Pia Meier
Seit 2014 geht immer mehr durch Baumkronen beschattete Fläche in der Stadt Zürich verloren. Allein zwischen 2018 und 2022 waren es 64 Hektar, was 90 Fussballfeldern entspricht. Dadurch gibt es weniger Schatten und weniger Kühlung. Zudem nimmt die Biodiversität ab. Das Verschwinden von Gartenstadtquartieren wird von Privaten, Genossenschaften, Institutionen und den beteiligten Architekturbüros mittels Ersatzneubauten vorangetrieben. Das kann nicht mit gleichbleibendem Grünraum einhergehen. Die Bautätigkeit ist die Hauptursache für das Verschwinden der Bäume. Ein anderer Grund sind Sturmschäden, die dazu führen, dass Bäume gefällt werden müssen. Der von Privaten als zu aufwendig angesehene Unterhalt könnte ein weiterer Grund für das Fällen von Bäumen sein. Die Stadt will dieser Entwicklung entgegenwirken, indem sie mehr Bäume auf öffentlichem Grund pflanzt. Dies ist das Ergebnis einer Recherche von Zürich24.ch. Rund 50 % aller Bäume gehören der Stadt. Bis 2050 will sie die Kronenfläche in Siedlungsgebieten auf 25 % ausweiten. Dies ist angesichts der momentan bestehenden 15 % ein ehrgeiziges Ziel.
Gartenstadt? Von wegen!
Besonders betroffen ist die Gartenstadt Schwamendingen. Das Quartier wird stark verdichtet. Vor allem auf privaten Parzellen, wo gebaut wird, verschwinden immer mehr Bäume. Im Rahmen einer Baumanalyse zwischen 2006 und 2019 hat Grün Stadt Zürich festgestellt, dass auf Privatgrund rund jeder 5. Baum verschwunden ist. Mit einem Aktionsprogramm will Grün Stadt Zürich sensibilisieren, den Baumbestand zu erhalten und zu fördern. «Das Aktionsprogramm betrifft alle Grundeigentümer auf Privatgrund: Private, Genossenschaften, Kapitalgesellschaften/Immobilienfirmen», hält Grün Stadt Zürich auf Anfrage fest.
Zwei Rundgänge zur Info
Teil des Aktionsprogramms «Mehr Bäume für Schwamendingen» sind zwei Rundgänge durchs Quartier am 8. August und am 28. September für alle Interessierten. Der erste Rundgang ist dem Thema Baumerhalt und Baumförderung gewidmet. Beim zweiten Rundgang stehen die Themen Stadtökologie, Biodiversität und ökologische Aufwertung auf dem Programm. Die Rundgänge werden in Zusammenarbeit mit dem Quartierverein angeboten. «Sie sind ein spezifisches Angebot für den Quartierverein, um die Quartierbewohnerinnen von Schwamendingen für die Bäume, die Stadtökologie, die Biodiversität zu sensibilisieren sowie die Fördergelder zu «bewerben»», fasst Grün Stadt Zürich zusammen. Ziele dieses Pilotprojekts sind kurz zusammengefasst: gezielte und nachgefragte Dienstleistungen auf privaten Grund zum Erhalt oder Förderung des Baumbestandes in Schwamendingen, Erfahrung mit den Zielgruppen sammeln für weitere Stadtkreise sowie Angebote des Pilotprojektes testen und allenfalls erweitern.
Warum nur? Stadt machte Umfrage
Zuvor hatte Grün Stadt Zürich 2023 eine Umfrage bei den Grundstückeigentümern in Schwamendingen durchgeführt, um zu erfahren, was mögliche Gründe für diese Baumverluste sind und was ihr Informationsstand zu den Themen Bäume und Biodiversität generell ist. Ein weiteres Ziel war herauszufinden, mit welchen Angeboten und Dienstleistungen die Grundeigentümer motiviert werden können, den Baumbestand zu erhalten und zu fördern.
Förderprogramme für Private
Im letzten September hat das Stimmvolk Ja gesagt zu mehr Grünraum in Zürich. Vier Förderprogramme, finanziert über einen von der Stadtbevölkerung bewilligten Rahmenkredit von 130 Mio. Franken sollen bis 2035 helfen, die Situation zu verbessern. Die Fördermassnahmen von Grün Stadt Zürich sollen dafür sorgen, dass es im Sommer in der Stadt Zürich weniger heiss wird: Plätze sowie Strassenräume sollen mehr begrünt werden, Forschungs- und Pilotprojekte sollen neue Erkenntnisse liefern, Grundeigentümerinnen und -eigentümer sollen Beratung und Fördergelder bekommen. Eines der Programme umfasst Beratung und Förderung hitzemindernder Massnahmen bei privaten Eigentümern, die in Zukunft Zuwendungen erhalten sollen für neu gepflanzte Bäume und für mehr Grünräume. Der Stadtrat bewilligte eine erste Tranche von 51,2 Millionen Franken, damit die Stadt Zürich verstärkt begrünt und damit das Stadtklima verbessert wird. Der Stadtrat hat das Reglement über die Förderprogramme «Stadtgrün», «Mehr als Grün» und «Vertikalbegrünung» erlassen. Dieses trat per 1. Juni 2024 in Kraft. Die Richtlinien zum Erhalt der Fördergelder werden dann auf der Homepage der Stadt Zürich veröffentlicht.
Anmeldung Führungen 8. August 17.30-19 Uhr, 28. September 13-14.30 Uhr: E-Mail an gsz-stadtgruen@zuerich.ch. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.
Link für die Beantragung von Fördergelder für Private