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Stadt Zürich
28.11.2024

Die erste Apothekerin in der Stadt Zürich

Die Stadtzürcher Apothekerin Hedwig Delpy (1881–1967): Vor 115 Jahren wurde sie als erste Frau an der ETH Zürich zur Promotion in Pharmazie zugelassen. Nach Abschluss ihres Studiums führte sie zusammen mit ihrem Mann während 50 Jahren in Zürich-Oberstrass die Winkelried Apotheke.
Die Stadtzürcher Apothekerin Hedwig Delpy (1881–1967): Vor 115 Jahren wurde sie als erste Frau an der ETH Zürich zur Promotion in Pharmazie zugelassen. Nach Abschluss ihres Studiums führte sie zusammen mit ihrem Mann während 50 Jahren in Zürich-Oberstrass die Winkelried Apotheke. Bild: gemeinfrei
ZEITREISE – Die Stadtzürcherin Hedwig Delpy (1881–1967) zählt bis heute zu den Pionierinnen ihrer Zeit. Als erste Frau hat die Pharmaziestudentin vor nunmehr 115 Jahren an der ETH Zürich promoviert und anschliessend als Zürichs erste Apothekerin erfolgreich ihr eigenes Geschäft geführt.

Dominique Rais

Sie war die erste Frau, die an der ETH Zürich – damals noch Eidgenössisches Polytechnikum – promovierte: die Zürcher Apothekerin Hedwig Delpy (1881–1967). Von 1888 bis 1897 besuchte die Tochter zweier Musikpädagogen die Volksschule in Zürich-Hottingen, bevor sie von 1897 bis 1901 als Maturandin ans Lehrerinnenseminar in Zürich ging und im Frühjahr 1901 ihre Matura bestand. Anschliessend arbeitete sie als Praktikantin in mehreren Apotheken und absolvierte im Herbst 1903 erfolgreich das Apothekengehilfe-­Examen.

Vor 120 Jahren, im Oktober 1904, nahm Delpy schliesslich ihr Pharmaziestudium am Eidgenössischen Poly­technikum auf. Und bestand nur zwei Jahre später als erste Apothekerin an der ETH Zürich das eid­genössische Staatsexamen. Während eines Jahres arbeitet sie fortan als Verwalterin in einer Apotheke in Baden, bevor sie sich von Herbst 1907 bis Herbst 1909 ihrer Dissertation widmet und vor 115 Jahren schliesslich zur Promotion zugelassen wird.

  • Die Aufnahme aus dem Jahr 1909 zeigt Hedwig Delpy (1881–1967) zusammen mit ihrem Doktorvater Carl Hartwich und weiteren Mitarbeitern im pharmazeutischen Labor des Eidgenössischen Polytechnikums. Bild: ETH-Bibliothek, Bildarchiv
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  • Die Stadtzürcher Apothekerin Hedwig Delpy: Vor 115 Jahren wurde sie als erste Frau an der ETH Zürich zur Promotion in Pharmazie zugelassen. Nach Abschluss ihres Studiums führte sie zusammen mit ihrem Mann während 50 Jahren in Zürich-Oberstrass die Winkelried Apotheke. Bild: gemeinfrei
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Die 28‑jährige Pharmazeutin war angespannt, als sie sich an jenem Montag des 13. Dezember 1909 zum Polytechnikum aufmachte. Schliesslich stand ihr die ein­stündigen münd­liche Doktorprüfung, auf die sie unermüdlich hingearbeitet hatte, unmittelbar bevor. Obgleich ihr die Nerven versagten, gelang es ihr aufgrund ihrer herausragenden eingereichten schriftlichen Doktorarbeit und deren Veröffentlichung im Folgejahr dennoch, den Doktortitel zu erlangen.

Eröffnung der eigenen Apotheke

Als Assistentin ihres Doktorvaters Carl Hartwich (1851–1917), Professor und Leiter des Lehrstuhls für Pharmakognosie, pharmazeutische Chemie und Toxi­kologie am Polytechnikum, betreute Delpy ab dem Sommersemester 1910 drei seiner Kurse. Und so kam es, dass sich die Wege von Delpy und ihrem späteren Mann, dem Apothekersohn Fritz Nipkow (1886–1963), den sie bereits aus Kindheitstagen kannte, kreuzten. Zwei Jahre später heiratete das Paar.

Während Delpy von ihrem Doktor­vater eigentlich als dessen Nach­folgerin vorgesehen war, sollte Nipkow wiederum das Geschäft seines Vaters in Stäfa übernehmen. Das Ehepaar Nipkow-Delpy hatte jedoch andere Pläne. Und so entschied sie sich im Jahr 1912, ihre eigene Apotheke an der Winkelriedstrasse in Zürich-­Oberstrass zu er­öffnen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 wurde Nipkow, Ober­leutnant bei der Schweizer Armee, zum aktiven­ Dienst eingezogen. Fortan musste die zu diesem Zeitpunkt bereits hochschwangere Delpy die Apotheke alleine führen.

Während in Europa der Krieg tobte, brachte Delpy am 24. Oktober 1914 ihren ersten Sohn Gustav Heinrich Nipkow (1914–1942) zur Welt. Zusammen hatte das Paar insgesamt vier Kinder – eine Tochter und drei Söhne. Ursprünglich hätte Delpys ältester Sohn die Leitung der Apotheke übernehmen sollen. Nachdem Gustav Heinrich aber im Sommer 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, übernahm der jüngste Sohn Fritz Nipkow jun. ab 1954 das Geschäft.

1963 verlor Delpy ihren Ehemann nach langer und schwerer Krankheit. Die verwitwete Apothekerin selbst lebte noch weitere vier Jahre, bevor sie am Karfreitag 1967 im Alter von 85 Jahren ebenfalls nach schwerer Krankheit starb.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

Weitere Artikel aus der historischen Serie finden Sie auf Zürich24.ch im Dossier «Zeitreise».

Dominique Rais