Kommentar: Lorenz Steinmann
Tragisch. Im Dezember 2018 und bei rabenschwarzer Nacht forderte ein schwerer Carunfall auf der Sihlhochstrasse zwei Todesopfer. Das Bezirksgericht Zürich hat den Buschauffeur am Mittwoch wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung verurteilt. Er sei trotz Schnee und Eis auf der Strasse mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren, bevor der Car im Autobahnstummel in eine Wand krachte. Konkret waren es 48 km/h, erlaubt waren 60 km/h. Wegen schneebedeckter Fahrbahn wären aber wohl 30 km/h angemessen gewesen. Weil es vier Uhr morgens war, war der Car alleine unterwegs.
Schadenersatz gefordert
Am Donnerstag nun meldete das Regionaljournal von SRF, dass das italienische Carunternehmen mit dem Namen «Stav» die Schweizerische Eidgenossenschaft auf Schadenersatz verklagt hat. Das Unternehmen hatte die Fahrt im Auftrag von Flixbus durchgeführt, wie das das Flixbus-Geschäftsmodell vorsieht.
Ein Werkmangel?
«Der Strassenabschnitt war zum Zeitpunkt des Unfalls nicht genügend gesichert. Aus unserer Sicht handelt es sich um einen Werkmangel, der mitursächlich für den Unfall war», wurde der Anwalt und ehemalige AL-Kantonsrat Markus Bischoff im Bericht zitiert. Er vertritt das betroffene Carunternehmen aus Mailand.
Nach dem zweiten Unfall ging es ganz schnell
Bischoff kritisiert, dass die Fahrspur erst zwei Tage nach dem tödlichen Busunglück mit Betonelementen von der Fahrspur getrennt worden. Zudem habe man die Pfeile am Boden wegen dem Schnee nicht gesehen. Was für Bischoffs Theorie spricht: Seit dem Anbringen der Betonelemente ist nichts mehr passiert. Hingegen gab es vor dem Carcrash an gleicher Stelle schon im Jahr 2016 einen schweren Unfall. Damals überschoss ein Lastwagen mit langer Ladebrücke den Autobahnstummel und landete in der Sihl. Der Fahrer überlebte schwerverletzt.
Es war eine Frage der Zeit
Dass nach dem ersten Unfall der Kanton, respektive das Bundesamt für Strassenbau (Astra) nichts unternahmen, darf mit Fug und Recht kritisiert werden. Ohne Betonelemente und mit Schnee auf der Strasse, war der Unfall leider nur eine Frage der Zeit. Warum unternahmen Astra, das kantonale Tiefbauamt und die für die Sicherheit zuständige Kantonspolizei nichts?
Es bleibt zu hoffen, dass die Unterlassungen schonungslos aufgearbeitet werden dank der Klage von Markus Bischoff.