Die Medienkonferenz zum dritten SBB-Hochhaus in Oerlikon findet im 8. Stock des im Juni 2023 eröffneten silbrigfarbenen Franklinturms statt. Dieser ist wie zwei weitere Stöcke noch nicht vermietet, im Gegensatz zu den übrigen 13 Stockwerken, wie es von der SBB auf Anfrage heisst. Das ist darum von Belang, weil Büroraum offensichtlich auch schon gefragter war in Oerlikon. Zudem ist seit kurzem viel zusätzlicher Platz vorhanden im ehemaligen CS-Tower (vormals Sunrise). Im bronzefarbenen Andreasturm übrigens sind mehrheitlich staatsnahe Unternehmen eingemietet.
Unabhängig von der Bürodiskussion hat man vom Franklintum eine atemberaubende Aussicht auf den Bahnhof Oerlikon, aber auch auf den schmalen Landspickel in Richtung Regensbergbrücke. An diesem recht unscheinbaren Ort war lange der Bauinstallationsplatz für die Durchmesserlinie, zudem erinnert man sich noch an einen Autohandel für Exportautos. Nun soll das Land überbaut werden, mit einem weiteren Hochhaus der SBB. Zürich24 berichtete schon 2023 darüber.
Die SBB sind nun bei der Planung des Regensbergturm an der Ecke Hofwiesenstrasse/Regensbergbrücke ein gutes Stücke weitergekommen. Mit einem Wettbewerb suchte die SBB ein Projekt für das rund 3'200 Quadratmeter grosse Grundstück. Gefragt war ein Entwurf, der sich gut in den städtebaulichen Kontext einfügt. Das Gebäude soll funktional und gestalterisch hochwertige Aussenräume im Gleis- und Brückenbereich schaffen. Eine Jury aus externen Fachexpertinnen, Vertreterinnen der Stadt und der Bauherrschaft hat nun das Siegerprojekt gekürt. Jurypräsidentin war Architektin und Architekturdozentin Ursula Hürzeler.
Auskragende Gebäudeteile als Erkennungspunkt
Das «Team Esch Sintzel» (neu: SERA – Studio Esch Rickenbacher Architektur) lieferte laut der Jury das überzeugendste Gesamtkonzept. Ihr Projekt mit dem lustigen «Led Zeppelin» nutzt laut den Expertinnen und Experten geschickt die anspruchsvolle Grundstücksform zwischen den Bahngleisen und der ansteigenden Strasse. Es zeichne sich zudem durch Funktionalität, eine materialsparende Bauweise und einen hohen Grad an Energieautarkie aus. Letzteres wird durch eine fortschrittliche Haustechnik, passive Kühlung sowie durch Solarzellen auf dem Dach und an der Fassade erreicht.
Für die SBB sei dies ein entscheidender Punkt, da sie sich ambitionierte Klimaziele gesetzt habe. Freilich vermisst der Beobachter begrünte Fassaden. Auf den ersten Blick sieht das Haus aus wie ein simples Bürogebäude aus den 1990er Jahren. Speziell sind höchstens die auskragenden Seitenteile, die «wie Satteltaschen aussehen», so zumindest hiess es an der Präsentation. Damit lässt sich der Grundriss optimaler nutzen, keine Frage.
Acht Bürogeschosse, ein öffentliches Erdgeschoss, neue Frei- und Ausgleichsflächen
Der Neubau ist als neungeschossiger Gewerbebau konzipiert. Die flexiblen Grundrisse eignen sich für Dienstleistungen, Gesundheit und Bildung. Im Erdgeschoss sorgen öffentliche Nutzungen aus den Bereichen Gastronomie und Verkauf für Leben. Das Aussenraumkonzept umfasst zwei Ebenen: eine naturnahe Gleisebene mit Ruderalpflanzen und eine barrierefrei zugängliche Stadtebene, die durch Terrassen, Sitzgelegenheiten und schattenspendende Bäume viel Aufenthaltsqualität bietet. Das Dachgeschoss ist nicht vorgesehen für die öffentliche Nutzung. Eine Forderung, welche die Stadt in den neuen Hochhausrichtlinien explizit erwähnt hat. Diese befinden sich nun aber erstmal in der Vernehmlassung beim Gemeinderat.
Öffentliche Projektausstellung noch bis zum 15. Juli
Die Wettbewerbsbeiträge werden im 8. Stock des Franklinturms an der Hofwiesenstrasse 349 in 8050 Zürich-Oerlikon für die interessierte Öffentlichkeit ausgestellt. Die Ausstellung ist vom 12. bis zum 15. Juli geöffnet, Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr und am Montag von 11 bis 15 Uhr.
Gemeinsam mit der Stadt Zürich hat die SBB 2012 den Rahmenplan «Bahnhof Zürich Oerlikon Baufeld Südwest» erarbeitet. Darin wurde aus städtebaulicher Sicht ein Standort für ein achtgeschossiges Gebäude (gemessen über Strassenniveau) westlich des Franklinturms an der Regensbergbrücke festgelegt. Die baurechtlichen Voraussetzungen für das Gebäude sind gegeben, voraussichtlicher Baubeginn ist 2027. Pech gehabt haben die Hausbesitzer östlich des Baufeldes. Dort ergibt sich am Nachmittag und Abend ein Schattenwurf grösseren Ausmasses.