «Laut René Fasel, Leiter Bahnproduktion, soll Mitte Jahr ein erstes Fazit gezogen werden und später sollen Massnahmen daraus erfolgen, die den jeweiligen Behörden vorgestellt und damit eine mögliche Umsetzung angestrebt werden», sagt Mediensprecherin Aline Staeger. Konkret angedacht seien dabei etwa mehr Barrieren oder Signalisationsänderungen.

Mehr Fahrzeuge kaufen will die Betreiberin der Limmattalbahn nicht, weil die zwei bestehenden Reservefahrzeuge in der Regel ausreichen würden «für die Sicherstellung des ordentlichen Betriebs, auch bei kleineren Unfällen mit entsprechenden Reparaturen am Fahrzeug». Staeger: «In diesem Fall handelte es sich leider um zwei absolut unvorhersehbare Ereignisse in einem engen Zeitraum, bei welchen gerade zwei Fahrzeuge in diesem kurzen Zeitraum dermassen beschädigt wurden, dass sie über mehrere Wochen nicht eingesetzt werden können.» Was hingegen bestellt wird, sind die Ersatzteile für die beschädigten Fahrzeuge. Die AVA arbeite mit Hochdruck an der Instandsetzung, verspricht die Mediensprecherin.

Bei einem möglichen Taktausbau in Zukunft – also beispielsweise 7,5-Minuten-Takt statt 15-Minuten-Takt – werden zusätzliche Fahrzeuge mit weiteren Reservefahrzeugen beschafft. Und sollte die Limmattalbahn dereinst sogar nach ­Baden verlängert werden, brauchte es ­natürlich ebenfalls weitere Fahrzeuge.

Pascal Turin/Zürich24