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Stadt Zürich
07.09.2024
08.09.2024 22:50 Uhr

«Ein lebendiges Museum»: Als der Zoo in Zürich erstmals seine Tore öffnete

Elefantenkuh Mandjullah und der junge Bulle Chang: Die beiden AsiatischenElefanten kamen kurz vor der Eröffnung im Jahr 1929 als Geschenk in den Zoo Zürich.
Elefantenkuh Mandjullah und der junge Bulle Chang: Die beiden AsiatischenElefanten kamen kurz vor der Eröffnung im Jahr 1929 als Geschenk in den Zoo Zürich. Bild: Archiv Zoo Zürich
ZEITREISE – Vor 95 Jahren wurde der Zoologische Garten in Zürich nach nur elfmonatiger Bauzeit eröffnet. Allerlei exotische wie auch heimische Tiere sorgten für einen immensen Besucherandrang auf dem Zürichberg: Ein Rückblick auf die Anfänge des Zoos Zürich.

Dominique Rais

Von Affen, Bären und Löwen überKamele und Lamas sowie zahlreichen ­Vögeln bis hin zu Elefanten und einem Zwergflusspferd: Als der Zoo Zürich vor 95  Jahren – am 7. September 1929 – eröffnet wurde, zählte der Tierbestand über 1000 Exemplare. Als «lebendiges Museum» wurden dort exotische Tiere aus aller Welt zur Schau gestellt.

Entsprechende Bestrebungen für den Bau eines Zoologischen Gartens in der Limmatstadt hatte es bereits lange zuvor gegeben. Der Wunsch der Zürcher Be­völkerung nach einem eigenen Zoo wurde nicht zuletzt auch durch die private Menagerie am Milchbuck, die ab 1891 vom Tierfreund und Bildhauer Urs Eggenschwyler (1849–1923) betrieben wurde, befeuert. Von Löwen, Leoparden bis hin zu Affen und Wölfen fanden sich dort zahlreiche Wildtiere. Eggenschwyler selbst hatte sich zu Lebzeiten immer wieder für die Idee eines Zoologischen Gartens in der Limmatstadt ausgesprochen.

Von den Anfängen des Zoos Zürich

Doch erst 1925, mit der Gründung der Tiergarten-Gesellschaft, einem Zusammenschluss von Zoobegeisterten, nahm das Projekt letztlich an Fahrt auf. Jedoch mussten die Zoofreunde schon bald einen ersten Rückschlag verkraften.

So wurde das Gesuch zur Ausrichtung einer Lotterie, das zwecks Finanzierung des Zoo-Projekts eingereicht wurde, vom damaligen Direktor der Kantonspolizei, nicht be­willigt. Grund dafür war demnach eine andere Auffassung bezüglich der Aus­gestaltung der geplanten Zoo-­Anlagen.

  • Er war von 1929 bis 1932 der erste Direktor des Zoos Zürich: der Zoologe Hans Steiner. Bild: Archiv Zoo Zürich
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  • Nach einer nur elfmonatigen Bauphase konnte der Zoologische Garten im Herbst 1929 in Zürich seine Tore erstmals für die Bevölkerung öffnen. Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv
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  • Elefantenkuh Mandjullah und der junge Bulle Chang: Die beiden AsiatischenElefanten kamen kurz vor der Eröffnung im Jahr 1929 als Geschenk in den Zoo Zürich. Bild: Archiv Zoo Zürich
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Auf der Suche nach einem geeigneten Zoostandort war anfänglich noch ein Gelände am Waidberg bei Höngg im Gespräch. Letztlich aber fiel der Entscheid auf die Liegenschaft «Säntisblick», an der Zürichbergstrasse 221 im Quartier Fluntern, dem heutigen Standort des Zoo Zürich.

Am 16. Februar 1928 gründete die Tiergarten-Gesellschaft die Genossenschaft Zoologischer Garten Zürich und erwarb sodann am 1. Juni 1928 das besagte Grundstück. Noch im gleichen Jahr, am 8. Oktober 1928, erfolgt der Spatenstich.

Der Zoologe Hans Steiner (1889–1969), Initiant und  damit treibende Kraft hinter dem Zoo-Projekt, wurde schliesslich zum ersten Zoodirektor gewählt. Nach einer nur elfmonatigen Bauphase konnte der Zoologische Garten Zürich dann im Herbst 1929 seine Tore öffnen. «Beim Hauptgebäude, das das Terrarium, Aquarium und Affenhaus in sich birgt, war der Andrang so stark, dass die Besucher gruppenweise eingelassen werden mussten», hiess es damals in einem NZZ-Artikel.

«Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen»

De facto wurden allein am Er­öffnungstag 14'232 Zoo-Besucher gezählt, eine Woche später, am 15. September 1929, wurden an nur einem Tag bereits 20'835 Eintritte verbucht. Und der Besucherandrang ebbte nicht ab. Nur drei Monate nach der Eröffnung hatten schon 226'000 Personen den Zoo besucht.

Nebst einem Affen- und Raubtierhaus sowie einer Bärenanlage, einer Voliere, einem Terrarium und einem Aquarium erfreute sich das Elefantenhaus bei den Zoobesuchern grosser Be­liebtheit. Zürichs erste beiden Elefanten waren das Geschenk einer Gruppe von Auslandschweizern. Die zwei imposanten Dick­häuter, die erwachsene Elefantenkuh Mandjullah, die als Reit­elefant eingesetzt wurde, und der junge Bulle Chang, wurden schon bald zur Hauptattraktion des Zoos.

Getreu dem Leitsatz des Zoos: «Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen» gab es auf dem weitläufige Zoogelände noch zahlreiche weitere exotische wie auch heimische Tiere zu entdecken: vom Krokodil und Büffel bis hin zum Rotfuchs und Rotwild. Und auch nach über neun Jahrzehnten seit der Eröffnung des Zoos zählt er mit insgesamt 1,26 Millionen Besuchen im ver­gangenen Jahr auch heute noch zu den beliebtesten Ausflugszielen des Landes.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

Haben Sie historisches Bildmaterial? Dann senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff «Zeitreise» und Ihren Fotos an: dominique.rais@lokalinfo.ch

Dominique Rais