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Züriberg
05.12.2024

Sie feiern auch mal mal überbordende Feste

Generationenübergreifend gelebt werden die singstudentischen Tugenden seit 1967 in oder vor den Mauern der verbindungseigenen «Kantorei» in der Zürcher Altstadt.
Generationenübergreifend gelebt werden die singstudentischen Tugenden seit 1967 in oder vor den Mauern der verbindungseigenen «Kantorei» in der Zürcher Altstadt. Bild: zvg.
Als eine der mitgliederstärksten Verbindungen der Schweiz zelebrieren die Zürcher Singstudenten seit 1849 den akademischen Gesang, studentische Tugenden sowie die generationsübergreifende Geselligkeit und Freundschaft. Noch bis am Sonntag wird im Seefeld eine lustige Operette aufgeführt.

«Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust
und lauter Liederklang»

Die politisch neutrale Lebensverbindung unter blau-weiss-blauer Fahne zählt zurzeit über dreissig Aktive und glänzt auf eidgenössischer Bühne mit vierstimmigem Chorgesang mit mehrfacher Auszeichnung durch Spitzenprädikate. Plus natürlich mit den aktuell laufenden Aufführungen. Der Studentengesangverein Zürich, der heute in der «Kantorei» am Zürcher Neumarkt domiziliert ist,

blickt auf eine Gesangstradition zurück, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Bereits im Jahre 1818 bildete sich anlässlich der 300-JahrFeier der zürcherischen Reformation eine «Singgesellschaft der Studenten». Hauptsächlich angehende Theologen trafen sich nebst musikalischen Proben zum Kegeln und Pokulieren, gefolgt von Ad-hoc-Konzerten. Der 1826 gegründete Sängerverein der Stadt Zürich trat alsbald an die Stelle der singenden Studenten. «Sängervater» Hans Georg Nägelis Sogwirkung zog die begabtesten Stimmen an, wodurch die Studentensängerschaft ab 1827 keinen Bestand mehr hatte.
Jahre später war es der musikalisch versierte Wilhelm Baumgartner, der nach dem «Züriputsch» vom 6. September 1839 seine Mitstudenten aufforderte, einen Studentengesangverein zu formieren. Der Chor florierte und erntete grossen Beifall in einer Zeit, in der sich Regierung und akademischer Geist konträr gegenüberstanden. 

Von informell zu offiziell

Als anno 1842 Franz Abt die Direktion der musizierenden Studenten übernahm, wurde aus der informellen Vereinigung am 22. Januar 1849 eine feste Organisation gegründet. Dieses Datum ist seither als Geburtstag des Studentengesangvereins Zürich (StGVZ) vermerkt. Nebst dem Gründervater Wilhelm Baumgartner waren weitere musikalische Schwergewichte für die Leitung der Singstudenten verantwortlich: Carl Attenhofer, dessen Volkslieder und Chorwerke das Schweizer Gesangswesen nachhaltig prägten, hielt dem Verein während nahezu fünf Jahrzehnten die Treue. Unter seiner Leitung errang der Chor bei vier von sechs eidgenössischen Sängerfesten den ersten Lorbeer. Weiter dirigierte mit Hans Lavater ein leidenschaftlicher Singstudent 36  Jahre lang den StGV. 177 Auftritte resultierten unter seiner Stabführung. Auf eidgenössischem Parkett ebenfalls vorzüglich  abgeschnitten hat der StGV unter Ernst Hess. Der 1956 aus Ungarn emigrierte Lazi Rybach, ein Singstudent durch und durch, sowie der amtierende Direktor Martin Baur komplettieren den Reigen der hervorragenden musikalischen Leiter der Zürcher Singstudenten.

Singen und fröhlich sein

Gesang ist der Verbindungszweck. Daneben frönt ein jeder Singstudent – getreu dem Wahlspruch «Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust und lauter Liederklang» – dem blau-weiss-blauen Frohmut. So war es, ist es, und so soll es immer bleiben!

Gerne erinnert man gemeinsam an grossartige musikalische Leistungen, an überbordende Feste, Schabernack und Heiterkeit. Manch einer fühlt sich durch die Lust rückversetzt in die wilden Jugendjahre und entweicht den Alltagsproblemen im trauten Freundeskreis.

Generationenübergreifend gelebt werden die singstudentischen Tugenden seit 1967 in den Mauern der verbindungseigenen «Kantorei» in der Zürcher Altstadt. Diesen Traum realisierte der StGV, indem ein achtköpfiges Komitee den «Verein Verbindungshaus Zürcher Singstudenten» gründete und 1966 das geschichtsträchtige Haus «Zur weissen Traube» am Neumarkt kaufte. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte: In der prächtigen Lokalität kann dem Vereinsleben ohne Existenznot heute und morgen gefrönt werden. 

Aufführungen im Seefeld zum 175-jährigen Bestehen
«Die lustige Witwe» von Franz Lehár – mit dieser berühmten Operette feiern die Zürcher Singstudenten ihr 175-Jahr-Jubiläum. Die Premiere im familiären Theater Seefeld stieg am Freitag, 29. November; noch bis am  8. Dezember (im Print ging das 8. verloren.....)  laufen die Vorstellungen. www.lustige-witwe.ch 

pd/red/zürich24