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Zürich Nord
19.06.2024
19.06.2024 09:46 Uhr

Höngger Ortsmuseum macht für über ein Jahr zu

Dieses Gebäude beherbergt das Ortsmuseum Höngg. Es gehört der Stadt Zürich. Der Umbau wird vom Steuerzahler  berappt.
Dieses Gebäude beherbergt das Ortsmuseum Höngg. Es gehört der Stadt Zürich. Der Umbau wird vom Steuerzahler berappt. Bild: Jeannette Gerber
Vor dem grossen, einjährigen Renovationsschub gab es ein grosses Fest in Höngg.

Nicht ganz Hundert...... Ruedi Zweifel als Leiter der Kommission mit dem etwas sperrigen Namen «Kommission für Ortsgeschichte» erklärte, warum es zur Renovation des stattlichen Höngger Gebäudes komme. Doch zuerst ein Blick in die Vergangenheit. Die erwähnte Kommission wurde nämlich 1925 vom Verschönerungsverein Höngg VVH gegründet.

Der Verschönerungsverein seinerseits wurde 1904 ins Leben gerufen. Er bewirtschaftet das Ortsmuseum, das Bänkliteam – welches für die roten Holzbänkli auf Betonsockeln im Quartier zuständig ist – und den Rebberg.

Eine Wende in der Zeit

Das historische Rebbauernhaus «Zum Kranz» im ehemaligen Dorfzentrum wurde 1506 in der Bohlen-Ständerbauweise aus Holz gebaut und ist seit 1970 im Besitz der Stadt Zürich. 1975/76 wurde das Bauernhaus gesamthaft instandgesetzt und als Ortsmuseum mit Wohnanteil umgenutzt. Nun ist es wieder so weit: Ab Oktober versinkt das Museum erneut für fast ein Jahr in den Renovationsschlaf. «Aus diesem Grund haben wir uns zu dem Fest Ziitewändi entschlossen», sagte Ruedi Zweifel.

Tüchtig, tüchtig

Was denn erneuert werde? «Die Holzkonstruktion muss ertüchtigt werden, ein zusätzliches WC wird eingebaut. Es entsteht ein Museumscafé mit Teeküche. Die Böden müssen nivelliert werden. Das Tenn bekommt eine neue Verglasung, ebenso werden die Beleuchtung und die elektrischen Installationen erneuert und manches mehr», so Zweifel. «Das modernisierte Museum wird visuell gestaltet, Inventar und Fotos werden digitalisiert, und alles wird chronologisch registriert. Das erleichtert die Planung von zukünftigen Ausstellungen,» fuhr er fort. «Am Fest werden erstmals die von Bischof Föhn Architekten erarbeiteten Pläne für die Neugestaltung öffentlich gezeigt», liess er wissen.

Beim Rundgang durch das Museum konnte man feststellen, dass schon manches nicht mehr an seinem Platz war. Ein Teil der Museumsstücke, wie kleinere Geräte, Bilder, Dokumente, Bücher und Nachlässe sind bereits im Kirchgemeindehaus eingelagert. Maschinen und andere grosse Gerätschaften, wie zum Beispiel die Apfelpresse, müssen noch einen Lagerplatz finden.

Mit Pest ohne Sarg begraben

Das Wöschchuchi-Hüsli mit seiner grünen Patina wird ebenso renoviert, ist jetzt aber noch vollständig eingerichtet. Bemerkenswert ist der ausgestellte Pestsarg, der öfters zur Anwendung kommen konnte, da die damals an der Pest Verstorbenen zwar aufgebahrt aber nur ohne Sarg begraben wurden. Der schöne Taufstein, ein Buntglasfenster und eine Bankreihe aus der reformierten Kirche Höngg sind sehenswert, genauso wie die Lachsfalle. Damals waren Lachse die grössten Limmatfische, bis zu 1,5 m lang. Die wurden entweder mit Fallen gefangen oder per Weidling mit 4 Meter langen Geeren gestochen, was beides 1889 verboten wurde.

So stellen sich Kinder die Zukunft vor

In der Stube durften die Kinder der 2. Klasse des Schulhauses Bläsi anhand von Bildern und Papiermodellen zeigen, wie sie sich das Museum der Zukunft vorstellen. Die einen reisen beispielsweise mit der Rakete zum blauen Himmel und besuchen zwischen den Wolken ihr Museum. Die anderen stellen sich ein Regenbogenland vor, umrahmt von bunten, herrlich duftenden Blumen, dazwischen das Museum.

Die Rebbaukultur von Höngg

Ein wichtiges lokalgeschichtliches Thema für Höngg ist der Rebbau und dessen Werkzeuge, die in der Ausstellung gezeigt und dokumentiert sind. Hinter dem Haus steht der Rebberg, welcher unangetastet bleibt. Ruedi Zweifel machte darauf aufmerksam, dass diese Rebstöcke mit einem Pfahl, einem sogenannten Stickel, gestützt seien. Das ist eine der ältesten Erziehungsformen im Weinbau, auch Pfahlkultur oder Stockkultur genannt. Schon die Römer benutzten die Phalange-Methode (an den Pfahl gebunden). «Für jeden dieser Rebstöcke kann übrigens eine Patenschaft übernommen werden», schloss er.

Inputs aus Georgien

Die Vertreter der aktuellen Sonderausstellung zum Weinbau und seiner Tradition in Georgien waren mit der Festwirtschaft beauftragt. Es wurden georgische Spezialitäten und Weine serviert. Will man den Georgiern glauben, reicht ihre Weinbaugeschichte 8000 Jahre zurück. Georgien ist somit eines der Ursprungsländer des Weinbaus. Sie hätten den Wein quasi erfunden, als Göttertrank, behaupten sie.

Für die gute Laune sorgten der Jazz Circle sowie die vier Mitglieder der Zürcher Freizeitbühne Höngg. Eine Zeitlang sah es aus, als ob gleich ein Gewitter losbräche, doch es verzog sich zum Glück und das Fest blieb unbehelligt.

 

 

 

Jeannette Gerber/Zürich24