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Zürich Nord
25.07.2024
24.07.2024 21:46 Uhr

Hoch hinaus: SBB bauen in Oerlikon ein weiteres Hochhaus

Eine Visualisierung des geplanten Gebäudes mit beschränktem Wahrheitsgehalt. Die Neuüberbauung links auf der Abbildung ist laut den SBB reine Fantasie. Man habe jene Häuser nicht gekauft.
Eine Visualisierung des geplanten Gebäudes mit beschränktem Wahrheitsgehalt. Die Neuüberbauung links auf der Abbildung ist laut den SBB reine Fantasie. Man habe jene Häuser nicht gekauft. Bild: SBB CFF FFS, Esch Sintzel/Filippo Bolognese Images
Bei der Regensbergbrücke wollen die SBB ein rund 40 Meter hohes Bürogebäude bauen. Das Projekt nutze die schmale und eigentlich kleine Grundstücksform mit Hanglage geschickt, heisst es. Ob es jedoch weiteren Büroraum braucht, scheint aber fraglich, wie es in Internetkommentaren heisst.

Lorenz Steinmann

Die Medienkonferenz zum dritten SBB-Hochhaus in Oerlikon findet im 8. Stock des im Juni 2023 eröffneten silberfarbenen Franklinturms statt. Dieser ist wie zwei weitere Stöcke noch nicht vermietet, im Gegensatz zu den übrigen 13 Stockwerken, wie es von den SBB auf Anfrage heisst. Das ist darum von Belang, weil Büroraum ­offensichtlich auch schon gefragter war in Oerlikon. Zudem ist seit kurzem viel ­zusätzlicher Platz vorhanden im ehe­­ma­ligen CS-Tower (vormals Sunrise). Im bronzefarbenen Andreasturm übrigens sind mehrheitlich staatsnahe Unternehmen eingemietet.

Unabhängig von der Bürodiskussion hat man vom Franklintum eine atemberaubende Aussicht auf den Bahnhof Oerlikon, aber auch auf den schmalen Landspickel in Richtung Regensbergbrücke. An diesem recht unscheinbaren Ort war lange der Bauinstallationsplatz für die Durchmesserlinie, ­zudem erinnert man sich noch an eine Handelsstätte für Exportautos. Nun soll das Land überbaut werden mit einem weiteren Hochhaus der SBB. «Zürich24» berichtete schon 2023 darüber.

Gut passend in den Landspickel

Die SBB sind nun bei der Planung des Regensbergturms an der Ecke Hofwiesenstrasse/Regensbergbrücke ein gutes Stücke weitergekommen. Mit einem Wettbewerb suchten die SBB ein Projekt für das rund 3200 Quadratmeter grosse Grundstück. Gefragt war ein Entwurf, der sich «gut in den städtebaulichen Kontext einfügt». Eine Jury aus externen Fachexpertinnen, Vertreterinnen der Stadt und der Bauherrschaft hat nun das Siegerprojekt gekürt. Jurypräsidentin war Architektin und Architekturdozentin Ursula Hürzeler.

Das «Team Esch Sintzel» (neu: SERA – Studio Esch Rickenbacher Architektur) lieferte laut der Jury das überzeugendste Gesamtkonzept. Sein Projekt mit dem lustigen Namen «Led Zeppelin» nutzt laut den Expertinnen und Experten geschickt die anspruchsvolle Grundstücksform zwischen den Bahngleisen und der ansteigenden Strasse. Es zeichne sich zudem durch Funktionalität, eine materialsparende Bauweise und einen hohen Grad an Energieautarkie aus. Letzteres wird durch passive Kühlung sowie Solarzellen auf dem Dach und an der Fassade erreicht. Fassadenbegrünung sucht man aber vergebens. Auf den ersten Blick sieht das Haus aus wie ein simples Bürogebäude aus den 1990er-Jahren. Speziell sind höchstens die auskragenden Seitenteile, die «wie Satteltaschen aussehen», so zumindest hiess es an der Präsentation. Damit lässt sich der Grundriss optimaler nutzen, keine Frage.

Neun Geschosse geplant

Der Neubau ist als neungeschossiger Gewerbebau konzipiert. Die flexiblen Grundrisse eignen sich für Dienstleistungen, Gesundheit und Bildung. Im Erdgeschoss sorgen öffentliche Nutzungen aus den ­Bereichen Gastronomie und Verkauf für Leben. Das Aussenraumkonzept umfasst zwei Ebenen: eine naturnahe Gleisebene mit Ruderalpflanzen und eine barrierefrei zugängliche Stadtebene, die durch Terrassen, Sitzgelegenheiten und schattenspendende Bäume viel Aufenthaltsqualität bietet. Das Dachgeschoss ist nicht vorgesehen für die öffentliche Nutzung. Eine Forderung, welche die Stadt in den neuen Hochhausrichtlinien explizit erwähnt hat. Diese befinden sich nun aber erst mal in der Vernehmlassung beim Gemeinderat. An der Medienkonferenz hiess es, grundsätzlich könne aus dem Büro­gebäude bei Bedarf auch Wohnraum entstehen.

Kein SBB-Kauf auf Vorrat

Ob das wegen der lärmigen Lage bewilligt wird, ist eine andere Frage. Die baurechtlichen Voraussetzungen für das Gebäude sind laut den SBB gegeben, voraussichtlicher Baubeginn ist 2027. Pech gehabt haben die Hausbesitzer östlich des Baufeldes. Dort ergibt sich am Nachmittag und am Abend ein Schattenwurf grösseren Ausmasses. Auf Nachfrage heisst es von den SBB, an den Gerüchten, die SBB hätten jene Häuserzeile gekauft, sei nichts dran. «Das Grundstück gegenüber gehört nicht den SBB. Seitens der SBB können wir sagen: Das neue Projekt der SBB schirmt das Grundstück gegenüber künftig vom Bahnlärm ab», so Reto Schärli.

Bedenken kamen vor allem auf dem Instagram-Kanal «i_love_oerlikon» auf, weil auf der Visualisierung des Siegerprojekts links hinter dem Neubau eine ebenfalls komplett neue Überbauung dargestellt ist. «Gefakt» also, wie auch der TGV auf dem rechten Bahngleis. Eine Spielerei der Grafikabteilung. Denn nach Paris geht es definitiv nicht via Oerlikon.

Lorenz Steinmann/Zürich24