«Die Betroffenen wurden ungenügend informiert und nicht gefragt», nervt sich Kunstmaler Arnaldo Ricciardi. Er hat sein Atelier seit sieben Jahren an der Dufourstrasse 35. Doch bald ist sein Geschäft tagsüber längere Zeit nicht zugänglich, wie das vielen Gewerblern und Anwohnern ebenfalls blüht. Grund: Vom 21. bis zum 29. September finden in Zürich die Rad-Weltmeisterschaften mit Zielort am Sechseläutenplatz statt. Die Rennen führen zwar via Sechseläutenplatz, Zürichbergstrasse, Witikon und Bellerivestrasse nicht über die Dufourstrasse. Doch hier sind riesige Abstellflächen für den Megaevent vorgesehen, die zusätzlich während mehrerer Tage vor und nach dem Event die Strasse versperren. Erwartet werden für die 50 Rennen gut 800 000 Fans.
«Es macht einfach keinen Sinn»
Für viele Gewerbler wie Arnaldo Ricciardi, Coiffeur Kevin Herzog, Keramikhändlerin Baerbel Will oder Boutiquenbesitzer Roger Nogatsch bedeutet dies, dass sie ihre Geschäfte zumachen müssen. Herzog sagt: «Es macht einfach keinen Sinn, wenn die Kundschaft nicht zu uns kommen kann.» Es wäre wie bei der Street Parade, dass einfach alle schnell aufs WC wollten. Nur gehe die Rad-WM viel länger als einen Tag.
Ähnlich düster sieht es Roger Nogatsch: «Niemand der Entscheidungsträger bei der Rad-WM ist selber Geschäftsinhaber. Es haben Leute entschieden, bei denen am 25. einfach der Lohn aufs Konto kommt.» Er steht nun bewusst und stellvertretend für viele Betroffene mit seinen Kolleginnen und Kollegen hin und hinterfragt den Millionenanlass rund ums Velofahren. Man habe vom Organisationskomitee nie ein Wort der Entschuldigung gehört für die Umtriebe, geschweige denn waren Entschädigungen ein Thema. Für die Anwesenden wäre es ein Akt des Respekts gewesen, besser und offener zu kommunizieren. «Stellen Sie sich vor: Nicht einmal der Pöstler weiss momentan, wie er während der WM seine Briefe und Pakete ausliefern soll», sagt Anwohner Peter Städeli.