Für das Bauteillager zuständig ist die Projektleiterin Sandrine Keck, die zusammen mit zwei weiteren Angestellten den Auftrag des Denkmalschutzes umsetzt. Zusammen organisieren sie die Archivierung und gegebenenfalls die weitere Verwendung der verschiedenen Gegenstände. Die Objekte befinden sich in grossen, elektronisch gesteuerten Regalen, welche die verschiedensten Dinge beinhalten. Von Türen, Bodenplatten und Kachelöfen aus allen Epochen bis hin zu Statuen, alten Bahnhofschildern und Reklamen kann man wirklich fast alles im Bauteillager finden.
Gegenstände erzählen Geschichten
«Wir haben auch ganz besondere Stücke hier, wie beispielsweise die Leuchtreklame des ehemaligen Zürcher Cafés Caravelle», sagt Sandrine Keck. Dieses Café wurde in den Sechzigerjahren ausschliesslich von einer Frau geführt. In Kombination mit der amerikanischen Leuchtreklame sei dies ein regelrechtes Novum für die Schweiz gewesen, betont die Projektleiterin.
Ein weiteres Lieblingsstück von Sandrine Keck ist das «A» des ehemaligen Kinos Apollo an der Stauffacherstrasse, das 1928 eröffnet wurde und mit 2000 Plätzen das grösste Lichtspieltheater in Zürich war, bis es 1988 seine Türen schliessen musste und durch Büroflächen ersetzt wurde. Daneben konnte auch noch das «C» für Cinema gerettet werden. «Dieses Stück ist aufgrund des damaligen Fortschritts der Leuchtreklame historisch so wichtig, dass es in Zukunft vielleicht im Technikmuseum ausgestellt wird», fügt sie hinzu.
Doch auch Objekte, die in jedem Haushalt zu finden sind, haben ihre Relevanz. So stehen zum Beispiel zwei Herdplatten mit eingebauten Öfen nebeneinander, die aus Haushalten von verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen. Eines stammt dabei aus einer Villa in Küsnacht und ist durch seine grosse Fläche, zwei integrierte Öfen und mehrere Herdplatten ein echtes Luxusprodukt aus vergangenen Zeiten. Das andere stammt aus Wallisellen und ist ein einfaches Küchenelement, das in den Siebzigerjahren in den meisten Haushalten zu finden war.
«Wir sind kein Brockenhaus»
Die gelagerten Gegenstände nehmen, wie das Beispiel der verschiedenen Herde zeigt, die Funktion von Zeitzeugen ein. Durch ihre Erhaltung werden Einblicke in die Baukultur möglich. Diesbezüglich veranstaltet das Bauteillager im Zürcher Kreis 1 an der Sihlamtsstrasse 4 Führungen in ihrem kleinen Museum. Dort nennen sie sich das «Alterthümer-Magazin» und stellen hauptsächlich unverkäufliche Objekte aus, kulturhistorische Kostbarkeiten und Kuriositäten aus über 700 Jahren Zürcher Baugeschichte.
Jedoch gibt es auch Artikel, welche die Denkmalpflege verkauft. Dabei wünscht sich Keck, dass ihre Waren wiederverwendet werden. In einer Zeit, in der Recycling und Re-Using immer wichtiger werde, hoffe sie darauf, dass die Stücke neue Plätze und Verwendung finden, betont Keck. Erwerben können die Gegenstände allerdings nur Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden, die sich im Inventar der Denkmalschutzobjekte befinden. Hotels wie etwa das Grand Hotel Dolder oder auch der Zürcher Hauptbahnhof können ebenfalls Artikel beziehen. «Privatpersonen kommen zu uns, wenn ihnen unpassende Elemente an, auf und vor allem in ihren vier Wänden auffallen, die aus verschiedenen Zeiten stammen. Zum Beispiel ein Spannteppich, der nicht zur Ästhetik des Rests passt, da er nach einer Sanierung über den originalen Holzboden gelegt wurde», sagt Keck.
Bei ihnen könne man dann stilistisch passende Elemente, seien es Dachziegel, Bodenbeläge, Türen, Möbel, Fenster oder Armaturen aus der entsprechenden Zeit, erwerben. Dabei muss man die Lager- und Abbaukosten übernehmen. Die Ware selbst hat allerdings keinen Preis. «Wir sind jedoch kein Brockenhaus», betont Sandrine Keck lachend. Sie hoffe einfach auf eine geeignete Wiederverwendung. «Es ist immer schön, wenn man die Gegenstände aus unserem Lager an neuen Stellen sieht».