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Züriberg
11.07.2024
12.07.2024 15:32 Uhr

Sie müssen ihre Läden wegen der Rad-WM schliessen

Sie haben gut zwei Wochen – so lange dauert die Rad-WM inkl. Auf- und Abbau – viele Nachteile und keine Einnahmen: (v. l.) Coiffeur Kevin Herzog, Kunstmaler Arnaldo Ricciardi, Keramikhändlerin Baerbel Will, Peter Städeli sowie Boutiquenbesitzer Roger Nogatsch.
Sie haben gut zwei Wochen – so lange dauert die Rad-WM inkl. Auf- und Abbau – viele Nachteile und keine Einnahmen: (v. l.) Coiffeur Kevin Herzog, Kunstmaler Arnaldo Ricciardi, Keramikhändlerin Baerbel Will, Peter Städeli sowie Boutiquenbesitzer Roger Nogatsch. Bild: Lorenz Steinmann
Die Dufourstrasse ist wegen der Rad-WM tagsüber gut zwei Wochen lang gesperrt und nicht zugänglich. Für nicht wenige Gewerbler bedeutet dies Zwangsferien und Umsatzeinbussen.

«Die Betroffenen wurden ungenügend ­informiert und nicht gefragt», nervt sich Kunstmaler Arnaldo Ricciardi. Er hat sein Atelier seit sieben Jahren an der Dufourstrasse 35. Doch bald ist sein Geschäft ­tagsüber längere Zeit nicht zugänglich, wie das vielen Gewerblern und Anwohnern ebenfalls blüht. Grund: Vom 21. bis zum 29. September finden in Zürich die Rad-Weltmeisterschaften mit Zielort am Sechseläutenplatz statt. Die Rennen führen zwar via Sechseläutenplatz, Zürichbergstrasse, Witikon und Bellerivestrasse nicht über die Dufourstrasse. Doch hier sind riesige ­Abstellflächen für den Mega­event vorgesehen, die zusätzlich während mehrerer Tage vor und nach dem Event die Strasse versperren. Erwartet werden für die 50  Rennen gut 800 000 Fans.

«Es macht einfach keinen Sinn»

Für viele Gewerbler wie Arnaldo Ric­ciardi, Coiffeur Kevin Herzog, Keramikhändlerin Baerbel Will oder Boutiquenbesitzer Roger Nogatsch bedeutet dies, dass sie ihre Geschäfte zumachen müssen. Herzog sagt: «Es macht einfach keinen Sinn, wenn die Kundschaft nicht zu uns kommen kann.» Es wäre wie bei der Street Parade, dass einfach alle schnell aufs WC wollten. Nur gehe die Rad-WM viel länger als einen Tag.

Ähnlich düster sieht es Roger Nogatsch: «Niemand der Entscheidungsträger bei der Rad-WM ist selber Geschäftsinhaber. Es haben Leute entschieden, bei denen am 25. einfach der Lohn aufs Konto kommt.» Er steht nun ­bewusst und stellvertretend für viele Betroffene mit seinen Kolleginnen und Kollegen hin und hinterfragt den Millionenanlass rund ums Velofahren. Man habe vom Organisationskomitee nie ein Wort der Entschuldigung gehört für die Umtriebe, geschweige denn waren Entschädigungen ein Thema. Für die Anwesenden wäre es ein Akt des Respekts gewesen, besser und offener zu kommunizieren. «Stellen Sie sich vor: Nicht einmal der Pöstler weiss momentan, wie er während der WM seine Briefe und Pakete ausliefern soll», sagt Anwohner Peter Städeli.

  • «Es macht einfach keinen Sinn, offenzuhalten, wenn die Kundschaft nicht zu uns kommen kann», sagt Coiffeur Kevin Herzog. Bild: ls.
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  • «Niemand der Entscheidungsträger der Rad-WM ist selber Geschäftsinhaber», sagt Roger Nogatsch. Bild: ls.
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  • «Die Betroffenen wurden ungenügend informiert und nicht gefragt», nervt sich Arnaldo Ricciardi. Bild: ls.
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  • Man habe vom WM-OK nie ein Wort der Entschuldigung gehärt wegen der Umtriebe, geschwiege denn waren Entschädigungen ein Thema, so die Gewerblergruppe aus dem Seefeld. Bild: ls.
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«Kommunikativ nicht optimal»

Für das OK und die Stadt Zürich sind die Probleme hingegen längst geregelt. Bei allen fast 60 Rekursen von Gewerblern und anderen Institutionen habe man eine Lösung gefunden, so auch mit dem Kinderspital. «Kommunikativ haben wir nicht die beste Leistung erbracht», sagte Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) kürzlich vor den Medien. Da müsse man selbstkritisch sein. Worte, welche den vielen betroffenen Gewerblern und Anwohnern freilich wenig nützen.

Alles über die Rad-WM:

zurich2024.com

Lorenz Steinmann/Zürich24