Karin Steiner
Was Herr und Frau Zürcher nicht mehr brauchen, wird ins Hagenholz gebracht. Und das am liebsten dann, wenn Feiertage anstehen. Die langen Schlangen, welche die Hagenholzstrasse an solchen Tagen verstopften, sorgten mehr als einmal für ungläubige Blicke.
Doch damit ist seit 27. Juli Schluss, der Recyclinghof schlosst, denn im Hagenholz wird nach der erfolgreichen Volksabstimmung in der Stadt Zürich die Kehrichtverwertungsanlage um eine dritte Verbrennungslinie erweitert.
«Es war nicht optimal, dass im Hagenholz der Industrie- mit dem Privatverkehr gemischt war», sagt Thomas Bieri, Geschäftsbereichsleiter Logistik von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ). So mussten sich zum Beispiel die Autos von Privatpersonen und die Abfallentsorgungs-Lastwagen der Stadt Zürich und der angeschlossenen Gemeinden den Warteraum, die Waagen und die Kasse teilen, was zu erheblichen Wartezeiten führen konnte.
Temporärer Recyclinghof
Deshalb suchte ERZ nach einem geeigneten Areal für eine temporäre Recyclingstation, bis voraussichtlich 2028 der neue und definitive Recyclinghof auf dem Juch-Areal erstellt ist. «Ein solches Areal in der Stadt zu finden ist nicht einfach, zumal ein Recyclinghof Platz braucht und verkehrstechnisch gut erschlossen sein muss», sagt ERZ-Mediensprecher Christoph Mahlstein. Im Areal Looächer am Rande von Affoltern wurde man schliesslich fündig, obwohl das ohnehin von Verkehr gebeutelte Quartier zunächst keineswegs begeistert war. Um die Bewohnenden rund um die Mühlackerstrasse, an deren Ende das Areal Looächer liegt, zu entlasten, erfolgt die Zu- und Wegfahrt zum Recyclinghof über die Wehntalerstrasse. Die Lastwagen, die die Recyclinggüter abholen, fahren über den Nordring zur Weiterverarbeitung ins Hagenholz.
Der neue Recyclinghof befindet sich in einer grossen, rückbaubaren Halle. Beim Eingang erwartet die Kundschaft, die zu Fuss oder mit dem Velo kommt, ein neues, automatisches Waage- und Kassensystem, wo sie ihr Sperrgut wägen und gleich mit Coupons oder Karte bezahlen können. Automobilistinnen und -mobilisten fahren rückwärts in die markierten, mit einem Leitsystem versehenen Parkplätze. Sie laden ihren Müll auf einen der bereit stehenden Transportwagen, stellen diesen auf die Waage und bezahlen vor Ort an der elektronischen Kasse. «Das Waage- und Kassensystem ist neu, alles andere wie die Container zum Trennen der Materialien wird vom Hagenholz hierhergebracht», sagt Projektleiter Thomas Lackner.
Neben den verschiedenen Containern gibt es neu eine Sammelstelle für Gegenstände, die noch brauchbar sind und weitergegeben werden können. Für sie werden keine Gebühren erhoben. «Die Klimaziele der Stadt Zürich gelten in hohem Masse auch für das ERZ», so Thomas Bieri. «Wir wollen das Tauschen fördern.»
Die Entwicklung beobachten
Vor Ort sind Mitarbeitende des ERZ. Sie stehen beratend bei der Entsorgung zur Seite und helfen in Engpässen auch tatkräftig mit, damit der Ablauf schneller geht. Bei grossem Andrang gibt es für die Autos vier Wartespuren. «Wir werden in nächster Zeit die Situation beobachten, und machen Verkehrszählungen», sagt Thomas Bieri. «So können wir bei Bedarf handeln, zum Beispiel die Öffnungszeiten anpassen oder einen Verkehrsdienst einsetzen.»
Er appelliere jedoch an die Zürcherinnen und Zürcher, dass sie vermehrt das Cargo- und E-Tram und den mobilen Recyclinghof nutzen. Sie halten heute an 18 Haltestellen auf dem Stadtgebiet und es kommen laufend weitere Standorte hinzu. Hier können Gegenstände bis maximal 40 Kilo und 2,5 Meter Länge und noch brauchbare Artikel zum Tauschen abgegeben werden. «Zudem holen unsere Mitarbeitenden auf Wunsch Sperrgut bei den Leuten zu Hause ab. Bezahlen muss man dabei lediglich die Arbeitszeit.
In einer ersten Version waren u.a. falsche Öffnungszeiten angegeben. Für allfällige Verwirrungen bittet die Redaktion um Entschuldigung.