Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Zürich Nord
21.11.2024
22.11.2024 15:44 Uhr

Hier erfährst du alles übers Wohnen in Oerlikon

Es steht heute noch, das Ensemble von Arbeiter- und Handwerkerwohnhäusern an der Oleanderstrasse oberhalb des Bahnareals. Es wurde 1890 erbaut. Die Bauherrschaft war der Gemeindepräsident Ernst Frei.
Es steht heute noch, das Ensemble von Arbeiter- und Handwerkerwohnhäusern an der Oleanderstrasse oberhalb des Bahnareals. Es wurde 1890 erbaut. Die Bauherrschaft war der Gemeindepräsident Ernst Frei. Bild: Baugeschichtliches Archiv, 1890
Der Jahreskalender 2025 des Ortsgeschichtlichen Vereins Oerlikon ist dem Thema «Wohnen in Oerlikon» gewidmet. Er zeigt eine Auswahl unterschiedlicher Wohnbauten der vergangenen 150 Jahre – von einfachen Arbeiterhäuschen bis zu grossen Siedlungen von Baugenossenschaften.

Der Jahreskalender 2025 des Ortsgeschichtlichen Vereins Oerlikon präsentiert eine Auswahl von Wohnbauten aus den letzten 150 Jahren, die den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel verdeutlichen. Die Industrialisierung hat ländliche Regionen stark verändert, so auch Oerlikon. 

Vor 200 Jahren lebten hier 183 Menschen in einem wenig ertragreichen Sumpfgebiet. Mit dem Bau der Nordostbahn und der Gründung der Maschinenfabrik Oerlikon 1886 wurde der Ort für Geschäftsleute und Investoren plötzlich attraktiv. Zunächst versuchten Fabrikanten wie Albert Heinrich Landis, der neben der MFO eine Kofferfabrik betrieb, die Wohnungsnot zu lindern. Aber viele Arbeiter lebten weiterhin in umliegenden Orten wie in Seebach, Affoltern oder Rümlang, da Oerlikon teuer war. 

Um 1890 baute Gemeindepräsident Ernst Frei an der Oleanderstrasse ein Ensemble von Zweifamilienhäusern auf der unverbauten Böschung südwestlich des Bahnhofs Oerlikon. Neben diesen Arbeiterhäuschen entstanden Anfang 20. Jahrhundert auch zahlreiche Villen der Fabrikbesitzer. Eine dieser Fabrikantenvillen war diejenige von Jakob Schmid Roost (1867–1928), dem die Kugellagerfabrik SRO am Berninaplatz gehörte. Die Villa wurde 1915 von Architekt Carl Albert Rathgeb gebaut und 1991 abgebrochen. 

Aktive Baugenossenschaften

Im 20. Jahrhundert schufen Wohnbaugenossenschaften zahlreiche bequeme und gesunde Wohnungen mit Zentralheizung, Küche, Bad, Waschküche und Trocknungsraum. Zum Beispiel erstellte die Baugenossenschaft GISA 2003 in unmittelbarer Nähe zum Hallenstadion eine Hofrandbebauung, Wohnstadion genannt. 
Eine Siedlung, die weit über die Grenzen Zürichs für Aufsehen gesorgt hat, ist die Siedlung Mehr als Wohnen auf dem Hunziker Areal. 55 Zürcher Wohnbaugenossenschaften schufen damit gemeinsam eine Innovationsplattform für neue Formen von Wohnen und Arbeiten im urbanen Raum. Studentisches Wohnen ist in Zürich ein grosses Thema. Dafür engagiert sich die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ), die in unmittelbarer Nähe zur Universität Irchel 222 Zimmer an Studierende der Zürcher Hochschulen vermietet. 

Swissôtel als WG

1972 wurde das Hotel International eröffnet. Es war damals mit 85 Metern Höhe, 32 Stockwerken und 348 Zimmern das höchstes Gebäude der Stadt. Die Corona-Krise brachte den Hotelbetrieb Ende 2020 zum Erliegen. 2021 entstand als Zwischennutzung die vermutlich grösste Wohngemeinschaft der Schweiz. Die Zimmer wurden zur Monatsmiete abgegeben, Studenten erhielten Sonderkonditionen. Nach einem umfassenden Umbau wird das Haus voraussichtlich im Sommer 2025 wiedereröffnet. Nebst dem Hotelangebot bis zur 12. Etage werden ab der 13. Etage 132 kleine Mietwohnungen bereitstehen. 

Auf dem Gelände des alten Oerliker Dorfkerns erstellte die Stadt Zürich 1976 das Zentrum Dorflinde. Der grösste Teil der Dorflinde wird von einem Alterswohnheim und einer Alterssiedlung belegt. Hier wird aber auch Übergangswohnen mit ganzjährig fachlicher Betreuung für junge Erwachsene angeboten. 

Wohnen in Gemeinschaft

Der OVO-Kalender 2025 zeigt auch eine Auswahl von modernen Wohnformen. Die Baugenossenschaft GISA erstellte zum Beispiel nahe der offenen Rennbahn eine abwechslungsreiche Wohnsiedlung mit 94 Wohnungen. Architektonisch sollte sie den Ausdruck des Wohnlichen und Heimeligen haben. Die GISA setzte sich Wohnen in Gemeinschaft zum Ziel. Zu diesem Zweck wurden Freizeiträume, Ateliers, Bastelräume und ein Gemeinschaftsraum für Feste eingerichtet. Die Aktivitäten der Arbeitsgruppen sind gefragt. Willkommen sind alle Bevölkerungsschichten aus verschiedenen Generationen und Lebensphasen.

Auf dem ehemaligen Industrieareal von Oerlikon-Bührle baute von 1997 bis 2011 der renommierte Architekt Theo Hotz eine dem Gelände angepasste Siedlung für die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich ABZ. Der mit 126 Wohnungen ausgestattete Regina-Kägi-Hof weist zahlreiche innovative Merkmale auf: ein teichartiges Regenwassser-Auffangbecken, Solarzellen auf den Dächern, tiefe Baukosten durch serielle Fertigung mit einheitlichen Wohnungstypen mit zwei bis sechs Zimmern. 

Bezahlbare Wohnungen waren einst und sind auch heute noch in Oerlikon rar. Das 1931 erbaute Gebäude an der Gubelstrasse 2 wurde 2004 von der Stiftung PWG zum Erhalt von preisgünstigen Wohn- und Gewerbeliegenschaften der Stadt Zürich übernommen. Sie bietet nun einer gemischten Mieterschaft ein Zuhause unweit des lebendigen «Sternen» Oerlikon. Heute hat Oerlikon über 24 000 Einwohner und ist zum wichtigsten Nebenzentrum von Zürich geworden. 

Der Kalender ist ab 29. November in der Buchhandlung Nievergelt, beim Atelier Hohl am Berninaplatz und am 29. und 30. November am Oerliker Weihnachtsmarkt auf dem Max-Bill-Platz erhältlich.

Karin Steiner/Zürich24