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Kommentar
Zürich West
01.06.2024
01.06.2024 08:26 Uhr

Sihlhochstrasse: Haben die Behörden geschlampt?

Ohne Betonelemente und mit Schnee auf der Strasse war hier ohne Ortskenntnisse leider alles bereit für einen Unfall.
Ohne Betonelemente und mit Schnee auf der Strasse war hier ohne Ortskenntnisse leider alles bereit für einen Unfall. Bild: Lorenz Steinmann/Zürich24
Beim Flixbus-Unfall auf der Sihlhochstrasse für der Chauffeur trotz Schnee zu schnell auf der Strasse. Keine Frage, eine Strafe musste sein. Doch dass die Staatsanwaltschaft den Kanton und den Bund mit keinem Wort für die völlig ungenügende Signalisation rügte, spricht Bände. Es ist also nur konsequent, wenn das Busunternehmen nun selber klagt.

Kommentar: Lorenz Steinmann

Tragisch. Im Dezember 2018 und bei rabenschwarzer Nacht forderte ein schwerer Carunfall auf der Sihlhochstrasse zwei Todesopfer. Das Bezirksgericht Zürich hat den Buschauffeur am Mittwoch wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung verurteilt. Er sei trotz Schnee und Eis auf der Strasse mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren, bevor der Car im Autobahnstummel in eine Wand krachte. Konkret waren es 48 km/h, erlaubt waren 60 km/h. Wegen schneebedeckter Fahrbahn wären aber wohl 30 km/h angemessen gewesen. Weil es vier Uhr morgens war, war der Car alleine unterwegs.  

Schadenersatz gefordert

Am Donnerstag nun meldete das Regionaljournal von SRF, dass das italienische Carunternehmen mit dem Namen «Stav» die Schweizerische Eidgenossenschaft auf Schadenersatz verklagt hat. Das Unternehmen hatte die Fahrt im Auftrag von Flixbus durchgeführt, wie das das Flixbus-Geschäftsmodell vorsieht.  

Ein Werkmangel?

«Der Strassenabschnitt war zum Zeitpunkt des Unfalls nicht genügend gesichert. Aus unserer Sicht handelt es sich um einen Werkmangel, der mitursächlich für den Unfall war», wurde der Anwalt und ehemalige AL-Kantonsrat Markus Bischoff im Bericht zitiert. Er vertritt das betroffene Carunternehmen aus Mailand.

Nach dem zweiten Unfall ging es ganz schnell

Bischoff kritisiert, dass die Fahrspur erst zwei Tage nach dem tödlichen Busunglück mit Betonelementen von der Fahrspur getrennt worden.  Zudem habe man die Pfeile am Boden wegen dem Schnee nicht gesehen. Was für Bischoffs Theorie spricht: Seit dem Anbringen der Betonelemente ist nichts mehr passiert. Hingegen gab es vor dem Carcrash an gleicher Stelle schon im Jahr 2016 einen schweren Unfall. Damals überschoss ein Lastwagen mit langer Ladebrücke den Autobahnstummel und landete in der Sihl. Der Fahrer überlebte schwerverletzt. 

Es war eine Frage der Zeit

Dass nach dem ersten Unfall der Kanton, respektive das Bundesamt für Strassenbau (Astra) nichts unternahmen, darf mit Fug und Recht kritisiert werden. Ohne Betonelemente und mit Schnee auf der Strasse, war der Unfall leider nur eine Frage der Zeit. Warum unternahmen Astra, das kantonale Tiefbauamt und die für die Sicherheit zuständige Kantonspolizei nichts?

Es bleibt zu hoffen, dass die Unterlassungen schonungslos aufgearbeitet werden dank der Klage von Markus Bischoff. 

Lorenz Steinmann/pd/Zürich24