Damjan Bardak
Bald ist es ein Jahr, seit Miloš Malenović das Amt des FCZ-Sportdirektors antrat. In dieser Zeit ist viel passiert. Zahlreiche Transfers gingen über die Bühne und vor allem wurde viel darüber spekuliert, wohin Miloš Malenović den FC Zürich bringen kann. Es wirft Fragen auf, wie man das ganze Geschehen beurteilen kann und wer dieser Sportchef mit spannender Vergangenheit denn wirklich ist.
Wenn man sich im Stadion Letzigrund umhört, fällt auf, dass die Fans des FCZ Freude an den vielen Neuzugängen haben, die der FCZ seit Malenovićs Anstellung zu verzeichnen hat. Neu verpflichtete Spieler wie Stürmer Juan José Perea, die Flügel Umeh Emmanuel und Mounir Chouiar sowie Verteidiger Mariano Gómez gehören für viele Fans schon zu den Lieblingsspielern des grossen Kaders. Daher respektieren viele von ihnen die Arbeit von Malenović und schätzen seine Präsenz im Club. Auch in den sozialen Netzwerken herrscht ein positiver Ton, wenn es um den neuen Sportdirektor geht.
Diese positive Stimmung zeigt sich auch an den Leistungen und den Ergebnissen auf dem Platz. In der letzten Saison schaffte der FCZ die Qualifikation für den Europacup. Noch besser sieht es nun in der aktuellen Tabelle in der Credit Suisse Super League aus. Der FC Zürich ist als einzige Mannschaft der Liga noch ungeschlagen.
Die Neuzugänge fanden sich schnell ein, zudem verfügt der Verein neben dem ambitionierten Malenović mit Ricardo Moniz über einen Cheftrainer, der jeden einzelnen Spieler besser macht und mit seiner Leidenschaft, seinem Fleiss und seiner Akribie dem Team guttut. Schon jetzt ist klar: Das Duo Moniz/Malenović harmoniert bestens. Ebenfalls schilderten viele Sportjournalisten ihre Sorgen bezüglich der Position von Malenović, da er für sie mehr als nur ein Sportdirektor sei und er über zu viel Macht im Verein verfüge. Dazu wurde bereits spekuliert, dass Malenović ein potenzieller Nachfolger für den Präsidentenposten von Ancillo und Heliane Canepa sei und die Stelle als Sportchef nur ein Sprungbrett für das eigentliche Ziel darstelle. Dies wurde von Präsident Ancillo Canepa und auch von Malenović selbst in diversen Interviews nicht bestätigt, wie der FCZ betont.
Eigentlich schon lange dabei
Dabei handelt es sich bei Miloš Malenović nicht um ein neues FCZ-Gesicht. Ganz im Gegenteil. Der FC Zürich und allgemein der ganze Schweizer Fussball kennen den 39‑jährigen Mann, der innert elf Monaten beim FCZ den Laden professionalisierte.
Dabei wurden im Profi- und im Nachwuchsbereich neue Strukturen geschaffen und Prozesse verbessert. Malenović handelt laut Clubangaben immer in Absprache mit dem Präsidium. Dazu gebe es wöchentliche Sitzungen.
Sie lesen somit ein Porträt des aktuell aufregendsten und kontroversesten Sportchefs des Schweizer Fussballs mit Visionen, die aus seinen zahlreichen Erfahrungen und internationale Referenzen resultieren, wie es von der FCZ-Medienstelle heisst.
Kein unbekanntes Gesicht
Dazu eine Rückblende: Am 2. Oktober 2023 verkündete FCZ-Präsident Ancillo Canepa in einer Medienmitteilung, dass die Suche nach einem neuen Sportdirektor vorbei sei, denn man hätte den Wunschkandidaten verpflichten können. Wunschkandidat? Miloš Malenović war vor seiner Amtsübernahme lange Spielerberater und Gründer einer fussballerischen Berateragentur.
Mit seiner Anstellung beim Stadtclub habe er sämtliche Aktivitäten für Dritte eingestellt und sei seither exklusiv für den FCZ tätig, wird versichert.
Das FCZ-Präsidentenpaar Heliane und Ancillo Canepa betonte, dass Malenović beim FCZ bereits ein langjährig bekanntes Gesicht sei, da man sich geschäftlich wiederholte Male begegnete. Konkret: Malenović als Berater seiner Klienten und die Canepas als Interessenten an Spielern, welche sich von Malenović beraten respektive vertreten liessen. Offensichtlich machten Ancillo und Heliane Canepa beste Erfahrungen mit dem damaligen Spielerberater und empfanden ihn als kompetenten Geschäftsmann mit internationalem Netzwerk.
Fokus auf bessere Jugendarbeit
Für den FC Zürich versprechen sich die Canepas, wie es in einer Medienmitteilung hiess, von der Anstellung Malenovićs sowohl sportlichen als auch wirtschaftlichen Erfolg und eine fokussierte Jugendarbeit, welche sich durch die Integration von Zürcher Eigengewächsen – Spieler, die beim FCZ ausgebildet wurden – in die erste Mannschaft auszahlen solle.
Doch wer ist Miloš Malenović eigentlich? Miloš Malenović wurde am 14. Januar 1985 in der damals jugoslawischen Stadt Belgrad geboren und verbrachte später seine Kindheit und Jugend in der Schweiz. Seine fussballerische Karriere lancierte er in jungen Jahren beim FCZ.
Daraufhin spielte er bei GC, dem FC Wohlen, dem FC St. Gallen und Neuchâtel Xamax, bis er die Schweiz schliesslich Richtung Niederlande verliess und dort die Stationen Omniworld Almere, FC Emmen und BV Veendam durchlief. Schon mit 26 Jahren – im Jahr 2011 – hängte Miloš Malenović seine Fussballschuhe an den Nagel, da ihm die Folgen einer Verletzung am Kreuzband zu schaffen machten.
An den Spielfeldrand
Doch nun startete Malenović erst richtig durch. Er orientierte sich neu und gründete eine Beratungsfirma, mit der er Spielern beim Abschliessen und Verlängern von Verträgen half. Seine neu gegründete Firma Soccer Mondial AG in Zug wuchs auf über 20 Mitarbeiter, welche sich an über 2000 Transfers beteiligten. Gearbeitet wurde mit Nachwuchstalenten, aber auch mit hochprominenten Fussballern wie Dusan Tadic, der bei Ajax Amsterdam spielte. Ebenfalls zu den Kunden gehörten Ex-FCZ-Spieler Michael Frey, Berat Djimsiti, der mit Atalanta Bergamo kürzlich die Europa League gewann, und der ehemalige Super-League-Torschützenkönig Munas Dabbur. Dies alles ist nun aber Geschichte. Milos Malenović tätige keine Geschäfte mehr und die Firma sei inaktiv, wird festgehalten.
Kurz ein Szenenwechsel in die Fussballprovinz in der Westschweiz. Als beim FC Biel 2015 der Zürcher Anwalt Carlo Häfeli zum Mehrheitsaktionär wurde und von da an das Sagen über den Club hatte, wurde während der ersten Medienkonferenzen erwähnt, dass man den Plan habe, den FC Biel in die Super League und sogar nach Europa zu bringen. Es hiess, man könne den FC Biel bald mit Schalke 04 vergleichen. Um diese Pläne zu verwirklichen, wurde das Budget des Vereins erhöht. Häfeli versprach, 800 000 Franken von Investoren zu besorgen, sodass der FC Biel diese abrupte wirtschaftliche Veränderung stemmen könne. Dies berichtete damals der «Blick». Trotzdem wurde nur ein Jahr nach der Übernahme Häfelis der Konkurs des FC Biel verkündet. Der Traditionsverein musste in die zweite Liga regional zwangsabsteigen.
Die Wahrheit ist, dass Milos Malenović lediglich zur Unterstützung ein Mandat im Bereich Sport hatte. Die Vereinsführung und das Finanzielle lagen nicht in seinem Verantwortungsbereich. Er konnte mit gewissen Transfers den Verein sogar noch länger über Wasser halten.
Cleveres Verpflichtungskonzept
Doch zurück zum FCZ. Auch die Ziele von Herrn und Frau Canepa sowie Miloš Malenović lassen Fans und Clubmitglieder träumen. Trotzdem berichteten die Medien bisher, man solle aus Zürcher Sicht nicht zu übermütig werden, was die Ausgaben (bzw. die Anzahl) für Transfers betreffe. Betrachtet man dies freilich genauer, stellt man fest, dass sich die Zahl der Zu- und Abgänge die Waage hält. Acht Spieler haben in diesem Sommer den Verein verlassen, acht Neue sind dazugekommen. Der FCZ ersetzte unter Malenović Quantität durch Qualität.
Vorbild Topligen
Es fällt zudem auf, dass sich eine neue Strategie im Transferwesen entwickelt hat, indem man Spieler nicht per sofort, sondern leihweise mit einer Kaufoption verpflichtet. Damit verschiebt man den Entscheid über einen Kauf auf einen späteren Zeitpunkt.
Dies sorgt dafür, dass man häufig vorerst nur einen Teil des Gehalts des Spielers zahlen muss und den Spieler eine Art Probephase durchlaufen lässt. Somit kann der FCZ beobachten, ob es sich wirklich lohnt, eine Verpflichtung zu tätigen.
Dieses aus Sicht potenzieller Neuzuzüger durchaus stressige Vorgehen ist in den Topligen Europas schon lange bekannt und findet nun dank Miloš Malenović auch Anwendung beim FC Zürich.
Bezeichnend ist, dass nicht nur einzelne Spieler auf diese Art verpflichtet wurden, sondern die Hälfte der Neuzugänge. Das durchaus erfolgreiche System Malenović eben.