Jeannette Gerber
Gewiss wurden die meisten von uns als Jugendliche von der lieben Nachbarin oder dem lieben Nachbarn um eine Gefälligkeit gegen einen Batzen gebeten. Mit mehr oder weniger Enthusiasmus wurde diese erledigt – hing selbstverständlich von der Grösse des Batzen ab.
2006 hatten Jugendliche aus dem Schulhaus Hans Asper in Wollishofen die Idee, diesem Bedürfnis geschäftsmässig nachzukommen. Sie gründeten mit Unterstützung der Offenen Jugendarbeit Zürich (OJA) und der reformierten Kirche das Projekt Jugendjobbörse. Was als Projektarbeit begann, wurde zum Verein «WollyHoodJobs» umgewandelt.
Seitdem vermittelt das Kernteam, bestehend aus Jugendlichen aus dem Quartier, jeweils am Mittwoch im Büro der Jugendjobbörse «WollyHoodJobs» – kurz WHJ – an der Albisstrasse und am Freitag im Hans-Asper-Schulhaus an der Kilchbergstrasse Wollishofen einfache Arbeitsmöglichkeiten an jobsuchende Jugendliche.
Das Kernteam wird seinerseits durch Jugendarbeiterinnen und -arbeiter der OJA unterstützt. Die Jugendlichen lernen im Team arbeiten, erweitern ihre Office-Kenntnisse, üben telefonieren und E-Mails schreiben, das heisst, sie eignen sich diverse kaufmännische Kenntnisse an und bekommen von der OJA zum Abschluss ein Arbeitszeugnis für ihre Stellensuche.
Jobauswahl ist vielfältig
An diesem Mittwoch waren neben Dina Bucher (38), Jugendarbeiterin, Doris Mete (34), ebenfalls Mitarbeiterin der OJA, zwei Jugendliche des Kernteams, Clayton Josua Simao (14) und Istar Abdifatah Elmi (15), im Einsatz. Gemeinsam wurden die Einnahmen und Belege der Woche gezählt und registriert. Und Dina Bucher half Clayton beim Schreiben von E-Mails.
Laut Dina Bucher ist das Ziel der WHJ, den Jugendlichen Arbeitserfahrung zu vermitteln, ihnen zu zeigen, wie man sich sinnvoll betätigt und wie man seine Kompetenzen erweitert. «Und dabei können sie erst noch Geld verdienen und ihr Selbstbewusstsein stärken», sagt sie. «Die Zielgruppe sind Jugendliche der Oberstufen ab 13 Jahren. Die Auswahl an Jobs ist vielfältig: einkaufen, putzen, Nachhilfe geben, Gartenarbeit, helfen beim Umzug, Babysitten und vieles mehr.» Wobei zwischen Daueraufträgen, einzelnen Jobs und Babysitten unterschieden werde. Übrigens seien diese Jobangebote ausschliesslich für Jugendliche aus dem Kreis 2.
Seit 2006 – also seit 18 Jahren – bekommen die Jugendlichen einen Stundenlohn von 10 Franken. «Das ist der Grund, weshalb ich mich als Präsidentin des Vereins WHJ bei der Generalversammlung im März für einen Stundenlohn von 12 Franken einsetzte. Insbesondere da die Sackgeldbörsen im Kreis 9 und im Kreis Hard bereits diesen Lohn bezahlen», erklärt Bucher. Immerhin seien im letzten Schuljahr 386 Arbeitsvermittlungen gelungen, ohne Babysitting. Momentan seien 142 Jugendliche angemeldet, die regelmässig Jobs übernähmen. «Dazu kommen 13 Daueraufträge und 9 Babysitter-Jobs», sagt die Jugendarbeiterin.
Werbung im Quartier machen
Und wie werden Angebot und Nachfrage bekannt gegeben? «Wir sind sehr fleissig im Verteilen von Flyers, informieren am Wollimärt und am Leimbimärt. Die Kirchen, Schulen, Quartiervereine und Gemeinschaftszentren werden sowieso auf dem Laufenden gehalten», sagt Bucher. Ebenso würden sie sich an Altersheime und an das Gewerbe allgemein im Kreis 2 wenden. «Und wir informieren jede 6. Klasse in Wollishofen und Leimbach vor den Sommerferien, damit sich die interessierten Jugendlichen melden können», erklärt Bucher.
«Ab September haben wir ein neues, interessantes Angebot: Am 14. und 15. September bietet das Schweizerische Rote Kreuz im Jugendtreff Leimbach einen Babysitter-Kurs an. Jugendliche ab 13 Jahren aus dem Kreis 2 können den Kurs für nur 20 Franken anstatt der üblichen 142 Franken belegen», sagt sie. Dies sei dank einer Spendensammlung durch WHJ gelungen. Nach Abschluss des Kurses wird den Teilnehmenden der Babysitting-Pass des Schweizerischen Roten Kreuzes abgegeben.