Pascal Turin
Da blutete wohl schon einigen Architektur-Aficionados das Herz: Vor der Renovation war das Gebäude in keinem guten Zustand, und es galt im Dorf gar als «Schandfleck». Das kann man sich aber heute kaum mehr vorstellen. Die Rede ist vom Haus «Zur Lilie» in Herrliberg, das sich an bester Lage an der Ecke Pfarr-gasse/Seestrasse befindet, in der Nähe der Avia-Tankstelle. Von 2016 bis 2018 wurde das in den 1560er-Jahren erbaute Gebäude umfassend saniert – und erstrahlt wieder in altem Glanz.
Das altehrwürdige Gebäude ist eines von vielen Beispielen, die im kürzlich erschienenen Buch mit dem ziemlich trockenen Namen «Zürcher Denkmalpflege, 24. Bericht 2017–2018» vorkommen. Die kantonale Denkmalpflege gehört zur Baudirektion und setzt sich für den Erhalt und die Dokumentation des architektonischen Kulturerbes im Kanton ein. Sie berichtet darum auch regelmässig über ihre Tätigkeiten. Dieses Mal über Projekte, die in den Jahren 2017 und 2018 abgeschlossen wurden. Mehr als 30 Texte zu Einzelbauten und Gebäudeensembles, die in einem Zeitraum von mehr als 700 Jahren entstanden sind, bilden das Schwergewicht des Buches. So eben auch das Haus «Zur Lilie» in Herrliberg.
Interessant ist, dass man dank dem Bericht der Denkmalpflege in die Geschichte der vorgestellten Bauten eintauchen kann. «Die 34 Texte weisen jeweils Zeittafeln zur Baugeschichte, Beschreibungen der Massnahmen und umfangreiche Dokumentationen auf», schreibt die Baudirektion in einer Mitteilung.
Zunfthaus umfassend renoviert
Zwei Artikel öffnen ausserdem den Blick auf andere Themen, die aber auch mit der Denkmalpflege zu tun haben. Ein Text behandelt die liturgischen Objekte wie Taufbecken oder Gefässe für die Kollekte in den reformierten Kirchgemeinden und den katholischen Pfarreien im Bezirk Dielsdorf. Der zweite Artikel behandelt den Holzbau im Kanton Zürich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts – mit Beispielen wie der Festhalle für das «See-Sängerfest» von 1911 in Küsnacht. Aus der Stadt Zürich werden gleich fünf Gebäude vorgestellt, darunter das Zunfthaus «Zur Meisen» an der Limmat. Die Zunft zur Meisen galt zumindest früher als eine der einflussreichsten Zünfte Zürichs. «Dieser Umstand sollte im 18. Jahrhundert auch baulich manifestiert werden: Nach den Plänen von David Morf (1701–1773) entstand zwischen 1752 und 1757 die erste nach französischem Vorbild gestaltete Dreiflügelanlage der Stadt», heisst es im Buch. Schäden an Dach und Fassaden sowie die nicht mehr zeitgemässe Haustechnik und der ungenügende Brandschutz hätten die Zunft veranlasst, das barocke Gebäude umfassend zu renovieren. «Nach dem Sechseläuten 2018 begannen die Arbeiten; pünktlich zum Martinimahl im November desselben Jahres erfolgte deren Abschluss, und die Zünfter konnten im gewohnten Rahmen das traditionelle Herbstfest in ihrem renovierten Zunfthaus feiern», so der Autor des Kapitels.
Ebenfalls ein Kapitel erhalten die Decken- und Wandmalereien der Eingangshalle im städtischen Amtshaus I. Diese hatte der Bündner Künstler Augusto Giacometti (1877–1947) geschaffen. Die sogenannte Blüemlihalle bildet den Eingangsbereich des Gebäudes, welches von der Stadtpolizei Zürich genutzt wird. Wer will, kann die Halle am Bahnhofquai 3 besuchen – allerdings nur geführt.