Karin Steiner
Manche Spaziergängerinnen und Spaziergänger dürften sich schon gewundert haben, was die Frauen auf der schönen Klopstockwiese mitten im Enge-Quartier für eine Sportart betreiben: Es ist die Softballmannschaft der Zurich Challengers, ein erfolgreiches NLA-Team, das die Sportart Fastpitch Softball regelmässig trainiert und hier auch Wettkämpfe austrägt, die viele Zuschauerinnen und Zuschauer anziehen.
Softball ist eine Variante von Baseball und in den USA eine der beliebtesten Breitensportarten. Im professionellen Spielbetrieb wird Softball, im Gegensatz zum traditionell männerdominierten Baseball, überwiegend von Frauen gespielt. «In der Schweiz ist Softball leider eher eine Randsportart», sagt Marina Vaccaro Brüderli, die im Quartier aufgewachsen ist und seit ihrer Jugend begeistert ist von diesem Sport.
Nachwuchs gesucht
«Da Softball zu wenig bekannt ist, haben wir Mühe, Nachwuchs zu finden», so Marina Vaccaro Brüderli. «Leider haben wir keinen Trainingsplatz auf einer Sportanlage. Die Klopstockwiese ist ein Park, in dem man keinen Sport vermutet, aber wir sind dankbar, dass wir sie nutzen können. Jetzt hat die Stadt auch die Kreise, die für diese Sportart nötig sind, erneuert. Es ist einmalig, dass man mitten in einem Wohnquartier trainieren darf.»
Zwischen Baseball und Softball gibt es ein paar Unterschiede: Der Lederball ist beim Softball zwar etwas grösser als beim Baseball, aber ebenso hart, und die Schlaghölzer haben einen kleineren Durchmesser. Bei den Männern werfen die «Pitcher» den Ball über den Kopf dem Fänger («Catcher») zu, die Frauen werfen den Ball von unten. Nach dem abgefangenen Schlag folgt – ähnlich wie beim Mattenlauf, der gerne an Schulen gespielt wird – der «Home Run» um den Platz. «Bei den Frauen ist die Distanz kürzer, deshalb ist das Spiel auch schneller», sagt Trainer Janni Micic.
Beim Spiel stehen sich jeweils zwei Teams mit neun Spielern gegenüber. Eine Mannschaft spielt im Feld («Defense») und versucht, Punkte der Gegner zu verhindern, die andere ist am Schlag («Offense») und kann die Punkte erzielen. Hat die Defense-Mannschaft es geschafft, drei der Gegner «out» zu machen, wird gewechselt, das heisst die Defense-Mannschaft geht jetzt an den Schlag und die Offense-Mannschaft muss ins Feld. Ein Spiel besteht normalerweise aus sieben solcher Durchgänge.
Als Sieger an den Europacup
Schweizweit gibt es nur noch sechs NLA-Teams. «1992 waren es fast doppelt so viele», bedauert Marina Vaccaro Brüderli. «Viele haben Nachwuchsprobleme.» Doch die bestehenden Teams führen regelmässig Meisterschaften durch. 2021 holte die Softballmannschaft der Zurich Challengers nach 2006 erneut den Schweizer-Meister-Titel. 2022 und 2023 war sie Vizemeister und nimmt deshalb im August am Europacup (Winners Cup B) in Belgien teil. Dieses Jahr findet im September der SM-Halbfinal statt, an dem die Zurich Challengers wiederum dabei sind.
Wer als Kind Baseball oder Softball spielen möchte, wird bei den Junioren in einer gemischten Baseballmannschaft trainiert. «Man kann aber auch später einsteigen», sagt Marina Vaccaro Brüderli. «Ab 15, 16 Jahren trainieren Frauen von Anfang an bei uns. Interessierte können auch jederzeit zum Schnuppern kommen.»
Trainiert wird in der warmen Jahreszeit jeweils dienstags und donnerstags am Abend auf der Klopstockwiese – ausser bei starkem Regen, was dieses Jahr leider etliche Male der Fall war. Im Winter finden die Trainings im Gabler-Schulhaus statt. «Softball ist ein toller Sport, bei dem Taktik, Werfen, Schlagen und Rennen gleichermassen wichtig sind», betonen Marina Vaccaro Brüderli und Janni Micic einstimmig mit Begeisterung. Um auch Kinder und Jugendliche mit dieser Begeisterung anzustecken, besuchen die Challengers regelmässig Schulen und stellen die Sportart vor.