Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Auto & Mobil
01.10.2024
02.10.2024 23:49 Uhr

Zürcher Autopionier wird 100 Jahre alt

1969 übergab Emil Frey (links) das Zepter an seinen Sohn Walter Frey.
1969 übergab Emil Frey (links) das Zepter an seinen Sohn Walter Frey. Bild: Emil Frey AG
Am 1. Oktober 1924 eröffnete der Mechaniker Emil Frey in Zürich eine Fahrrad- und Motorradwerkstatt. Das war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. Heute beschäftigt der Autoimporteur europaweit über 25 000 Mitarbeitende. An der Spitze des Familienunternehmens steht seit 55 Jahren Sohn Walter Frey.

Pascal Turin

Von Zürich aus bis ganz nach oben: Die Emil Frey Gruppe ist gemäss den Branchenanalysten des International Car Distribution Programme – kurz ICDP – Europas grösster Autohändler. 2024 feiert das Familienunternehmen mit Sitz in Altstetten sein 100‑Jahr-Jubiläum. Alles begann am 1. Oktober 1924, und zwar an der Schwingerstrasse 3 im Kreis 6.

Damals eröffnete der erst 26‑jährige Mechaniker Emil Frey eine Fahrrad- und Motorradwerkstatt. «1924 hatte Emil Frey noch kein Geld für den Handel mit Motorrädern oder gar Autos zur Verfügung», heisst es dazu in einer Medienmitteilung des Unternehmens zum Jubiläum. Es sei darum eine bescheidene, kleine Werkstatt gewesen. Schritt für Schritt baute der Fachmann aber sein Geschäft aus. «Er bezog – nun auch als Vertreter führender englischer Automarken – neue, zentrale Standorte in Zürich», schreibt dazu Karl Lüönd (79), der sich einen Namen als Medienexperte und Autor gemacht hat, im Buch «Zürich in 100 Geschichten». Beim Ausbruch des 2. Weltkriegs beschäftigte er über 60 Mitarbeitende. 1948 eröffnete er sein erstes eigenes Autohaus in Altstetten.

Im Rentenalter war der Unternehmer laut Historiker Karl Lüönd dann gezwungen, seine Firma neu zu erfinden, um die inzwischen 400 Arbeitsplätze seines Import- und Garagenunternehmens zu sichern. «Die Lösung fand er 1964 auf einer Ferienreise in Südafrika. Die Familie Frey besuchte in Durban einen Bekannten, der eine japanische Automarke mit einem damals in der Schweiz noch unbekannten Namen vertrat: Toyota!», heisst es im Buchkapitel mit dem Titel «In Unterstrass gegründet, in Europa bewährt». Emil Frey sei von der soliden Verarbeitung und der Ausstattung der Fahrzeuge angetan gewesen. Kurze Zeit später reiste er nach Japan – und kam mit dem Vertrag für die schweizerische Alleinvertretung zurück.

1926: Blick in den ersten Verkaufsladen für Motorräder der Marke Sunbeam am Stampfenbachplatz 1. Bild: Emil Frey AG

1971 folgte der Schritt ins Ausland

Die Leitung der neu gegründeten Toyota Schweiz AG übernahm der damals 22‑jährige Walter Frey. Der Vertrieb von Toyota in der Schweiz begann 1967. Die japanischen Autos etablierten sich schnell. «Bei Toyota gab es Zubehör gratis, das man anderswo teuer bezahlen musste, vor allem das Autoradio», schreibt Autor Lüönd.

1971 übernahm der Autohändler die Westschweizer Garagengruppe Perrot Duval. Im gleichen Jahr expandierte das Unternehmen ins Ausland und wurde in Frankreich Importeur von Toyota. Im Laufe von 100 Jahren entstand so die Emil Frey Gruppe mit über 25 000 Mitarbeitenden, zu der auch die Lokalinfo AG gehört, welche diese Zeitung herausgibt. Der Autohändler ist mittlerweile in 19 Ländern Europas tätig.

In der Schweiz ist das Unternehmen Importeur und Händler vieler Marken wie Citroën, Jaguar, Kia, Land Rover, Opel, Su­baru oder Toyota. Insgesamt sind es hierzulande über 25 Automarken, die von der Emil Frey vertreten werden.

Bisher standen nur zwei Patrons dem Unternehmen vor: Zuerst führte Emil Frey den Autoimporteur, 1969 übernahm Sohn Walter Frey die Geschäfte. Walter Frey, der in Küsnacht lebt, sass lange für die SVP im Nationalrat. Eishockeyfans kennen den 81‑Jährigen als Präsident der ZSC Lions. Mittlerweile ist mit Kathrin Frey und Lorenz Frey-Hilti die dritte Generation in Führungspositionen der Firma tätig.

Emil Frey baute 1948 sein erstes Autohaus an der Badenerstrasse, Ecke Flurstrasse, in Altstetten. Heute steht an gleicher Stelle der Hauptsitz des Unternehmens. Bild: Emil Frey AG

Kundenbrief wird zum Firmencredo

Unternehmen mit langer Geschichte entwickeln auch ihre Eigenheiten. Einer davon ist der Kundenbrief von 1935. In diesem brachte Emil Frey seine Werte zu Papier. Bis heute sind sie Credo des Unternehmens geblieben: Wirkliche Qualität zu vernünftigen Preisen, Verpflichtung als Fachmann, Mehrwert für Ihr Geld, Prompter und gewissenhafter Service sowie Bescheidenheit. «Ich freue mich, dass die von meinem Vater etablierten Werte einer 100‑jährigen Entwicklung standgehalten haben: Weltwirtschaftskrisen, Kriegen, dem Aufblühen und Untergang von Herstellern und Marken, Erdölkrisen und politischen Kampagnen gegen die individuelle Mobilität», so Walter Frey in der Mitteilung der Emil Frey zum Jubiläum. Diese Werte hätten nicht nur überlebt, sondern es dem Familienunternehmen erst ermöglicht, sich über all die Jahre auf einer soliden Basis erfolgreich weiterzuentwickeln.

Ausgewählte Meilensteine in der Geschichte der Emil Frey

  • 1924: Emil Frey eröffnet eine Fahrrad- und Motorradwerkstatt.
  • 1926: Eröffnung Verkaufsladen für Motorräder am Stampfenbachplatz.
  • 1931: Erster Autoimport Wolseley und Swallow (heute Jaguar).
  • 1948: Eröffnung Autohaus Zürich-Altstetten – der Hauptsitz bis heute.
  • 1949: Aufbau Importzentrum in Safenwil, Kanton Aargau, weil später die Autobahn dort vorbeiführen soll.
  • 1967: Start Verkauf von Toyota in der Schweiz.
  • 1969: Walter Frey übernimmt das Steuer von Emil Frey.
  • 1971: Expansion ins Ausland.
  • 2015: Eröffnung des Museums Classic Car Center in Safenwil.
  • 2024: Die Emil Frey Gruppe feiert ihr 100‑Jahr-Jubiläum.
2015 wurde das Classic Car Center in Safenwil eröffnet. Es ist Museum und Treffpunkt für Aficionados von klassischen Automobilen. Bild: Emil Frey AG

Emil Frey verkauft jährlich über 600 000 Fahrzeuge

Die Emil Frey Gruppe befindet sich zu 100 Prozent in Familienbesitz und ist mit über 25 000 Mitarbeitenden an über 850 Standorten in 19 Ländern Europas tätig.

Das Unternehmen zählt heute unter der operativen Führung von CEO Gerhard Schürmann zu den führenden Mobilitätsanbietern in Europa mit einem Vertriebs- und Servicenetz für über 50 Weltmarken von Personen- und leichten Nutzfahrzeugen, Lastwagen und Motorrädern sowie den dazugehörigen Finanz- und Logistikdienstleistungen. Kundinnen und Kunden haben dabei die Wahl zwischen traditionellen Autohäusern und digitalen Vertriebsplattformen.

Insgesamt verkauft die Gruppe jährlich über 600 000 Fahrzeuge. Umsatz- und Ertragszahlen gibt die Emil Frey Gruppe als Familienunternehmen nicht bekannt. (pd.)

Noch viel mehr Informationen zum 100‑Jahr-Jubiläum: 100.emilfrey.ch

Pascal Turin/Zürich24