Jeannette Gerber
Grau in Grau und nass bis pflotschnass zeigte sich das Wetter vergangenen Samstag für den Herbstmarkt. Trotzdem tummelten sich die Quartierbewohnerinnen und -bewohner mit Schirm, in Regenkleidung inklusive Kapuzen gehüllt, zwischen den rund 50 Ständen.
Ein kleiner Teil der Standbesitzenden hatte des Wetters wegen die Teilnahme abgesagt. Abgesagt wurde leider auch das Platzkonzert des Blasmusikvereins VBZ-Musik und der übliche Kinderflohmarkt aus dem gleichen Grund. Was natürlich absolut verständlich, aber schade ist, denn beim Erklingen der Blasmusik überkommt einen immer so ein schönes nostalgisches Gefühl, und das Kinderlachen gehört einfach zum Wollimärt.
Laut dem Marktbesucher Werner Hollenstein, von 1999 bis 2015 Präsident der Marktkommission und Vorgänger von Christian Egli, der seinerseits Anfang Jahr das Zepter an Wolfgang Perschel übergeben hatte, sei der Wollimärt nicht von Wollishofen wegzudenken. Das Motto seit bald 38 Jahren: sehen und gesehen werden. Seine Frau Rosemarie und er wohnen seit 40 Jahren in Wollishofen und verpassen keinen Markt. Sie war damals die Kassierin der Kommission. Beide meinten einstimmig: «Es war eine tolle Zeit, und unter den freiwillig Engagierten herrschte immer ein gutes Einvernehmen. Das Gleiche gilt für die Wollishofer Vereine, mit denen wir zusammenarbeiteten.»
Im Angebot wie immer: Traditionsgebundenes, Quartierbezogenes, Handgefertigtes und von Hand Gestricktes. Doch sind auch an jedem Markt wieder Neuheiten zu entdecken. Diesmal fällt eine als Verkaufsstand umgewandelte, mehrfarbig gestrichene Vespa Ape aus dem Jahr 1987 auf: Trina’s Gwunder-Bar ist gleichzeitig Verkaufsstand, Zuckerwattemobil, Schmuckkästchen, Prosecco- und Kaffeebar. Als leidenschaftliches Hobby fertigt die Wollishoferin Trina Frutiger beispielsweise aus Kleinstdingen, die sie an Flohmärkten findet, Schmuck an. Wobei ihr Sohn Lenny beim Fabrizieren hilft. Den Preis dafür bestimmt der Kunde. Das Gefährt kann übrigens gemietet werden für Geburtstage und andere Events.
Gespräche am Markt sind wichtig
Neu sind auch die Produkte der Lavendelmanufaktur aus Dalmatien, die Diana Matić sehr geschmackvoll und farborientiert in Säckli und kleine Kissen, beispielsweise in Herzform, abfüllt. Der umwerfenden Lavendelduft verführt zum Innehalten und hoffentlich zum Kauf.
Kaum wegzudenken ist Erika Pucci mit ihrem Handgestrickten. Sie kennt Gott und die Welt beziehungsweise halb Wollishofen. Wenn man ihre Erzeugnisse ansieht – vom Babyschühchen bis zum Puppenkleidchen –, findet man die Preise eigentlich viel zu niedrig, gemessen an der investierten Arbeit. Doch sie meinte: «Es geht mir um die Sache, reich werden kann man dabei nicht und will ich auch nicht. Mir genügen die Begegnungen und die Gespräche am Märt.»
Schliesslich traf diese Zeitung den neuen Marktchef Wolfgang Perschel und bat ihn, kurz den Ablauf eines Markttages aus seiner Sicht zu schildern: «Bereits am Freitag werden die Fahnen montiert und das nötige Elektromaterial installiert. Am Samstagmorgen um 6 Uhr, nachdem die Kilchbergstrasse gesperrt ist, beginnen wir – 18 Helfer und das 5-köpfige Kernteam – in freiwilliger Arbeit, die zerlegten Marktstände aus dem Depot im Untergeschoss raufzubringen und jeweils am vorab nummerierten Platz zu montieren.» Durch die jahrelange Übung sitze jeder Handgriff. Um 8 Uhr träfen die Marktfahrenden ein, und um 9 Uhr beginne der Markt.
«Während des Tages gibt es immer wieder Fragen, die ich beantworten muss, und manche Stände müssen nachgerichtet werden», erzählt Perschel. Unter anderem müssten Velofahrende, die sich immer wieder durch das Gewimmel durchschlängeln würden, verwarnt werden. «Und dann schliesslich folgen nach 15 Uhr wieder der Abbau, die Demontage der ganzen Infrastruktur und das Versorgen im Depot bis zum nächsten Wollimärt.»
2025 sei übrigens für Wollishofen ein ganz spezielles Jahr: Es werde die 75. Ausgabe des Wollimärts und gleichzeitig 125 Jahre Quartierverein Wollishofen gefeiert. Perschel: «Und das mit einem grossen Fest am 6. September 2025 in der Kirche auf der Egg. Also bitte vormerken!»