Kürzlich fand im Beisein von Stadtrat Michael Baumer (FDP), Claudia Frey, Präsidentin des Quartiervereins Oberstrass, der Künstlerin Sonja Koch und Gästen die offizielle Einweihung eines neuen Wandbildes am Waldrand zum Zürichberg statt. Es ist eine kunstvolle Erweiterung des bestehenden Wandmosaiks von 1972. Doch wie kam es dazu?
Schon bei Baubeginn im Jahr 2022 des neuen Pumpwerks Strickhof war es der Wasserversorgung Zürich ein Anliegen, das Kunstwerk von Warja Lavater nicht isoliert dastehen zu lassen, wenn am bestehenden Reservoir Strickhof ein Pumpwerk angebaut wird. Nach Fertigstellung des Pumpwerks wurden diverse Möglichkeiten geprüft, um neben dem bestehenden Wandmosaik von Warja Lavater aus dem Jahre 1972, in Baukeramik gestaltet, eine «Anschlussgestaltung» anfertigen zu lassen. Es waren dabei diverse national und international tätige Künstlerinnen und Künstler im Gespräch, wie die Stadt mitteilte.
Kampf den Graffiti
In verschiedenen Etappen wurden weiter die möglichen Arten von Wandgestaltungen geprüft – zum Beispiel Wandmalerei auf Beton, auf Paneelen oder direkt auf das Mauerwerk aufgebrachte Farben. Thema war dabei auch die Widerstandskraft der Werke bei Beschädigungen durch illegale Graffiti. Letztendlich entschied sich die Wasserversorgung für den Vorschlag der jungen Zürcher Szenografin Sonja Koch. Diese hatte nun den anspruchsvollen Auftrag, das bestehende Werk von Warja Lavater in die Moderne zu führen.
Doch zuerst einige Worte zur Künstlerin des Mosaiks von 1972: Lavater wurde als Tochter einer Zürcher Familie geboren und verbrachte die ersten neun Lebensjahre mit ihren Eltern in Moskau und Athen, bevor sich die Familie 1922 in Winterthur niederliess. Als Grafikerin und Zeichnerin sowie Malerin lebte Warja Lavater in Zürich und Paris. Verheiratet war sie mit Gottfried Honegger, der unter anderem den Brunnen auf dem Dach des Reservoirs Strickhof gestaltete.
Warja Lavater hatte vor über 50 Jahren im Auftrag des damaligen Direktors der Wasserversorgung, Marteen Schalekamp, das Schema des Verteilsystems in ein Wandbild umgesetzt: wie das Trinkwasser für die Stadt und die umliegenden Glatttalgemeinden im Zürichsee gefasst und unterirdisch über eine Pumpstelle zum Seewasserwerk Lengg geleitet wird, wo die Aufbereitung stattfindet; wie es vom Reservoir Sonnenberg gesammelt und von da über eine weitere Pumpstelle in die Verteilstation des Reservoirs Strickhof gelangt und von hier aus im Druckstollen seinen Bestimmungsorten zugeführt wird. Der Weg, den das Wasser vom See bis zum Zürichberg zurücklegen muss, wird mit der Silhouette der rechtsufrigen Topografie mit Burghölzlihügel, Adlisberg und Zürichberg anschaulich dargestellt.
Und nun also das neue Werk. Dazu gab die Stadt nicht unwesentliche Vorgaben: Das neue Kunstwerk in Form einer Wandgestaltung aus Mosaiken durfte das bestehende Kunstwerk von Warja Lavater nämlich nicht konkurrenzieren, sondern sollte das Werk ergänzen und mit der Art der Umsetzung in die neue Zeit führen.
Das von Sonja Koch vorgeschlagene Mosaik führt nun die Szenerie fort. Die Künstlerin hielt bei der Gestaltung des Wandmosaiks die gleiche Tonalität sowie die Grösse der Kacheln. Vor der Umsetzung setzte sie sich intensiv mit dem Schaffen von Warja Lavater auseinander sowie mit dem Ort und der Umgebung im Strickhof. Sie hat den Weg des Wassers weitergeführt und erzählt mit dem neuen Wandmosaik die Geschichte weiter. Konkret stellt das neue Wandbild die Weiterführung des Wasserweges vom Sardonagebiet im Grenzgebiet Graubünden über St. Gallen und Glarus bis hin zum Zürichsee dar.
Was die Zukunft wohl bringt?
Das Werk von Warja Lavater hielt 52 Jahre stand, das Anschlusswerk von Sonja Koch soll ebenso lange Bestand haben. Wer weiss, ob und wie in Zukunft die Geschichte weitererzählt wird? Was wird 2074 en vogue sein? Was ist erlaubt und was nur noch unmöglich?
Sicher ist, Wasser hat es schon immer zum Überleben gebraucht, und das wird auch so bleiben.