Vor achteinhalb Jahren hat die IG Grubenacker in ihren Einwendungen zum Gestaltungsplan Thurgauerstrasse unter anderem auf die mangelnde Schulwegsicherheit zum geplanten Schulhaus hingewiesen, wie es in einer Mitteilung heisst. Aufgrund dieser Forderung wurde eine Passerelle in den Gestaltungsplan aufgenommen. Auch seitens Schulinstruktor der Stadtpolizei war eine Passerelle, die direkt ins Schulhaus führt, Bedingung für die Zustimmung zum Standort des neuen Schulhauses. Später wurde die Passerelle vom Gemeinderat aber gestrichen mit der Begründung, die Kinder sollten ebenerdig über die mehrspurige Strasse mit Tramverkehr gehen. Eine erneute Kehrtwende gab es nach dem tragischen Unfall am Escher-Wyss-Platz vor eineinhalb Jahren, als eine provisorische Passerelle ins Budget aufgenommen wurde.
Keine Massnahme sichtbar
Zwischenzeitlich ist das Schulhaus fertig und nimmt nach den Sommerferien den Betrieb auf. Doch zur Verbesserung der Schulwegsicherheit ist bis jetzt keine einzige sichtbare Massnahme umgesetzt worden, heisst es in der Mitteilung. Laut den Kritikern ist das eingetreten, was die Einwendungen im Jahr 2016 vermeiden wollten. Auch die im letzten Herbst von betroffenen Eltern und der IG Andreaspark eingereichte Petition habe bis jetzt kein sichtbares Ergebnis bewirkt.
«Das am letzten Dienstag präsentierte Massnahmenpaket muss in den kommenden zwei Monaten umgesetzt werden können. Es ist dementsprechend ausgesprochen mager geraten. Die prominenteste Massnahme ist die Anordnung von Tempo 30 auf einem Teil der Thurgauerstrasse», schreiben die Vertreter der beiden Interessensgemeinschaften. Eine entsprechende Verfügung wurde am 19. Juni 2024 im Tagblatt der Stadt Zürich publiziert. Dagegen wurde bereits Widerstand angekündigt. Es ist laut der Mitteilung unwahrscheinlich, dass die Autos zu Schulbeginn mit lediglich 30 km/h am Schulhaus Thurgauerstrasse vorbeirollen werden. Weshalb die Anordnung nicht so frühzeitig publiziert wurde, dass allfällige Rekurse vor Schulbeginn hätten behandelt werden können, bleibe das Geheimnis der zuständigen Stadträtin Rykart.
Widerstand gegen Passerelle
Auch gegen den sicheren Übergang über die Thurgauerstrasse in Form einer für 2025 geplanten provisorischen Passerelle regt sich Widerstand. Im Übrigen beschränken sich die Massnahmen auf Markierungen wie einem so genannten Aargauer-Trottoir auf den Vorzonen entlang der Gewerbegebäude an der Thurgauerstrasse. Diese Vorzonen sind laut der Mitteilung besonders unsicher und gefährlich. Hier darf weiterhin der Lieferverkehr zirkulieren, darunter auch LKWs. Aus und in die Gewerbegebäude gibt es zahlreiche Ein- und Ausfahrten zu privaten Parkplätzen und Tiefgaragen.
Offiziell sollen die Kinder aussen um die Gewerbezone herumlaufen. Wer sich etwas genauer mit dem Stadtplan und der dahinter liegenden Wohnzone beschäftigt hat, wird rasch erkennen, dass sie wohl den viel kürzeren und direkten Weg über einen der Parkplätze zwischen den Häusern benutzen werden.
Nur ein Werkstattbericht?
Der zweite Teil der erwähnten Informationsveranstaltung fiel laut den Vertretern der beiden Interessensgemeinschaftenin die Kategorie «politische Plansollerfüllung». Die Vorstellung des Spurabbaus zu Gunsten der Velovorzugsroute durch Stadträtin Brander sei ein Werkstattbericht gewesen. Das Projekt zur nachhaltigen Verbesserung der Verkehrssicherheit an der
Thurgauerstrasse wird frühestens in 5 bis 10 Jahren realisiert.
Auch dieses Vorhaben wird politisch kritisiert. Und man müsse sich eh fragen, was ein knapper Kilometer Velovorzugsroute am Stadtrand bringt, wenn es bereits genug Platz hat, um einen Veloweg vom breiten Trottoir abgetrennt zu markieren. Dieser würde auch den Lieferverkehr auf den Vorzonen unterbinden. Der Fokus sollte laut den Kritikern stadteinwärts gerichtet werden, wo der Veloverkehr mehr Platz und sichere Routen benötige.
«Damit ist der schlimmstmögliche Fall eingetreten: Die Kinder sind auf ihrem Weg zu Kindergarten und Schule schutzlos dem motorisierten Individualverkehr und den E-Bikes auf einer 4-spurigen Haupt-Einfalls-Achse nach Zürich ausgesetzt. Natürlich wird es einen Begleitdienst geben. Aber der ist sowohl tageszeitlich eng begrenzt und wird sich aus Ressourcengründen nicht auf ewig aufrechterhalten lassen. Die Verantwortlichen haben eine vorausschauende Schulweg- Planung mit Einbezug der Gewerbetreibenden und Betroffenen verpasst. Am Ende werden jetzt die Verantwortung und Probleme auf die Eltern abgeschoben», sind die Vertreter der beiden Interessensgemeinschaften überzeugt.
Plakataktion geplant
Aus diesem Grund appellieren die Leutschenbacher Quartierorganisationen an alle Beteiligten, der Schulwegsicherheit die höchste Priorität zu geben und ihre Partikulärinteressen hintenan zu stellen und auf Rekurse zu verzichten. Die IGs Andreaspark und Grubenacker werden am Ende der Sommerferien mit Plakaten und Transparenten die Verkehrsteilnehmenden auf der Thurgauerstrasse auf die Eröffnung des Schulhauses aufmerksam machen.